08.07.2015,
tobsi:
Ein Regenguss überzieht Bischofsgrün während des Frühstücks im Hotel Kaiseralm. Wir sind froh, dass diese Regenmassen sich nicht auf uns ergießen werden, sagt doch das Regenradar Trockenheit für den Startzeitpunkt an.
Am Start begrüßt uns Herr Unglaub, seines Zeichens Bürgermeister von Bischofsgrün, schwört uns auf die ersten Etappenkilometer ein, und lässt es sich auch nicht nehmen, uns eigenhändig die Straße zum Start abzusperren.
Auf noch nassen Straßen rollen wir gemächlich über das Pavé des idyllischen Marktplatzes von Bischofsgrün und herunter zur B303. Die Polizei sperrt die vielbefahrene Straße souverän ab, und wetzt damit die Scharte aus dem Jahr 2012 aus, als sie noch unseren StVO-konformen Stopp am Stoppschild aus der Gegenrichtung bergab von der Schwedenlohe überwachte. Danke schön!
Jetzt Flow, Flow, Flow mit wenigen Kackwellen zur ersten Getränkeverpflegung. Die Straßen sind noch nass, es ist relativ kühl, und so haben wir fast noch nichts getrunken. Entsprechend kurz fällt die Pause aus, zumal es gerade angefangen hat zu nieseln. Das haben wir uns anders vorgestellt.
Schon gar nicht so, wie es jetzt kommt: der Regen verstärkt sich zügig, und wir sind schnell ziemlich nass. Und kalt. Glücklicherweise halten sich die Umziehpausen in Grenzen – kaum Jemand hat eine Regenjacke dabei. Ich bin froh um meine Windweste und Ärmlinge, aber die Regenjacke im Rucksack zu lassen war schon etwas gewagt.
Die "Kürzer"-Rufe werden ignoriert und auf ein Rollen nach dem Berg verschoben. Zu froh sind wir darüber, kurz etwas Wärme in die gebeutelten Körper zu bekommen. Dazu gibt es glücklicherweise auf den diversen Rampen bis zur Mittagsverpflegung genug Gelegenheiten. Kurz vor Vohenstrauß, wo die Mittagsverpflegung am Edeka Center Hempel stationiert ist, hört es langsam auf zu regnen, und so können wir trockenen Fußes essen. Es gibt selbstgemachten Milchreis und Leberkäswecken, und langsam steigende Moral aufgrund des steigenden Blutzucker- und Wärmespiegels.
Hans-Jörg hat heute schlechte Beine, aber mein Ruf hat unter dem gestrigen Bericht des Majors wieder arg gelitten, und so können wir ihn empathisch zum Weiterfahren animieren, indem wir humanes Bergtempo versprechen. Kurz nach der Mittagsverpflegung können wir sogleich die Aufrichtigkeit unserer Ankündigung beweisen und geben den Anstieg nach Etzgersrieth frei, der mittlerweile schon in der Sonne liegt und auf trocknenden Straßen verläuft. Nun läuft es wieder richtig, der Verband spielt bergab und in der Ebene seine Stärken richtig aus, um Hans-Jörg zu eskortieren, und am Berg übernehmen Jan und ich diese Aufgabe. So erklimmen wir auch den nächsten Anstieg nach Schwand, in dem uns die Polizei entgegen kommt, was sofort eine Einerreihe wie an der Perlenschnur erzeugt.
Kurz darauf überholt uns ein anderes Polizeiauto, aber dieses kümmert sich nur um einen LKW mit Reifenplatzer am Straßenrand. So erreichen wir unbehelligt und gut unterhalten den Gipfel.
Jetzt rollt's, rollt's, rollt's mit zunehmend besser werdenden Ausblicken in den herannahenden Bayrischen Wald mit dem
Cerchov, wie uns Martin aus Rimbach erläutert. Die letzte Verpflegung in Treffelstein findet schon im gleißenden Sonnenschein bei bester Laune statt.
Es folgen nun nur noch 40 km Flowpassagen und zwei Anstiege mit Freigabe nach Lengau und Dönning, bevor wir unter dem donnernden Applaus der Dorfbevölkerung nach Rimbach einreiten.
Der Bayrische Hof in Rimbach begrüßt uns mit Snackbar und Bratwurst-Brötchen, und Hans-Jörg lädt die ganze Gruppe zu einer Runde Hefeweizen ein. Chapeau!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach der heimlichen Königsetappe am Vortag geht es heute nicht nur verkehrstechnisch ruhiger zu, denn auf der Etappe fehlen heute die größeren Berge. Dennoch wird die Etappe aufgrund des welligen Profils sicher nicht so leicht wie sie aussieht.
Dennoch schwingen wir uns voller Vorfreude in Bischofsgrün am Fuße von Ochsenkopf und Schneeberg aufs Rad, um die erste kleinere Welle hinauf zur Schwedenlohe zu nehmen, die wir in Gegenrichtung aus dem Jahre 2012 kennen.
Vom höchsten Punkt der Etappe verlieren wir auf den nächsten 30 km bis Krummennaab fast 300 Höhenmeter und diesem Abschnitt sollte genug Flow aufkommen, um diesen Abschnitt schnell hinter sich zu bringen. Die Fichtelnaab weist uns hier immer den Weg bis wir in Windischeschenbach einrollen, das durch
Zoiglbier und die
Altneihauser Feierwehrkapell´n bekannt ist. Spätestens hier ist die tiefste Oberpfalz erreicht und die Sprache teilweise schwer zu verstehen. Auf einsamen Pfaden geht es über Floß und Vohenstrauß in Richtung Pfreimdtal, das wir leider nur kurz streifen, um Kilometer machen zu können. Wellig geht es über Waldmünchen recht geradlinig nach Rimbach, wo hoffentlich eine kraftschonende, aber landschaftliche reizvolle Etappe zu Ende geht. Die frühe Ankunft im Hotel kommt uns entgegen, bietet das Vier-Sterne-Haus alle Möglichkeiten zur Erholung.