28.03.2015,
Jan:
Sensationelles Frühlingswetter mit angenehmen 12 Grad und blauem Himmel empfängt uns heute im Morgen in Achkarren im Kaiserstuhl. Die drei Gruppen werden kurzerhand in zwei zusammengeschmolzen, da die schnelle Gruppe auszubluten droht. So macht sich um kurz nach neun eine 16-köpfige Gruppe 1,5, eine 6-köpfige Gruppe drei und zwei weitere Splittergruppen auf den Weg Richtung Schwarzwald.
Die obligatorische Welle hinüber ins jenseitige Tal nach Oberrotweil war schnell genommen und wir steuerten den Vogelsangpass an. Wohlweislich in dieser Richtung, um die Highspeedabfahrt nach Bötzingen nehmen zu können. Der Verband in Gruppenarbeit 1,5 wurde zwecks zügiger Rheinebenenquerung gebildet, der Vorwärtsdrang allerdings jäh durch ein auf der Straße liegendes Portemonnaie weiblichen Zuschnitts gebremst, das Pepe unter Einsatz seines Lebens rettete ("wie – das gehört gar keinem von uns, ja was mach ich jetzt damit?" – der Chef nahm es).
Schnell passierten wir den Tuniberg und fuhren auf den Schönberg zu, wo wir die Anfahrt zur Berghauser Kapelle in gleißendem Sonnenschein und bester Stimmung angingen. Auf einmal erklingt Marschmusik aus meinem Rucksack. Was ist das? Aha, in dem Portemonnaie scheint sich noch ein Handy zu befinden. Beschwingt von den treibenden Rhythmen erreichen wir schnell die Berghauser Kapelle. Barometer und Moral steigen weiter in der Abfahrt, die nach kurzer Überführungspassage in die Auffahrt zum Geiersnest übergeht. Herrlich schwarzwaldesk geht es an einem sprudelnden Gebirgsbach in gleißender Sonne bergan. Kehre um Kehre schrauben wir uns weiter nach oben und genießen die Ausblicke in die Rheinebene und die Schwarzwaldromantik.
Oben stehen wir lange und genießen den Moment, doch schließlich obsiegt das aufsteigende Hungergefühl über das Dolce-far-niente, und vorsichtig tasten wir uns die Abfahrt über Horben und Langacker hinunter. Schnell wird der quaeldich-Zug formiert, der erst unter der dräuenden Burg Hohenstaufen in der Fußgängerzone von Staufen gedrosselt wird.
Horsts Ortskenntnis lenkt uns zielgerichtet in das Pizzeria-Hotel Sonne, wo der italienische Wirt uns köstlich und zügig bewirtet. Einen Tomatensalat, ein Gnocchi al Burro e Salvia, eine Pizza Margherita sowie einen Caffè später geht es schon wieder weiter. Gut, eineinhalb Stunden haben wir hier wieder dem Nichtstun gefrönt, und so ist es auch an der Zeit, damit wir Achkarren noch vor dem vorhergesagten Regen um 17 Uhr erreichen.
Zunächst müssen wir gegen den WInd ankämpfen, aber bald wenden wir uns gen Norden und hissen das Großsegel. Mit wehenden Fahnen erreichen wir Ihringen (danke an Gerd für das Ausbügeln des Guidepatzers kurz vor dem Tuniberg). Letzte Körner verbrennen am Kreuzenbuckpass.
Für den Sonntag ist ergiebiger Starkregen angekündigt. Da eine Kaiserstuhlrunde ohne Totenkopf und Texaspass keine Kaiserstuhlrunde ist, entscheiden wir uns, eine Verlängerungstour anzubieten. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: einerseits müssten wir morgen nicht mehr aufs Rad, andererseits müssen wir heute im Abendprogramm nicht an Morgen denken. Andreas, Rolf, Alexander, Tom und Jan schließen sich diesem Angebot an, und wieder geht es in Richtung Oberrotweil, wo wir in Bickensohl zum Totenkopf abbiegen. Keiner kennt den Weg, also entscheiden wir uns für den bewährten Gradientenaufstieg. Eine gute Wahl, denn dieser Weg des steilsten Anstiegs führt uns zu einem wunderbaren Aussichtspunkt auf die Vogesen – und zum Ende des Asphalts. In einem (nicht verwunderlichen) Anflug von Genialität führt uns Alexander im Anschluss durch das Asphaltbandgewirr der Bickensohler Weinberge gezielt Richtung Totenkopf. Als wir nach einer ca. 50 m langen Naturstraßenpassage die Totenkopfstraße erreichen, brandet Jubel auf.
Aber hart ist es hier. Steil. Die Straße schlecht. Die Kraft schwindet. Kaum eine Attacke gilt es abzuwehren. Oben am Totenkopf die nichtigste Kaiserstuhlaussicht, anheimelnd am Fernsehturmtor gelegen.
Wir eiern herunter nach Oberrotweil und biegen zum Texaspass ein. Ein SEHR lohnenswerter Anstieg mit echtem Passfeeling. Erschöpfungsselfie am Parkplatz mit Totenkopfpanorama. Ab hier sind wir alle so blau, dass ich mich entscheide, den Blaufilter an meiner Kamera zu aktivieren, und so nehmen wir die Rückfahrt über den kleinen Texaspass oder "Guller" (badisch für "Hähnchen") nur noch durch einen Schleier wahr. Oben am Guller noch einmal ein schönes Vogesenpanorama, bevor wir mit schwindenen Kräften kurz vor 18 Uhr Achkarren erreichen. Erleichtertes und stolzes Abklatschen. Stolz sind wir auf 148 km und 2300 Hm am 28. März.
Vor dem Abendessen reicht es gerade noch zum Bilderupload. Während wir in der kulinarisch exquisiten Krone auf den Hauptgang warten, steigt ringsum die kilometer- und bierselige Stimmung. Prosit!
Jans Strava-Track
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am zweiten Tag dehnen wir unser Revier etwas weiter aus und machen Richtung Süden einen Abstecher ins Markgräflerland. Einen Hauch von Schwarzwald vermittelt uns dabei die Schleife übers
Geiersnest.
Die Tour beginnt jedoch mit dem
Vogelsangpass, einem der klassischen Kaiserstuhlübergänge. Heute haben wir es mit der leichteren Auffahrt aus Westen zu tun, so dass wir die 16 % steile Bötzinger Steige nur als Abfahrt zu sehen bekommen. Wir umrunden den Tuniberg und fahren auf den Schwarzwald zu, dessen Gipfel vermutlich noch schneebedeckt sind. An der
Berghauser Kapelle sollten wir endgültig warm gefahren sein, denn aus dem Hexental geht es jetzt hinauf zum
Geiersnest – wir kratzen sozusagen am Rand des Schwarzwalds. Den Hochschwarzwald mit Schauinsland und Belchen lassen wir jedoch angesichts der frühen Jahreszeit links liegen und fahren lieber über die Fauststadt Staufen durchs Markgräflerland nach Süden. Der Rückweg Richtung Achkarren führt uns dann komplett flach durch die Rheinebene, wo
Jan sich schon auf das Perfektionieren des Rennrad-Flow freut. Der kleine Abstecher über den bereits bekannten
Kreuzenbuck kann uns dann auch nicht mehr aufhalten.