24.08.2015,
Jan:
Mit Ankunft am Col St. Martin regnete es immer wieder während der Nacht, doch früh beim Aufwachen kam nichts mehr von oben. Die Straßen hinunter ins Tinee-Tal waren dennoch teilweise etwas feucht, aber die Abfahrt machte auf breiter Straße trotzdem Spaß. Viele, mit Zug zu fahrende Kurve und viele Kehren bremsten zwar etwas die Geschwindigkeit, aber alle kamen unten gut an. Danach wurden die Züge hinauf nach Isola durch das Tinee-Tal aufwärts aufgebaut, um zügig an den Einstieg in den Col de Lombarde, dem einzigen Anstieg des Tages, zu kommen. Ab Isola ging es nur noch bergauf und das auf einer gut ausgebauten Straße. Bei 1500 Höhenmetern am Stück mussten alle ihren eigenen Rhythmus und ihr eigenes Tempo fahren. Immerhin stimmte in der Auffahrt noch das Wetter, d. h. der Regen ließ noch auf sich warten, auch wenn es ziemlich kühl gewesen war. Ich hatte diese Lombarde-Straße nur als Abfahrt erlebt und fand diese Seite des Passes als nicht schön. Als Auffahrt entpuppte sich diese Seite jedoch als hässliches Entlein. Steil abfallende, atemberaubende Steilhänge und immer wieder schön angelegte Kehren sorgten für Kurzweil. Und dann kam der Retorten-Skiort Isola2000, der aber schnell Geschichte war und die wunderbare Landschaft unterhalb des Passes zu bewältigen war. Hier hat uns der Wind ziemlich gen Passhöhe geblasen. Leider hat dieser Wind, zu unserem Nachteil, auch den Regen gebracht. Während unser Begleitfahrer den Pass noch mit Sonnenschein erleben durfte hatte die sportive Gruppe nur noch Wolken und einen herrlichen Blick auf das Santuario. Viele fuhren ganz schnell ab, da der Wind doch recht schnell auskühlte und es langsam anfing zu tröpfeln. Zum kühlen Wetter kam für Gruppe 2 und 3 auch der Regen hinzu, den Gruppe 1 in der Abfahrt zumindest nicht miterleben musste. Nur ein leichtes Tröpfeln war zu vernehmen. Und dann hielt die Abfahrt auch noch ein Nebelloch bereit, das uns für rund 200 Höhenmeter begleiten sollte.
Die Umstände führten dazu, dass heute keiner die Option Dei Morti oder Madonna di Coletto zog. Viele fuhren gleich ohne Einkehr durch das Tal ins Hotel mit Aussicht auf eine warme Dusche. Der leichte Regen und die Kälte hatte für diese Entscheidung gesorgt. Zwar waren die Bedingungen nicht so schlimm wie 2012, wo die Straße teilweise unter Wasser stand, dennoch nicht einfach zu ertragen.
Teile der Gruppe 2 machte es sich in Vinadio in einer kleinen Trattoria bequem, um die durchgefrorenen Glieder wieder warm zu bekommen. Bei nassen Klamotten ein nicht zu unterschätzendes Unterfangen. Nach etlichen Warmgetränken ging es dann in Zweierreihe auf einer schönen Nebenstraße durch das Sturatal gen Cuneo. Die letzten Wellen wurden doch recht zügig genommen und das alles in Zweierreihe. Diese wurde dann kurzerhand aufgelöst, als eine Carabinieri-Streife entgegenkam. Von Roli wusste ich, dass Zweierreihe in Italien nicht gern gesehen wird bzw. verboten ist. Das Risiko angehalten zu werden, wollte ich dann doch nicht eingehen. Am Abzweig zur Madonna di Coletto zuckten nochmals einige, aber der Blick auf die in den Berghängen hängenden Wolken ließen die Vernunft nochmals triumphieren. So ging es mit der Gruppe die lange Straße nach Cuneo hinein, nachdem es in Borgo di Dalmazzo etwas Verwirrung gab. Auf der langen Straße setzte dann nochmals Regen ein und die Metropole Cuneo zeigte sich dadurch leider nicht von ihrer besten Seite.
Aber morgen soll es ganz anders aussehen. Will ich nur hoffen, dass sich der Dei Morti von seiner besten Seite zeigt und uns wunderbare Blicke zulässt. Vor ein paar Tagen hatte ich in der Abfahrt zum Teil nur 50 m Sicht. Zumindest scheinen sich die Wolken über Cuneo ausregnen zu wollen, denn es regnete ordentlich bis zum Aufbruch zum Essen. Der Weg zum Lokal durch Cuneo war dann trocken. Als ob das nicht ein Zeichen für Morgen ist.
Ursprüngliche Beschreibung
Die zweite Etappe beginnt mit einer langen, so früh morgens sicher noch frischen, aber gut laufenden Abfahrt ins Tinée-Tal. Diesem folgen wir kaum merklich ansteigend bis Isola. Das gefühlte Flachstück fährt sich zäh wie Kaugummi. Hier schadet es nicht, sich vor Augen zu führen, dass man auf 15 Kilometern immerhin 300 Höhenmeter steigt. In Isola zweigen wir Richtung Isola 2000 zum
Col de la Lombarde ab. Isola 2000 ist einer der hässlichsten Skiressorts der Alpen (wenn auch nicht ganz so hässlich wie La Mongie am Tourmalet). Dennoch ist auch die Passfahrt bis dorthin ein ziemlicher Genuss. Isola 2000 ignoriert man am Besten, was ganz gut funktioniert, weil man gar nicht ganz in den Ort hinein muss.
Was vorher schon schön war, wird ab hier herrlich. Die letzten Kilometer zum Lombarde führen auf schmaler Straße durch einsamste Landschaften zur Passhöhe auf 2350 m – unser erstes Monument ist erklommen.
Die Abfahrt ins Piemont passiert auf noch schmalerer Straße. Weit rollen wir in die piemontesische Tiefebene hinaus, wo uns die Kleinstadt Cuneo als Etappenort empfängt. Nach so viel Einsamkeit liegt hier ein Hauch einer italienischen Metropole in der Luft.
Sehr starke FahrerInnen können ab Demonte die Südrampe zum
dei Morti anhängen.