30.08.2015,
majortom:
7 Uhr, Everhotel zu Tarbes – dichte Nebelschwaden umgeben uns, als wir aus dem Nebengebäude des Hotels zum Frühstücksaal laufen. Aber davon lassen wir uns nicht täuschen, denn die Wettervorhersage hat uns für heute Sonnenschein und Hitzeschlacht prophezeit. Deshalb haben wir auch kurzerhand den Start von 9 Uhr auf 8 Uhr 30 vorverlegt, um noch eine halbe Stunde länger von der Kühle des Morgens profitieren zu können. Tatsächlich stehen wir einigermaßen früher am Start, und wie üblich ist es der Chefguide (in Personalunion auch der Berichterstatter), der aufgrund des Abarbeitens von Nebenkriegsschauplätzen den Betriebsablauf aufhält. Doch wir kommen einigermaßen pünktlich los.
Aus Zeitmangel konnten auch nicht alle Guides mit dem aktualisierten Track ausgestattet werden, so dass lediglich die ausdauernde Gruppe (formerly known as Gruppe 2) in den Genuss der Umgehungsstraße um Tarbes kommt, auf der Sonntag Morgen erwartungsgemäß nicht viel los ist. Die sportiven und entspannten unter der Führung von
Rainer und
Peter müssen sich durch Tarbes durchfisseln. Schon bald stellt sich dann heraus, dass das befürchtete Kackwellenmassaker auf dem nicht barometrisch erfassten ersten Abschnitt der Etappe durch das Pyrenäenvorland weitgehend ausbleibt. Zwei kleine Wellen, dann ist vor allem Flow angesagt. Das ganze garniert mit schönen Ausblicken auf die vor uns liegenden Pyrenäen, die erwartungsvoll am Horizont dräuen (um mal eine Lieblingsformulierung des
Chefs zu benutzen).
Auf den ersten siebzig Kilometern bekommen wir die horrende Menge von ca. fünf Autos zu sehen, das dreifache davon auf den folgenden zehn Kilometern aufwärts durchs Ourse-Tal bis nach Mauléon-Barousse, wo die Mittagsrast geplant ist. Die sportiven haben wir um 30 Sekunden verpasst, souffliert Begleitfahrer
Tom, der uns erwartet. Da das gescoutete Restaurant noch nicht für uns Essen machen will (
vingt minutes environ – indiskutabel), behelfen wir uns beim nahen Boulanger/Epicier, der liebevoll Sandwiches für uns bereitet.
Somit fehlt eigentlich nur noch der
Port de Balès auf unserem Weg in den Zielort Bagnères-de-Luchon. Der sich allerdings als harter Brocken erweist. Wovon bei 1200 Höhenmetern ja auch auszugehen war. Dass es ständige Rampen im Wechsel mit flacheren Abschnitten unmöglich machen, einen angenehmen Rhythmus zu finden, macht zumindest dem Berichterstatter ziemlich zu schaffen, genauso wie die deutschlandrundfahrteske Gluthitze. Aber das soll nicht nach Gejammer klingen, denn die einsame, schmale Passstraße führt durch eine herrliche Landschaft, die weiter oben fast schon alpin anmutet. Sensationeller Pass! Leicht skurril dagegen ist die Techno-Party, die ein paar Jugendliche auf ca. 1200 m Höhe feiern – immerhin bieten sie mir, als ich hoffnungsfroh nach Wasser Frage, den Bodensatz aus einer Evian-Falsche an. Sie scheinen sich wohl eher von Dosenbier zu ernähren. Vielen Dank. Die Beats (180 bpm passend zum Herzschlag) begleiten mich noch ein paar Kilometer und werden später von Kuhglocken abgelöst. Der schönste Teil sind dann allerdings die letzten beiden Kilometer durch offenes Gelände mit Fernblicken über die Pyrenäen-Gipfel. Dank der mit der Höhe gesunkenen Temperaturen läuft es hier wieder recht flüssig.
Dann haben wir nur noch eine sensationelle 20-Kilometer-Abfahrt bis Bagnères-de-Luchon. Die sportiven planen spontan noch einen Zusatzanstieg in die Skistation Superbagnères (und waren bei Redaktionsschluss noch nicht wieder zurück). Die entspannte Gruppe hingegen ist inzwischen auch am Hotel eingetroffen und leistet in Teilen dem Berichterstatter Gesellschaft bei Heineken und Cacahuètes.
Fazit: tolle Auftaktetappe. So kanns weitergehen. Vielleicht ohne die Hitze, aber das wird sich (laut Vorhersage) morgen erledigt haben.
Ursprüngliche Beschreibung:
Vom Startort in Tarbes steht zunächst eine gut 65 km lange Einrollstrecke an. Rechter Hand können wir den Pyrenäen-Kamm bewundert, allen voran den Pic du Midi, hinter dem sich der Tourmalet verbirgt. Eine schöne Einstimmung auf diese Pyrenäen-Woche. Mit dem Port de Balès steuern wir dann ein erstes Pyrenäen-Kleinod an. Das erst kürzlich asphaltierte Sträßchen abseits jeden Verkehrs windet sich auf 1755 m Höhe. Mit dieser Erfahrung im Gepäck steuern wir unseren ersten Etappenort Bagnères de Luchon an, ein quirliges Thermalbad in Grenznähe zu Spanien.
Die lange Anreise zum ersten Gipfel am heutigen Tage spielt uns auf der letzten Etappe in die Karten, die dafür nämlich sehr kurz ausfallen kann. Ein großer Vorteil zur Ausrichtung 2014, wo Start und Ziel noch in Lannemezan war, was die letzte Etappe sehr lang hat werden lassen.