01.08.2016,
majortom:
Mit etwas Verspätung berichten wir nun auch von der Schlussetappe unserer Dauphiné-Rundfahrt, die am Samstag in Grenoble erfolgreich zuende gegangen ist.
Erneut herrliches Sommerwetter erwartet uns heute in Alpe d'Huez, wo wir gestern im Passe Montagne bei Käsefondue erneut pompös gespeist haben. Die Hochalpen verlassen wir heute zwar, doch so richtige Katerstimmung will nicht aufkommen, da auch die Ausrollrunde noch einmal eine schöne Strecke verheißt. Aufgrund einer erneuten Guiderochade berichte ich heute aus der Gruppe A, die die kürzere Tour über Col d'Ornon und Corniche du Drac in Angriff nimmt und zum Großteil aus der entspannten Gruppe besteht. Peters Fußstapfen, in die ich trete, sind natürlich groß, und die Gruppe lässt mich gleich wissen, dass die Guide-Messlatte hochängt. Gruppe B bricht unter der Leitung von Jan auf die "explorative" lange Runde über die Pässe Ornon, la Morte und Luitel auf. Ich habe gestern explizit darauf hingewisen, dass dies eine abenteuerliche Runde werden könnte, da ich sie quasi last minute am Reißbrett geplant habe, und es teils keine barometrischen Höhenprofile gibt.
Zunächst begeben sich aber alle auf die Abfahrt von Alpe d'Huez nach Bourg d'Oisans. Diesmal über die klassischen 21 Kehren. Am Kreisverkehr in Bourg d'Oisans werden die Jacken ausgezogen, und nach sehr kurzer Flachpassage geht es in den Col d'Ornon. Wie erwartet wird in der Gruppe A ein gemütliches Tempo angeschlagen, was mir - von meiner überstandenen Erkältung gezeichnet - sehr entgegen kommt. Es ist feuchtwarm, der Schweiß fließt in Strömen. Der Ornon ist insbesondere im unteren Teil sehr schön, oben hinaus dann weniger spektakulär.
Sammeln in Entraigues, wo unsere Route nach Westen abknickt. Ich schlage für La Mure eine Mittagsrast vor, was auf Gegenliebe stößt. Bis dahin sind es noch knapp 20 wellige Kilometer, die wir in schöner Landschaft routiniert wegquetschen. In La Mure erleben wir dann jedoch eine jähe Enttäuschung. Unwissentlich sind wir in die schnarchnasigste Crêperie des Kontinents eingekehrt, wo man uns mäßig freundlich empfängt und nach knapp einer halben Stunde immer noch keine Bestellung aufgenommen ist. Auf dieses indiskutable Serviceniveau hingewiesen, reagiert man pikiert und weist darauf hin, man sei schließlich kein Fastfood-Schuppen. Sag bloß. Null Punkte für die Crêperie also, dafür hundert Punkte für einen nahen Bäcker und die daneben liegende Bar, die uns mit Kaffee und Orangina versorgt.
Bleibt noch die Corniche du Drac, die auf dem Weg nach Grenoble nochmal eine kleine Schleife darstellt. Eine lohnenswerte jedoch: wir sehen nun nochmal den Mont Aiguille, was uns am zweiten Tag verwehrt geblieben ist, wir sehen die imposante Ostflanke des Vercors, wir sehen den türkisfarbenen Drac-Stausee tief unter uns, und vor allem: es rollt trotz einiger Wellen wunderbar auf quasi nicht befahrener Straße. So macht auch die Schlussetappe Spaß. Ein letzter Gegenanstieg lässt dann allerdings nochmal den Schweiß fließen, doch die Motivation ist hoch, trennt uns dann doch nur noch die Schlussabfahrt von den Außenbezirken Grenobles.
Besagte Abfahrt wird im Flow genommen, und es sind nur noch ein wenig starke Nerven im Großstadtverkehr gefragt. Auf dem Radweg neben der Straße kommen wir jedoch recht zügig voran, und die letzten Meter sind zwar noch etwas hakelig mit Autobahn- und Drac-Überquerung, doch dann gelangen wir wohlbehalten und glücklich zurück ins Hotel Kyriad Seyssins. Sille und Peter haben sich auch nicht lumpen lassen und servieren uns ein Glas Gamay zum Abschied.
Zu guter Letzt bleibt mir der obligatorische, aber von Herzen kommende Dank an das beste Team der Welt. Peter, Jan, Helena und Sille haben uns souverän durch die Woche gebracht, mir immer den Rücken frei gehalten und waren eine große Bereicherung für die Tour. Wir hatten sensationelle Teilnehmer, die auch die gemeinsamen Abendessen und die Gespräche unterwegs zu einem Erlebnis haben werden lassen - danke an euch alle. Außerdem hatten wir sieben Tage sensationelles Wetter, ohne das wir diese tolle Runde auch nicht so hätten genießen können. Eine schöne und ereignisreiche Woche geht zuende - bis zum nächsten Mal!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die hohen Berge haben wir nun hinter uns gelassen, doch auch die Schlussetappe wartet mit dem Col d'Ornon und der Corniche du Drac noch einmal mit einem schönen Abschluss der Tour auf.
Die Aufbruchstimmung wird heute am letzten Tag der Tour sicherlich präsent sein, und wer es eilig hat, nach Hause zu kommen, kann die Etappe auch auf direktem Weg nach Grenoble abkürzen. Um den Verkehrsmassen auf diesem direkten Weg durchs Romanche-Tal zu entkommen, und um gleichzeitig noch ein paar letzte alpine Eindrücke mitzunehmen, können wir jedoch auf der Schlussetappe noch einen Schlenker einstreuen.
Der
Col d'Ornon, der von Bourg d'Oisans aus nach Südwesten führt, ist wahrlich kein Riese mehr, bietet aber immerhin eine schöne Voralpenkulisse und ist somit ideal, die Highlights der letzten Tage noch einmal Revue passieren zu lassen. Die zweite Etappenhälfte führt uns dann parallel zur Route Napoleon über die sogenannte Corniche du Drac, eine hübsche Höhenstraße oberhalb des Drac-Stausees, die uns immer wieder mal Tiefblicke erlaubt. Eine letzte Abfahrt sind wir noch von den Vororten von Grenoble entfernt, dann schließt sich der Kreis, und nach einer Woche endet unsere Dauphiné-Rundfahrt.