27.06.2016,
Jan:
Heute steht die Königsetappe auf dem Programm: Obergummer und Lavazé in der Standardvariante, Obergummer, Reiterjoch und Manghen in der Erweiterung.
Aus organisatorischen Gründen fährt der Berichterstatter heute in Gruppe 1. Etwas mulmig ist mir vor dem Start schon bei dem Gedanken. Gruppe 1 ist sehr stark, noch stärker als in den Vorjahren.
Einrollen können wir uns nicht lang, nur 6 km entlang der Eisack, die unglaublich viel Wasser führt, eine Erinnerung daran, wie viel Wasser gestern herunter gekommen ist. Heute ist der Himmel strahlend blau, als wäre nichts gewesen.
Nach 6 km also beginnt der Anstieg nach Obergummer. 1000 Höhenmeter auf 10 Kilometern, ein richtiges Brett mit schönen, weiten Tiefblicken nach Bozen. Die Luft ist wunderbar klar – hat sich also doch gelohnt, die Dusche gestern.
Rasant fahren wir hinunter ins Eggental, wo Daniel mit der Verpflegung wartet. Lauschig stehen wir in der Sonne zwischen starkem LKW-Verkehr ins hier ansässige Kieswerk. Weiter geht's Richtung Obereggen / Lavazé. Kurz nach dem Abzweig kommt Oli von hinten. „Problem! 2 sind falsch gefahren&dquo; – ich versuche die Fehlgeleiteten zu erreichen... erfolglos. 200 Höhenmeter später entscheide ich mich, umzudrehen und ihnen nachzufahren. Die Mittagsverpflegung in Tesero fänden sie ohne Track nie. Kurz vor dem Lavazé dann eine SMS: „Wir haben den Abzweig verpasst, fahren direkt zur Verpflegung.&dquo; OK, sie HATTEN einen Track.
So entgeht mir das Reiterjoch, das ich gegen ein Bier von Rottitom tausche, als Entschädigung für die seelischen Qualen, die ich durch das entgangene Gipfelglück erleide.
Tatsächlich erreichen die Reiterjoch-Befahrer die Mittagsverpflegung in Tesero mit leuchtenden Augen. Nicht nur bergauf ein Traum, auch bergab vom Feinsten. 104,56 km/h weiß der Schnellste zu verkünden. Ein Hoch auf La Trattoria in Tesero – klappt super!
Dann noch über den Manghen. Geil! Erst 8 km sanfter, dann 8 km steil erst durch den Wald, dann durch die Almen. Noch geiler die Abfahrt über die schönere Südrampe. Landschaftlich wie fahrerisch ein Leckerbissen.
In der 40 km langen vornehmlich flachen Schlussphase schwinden langsam die Körner, aber vor halb sechs sind wir nach einer rasanten Schussabfahrt in Hotel in Trient. Geil wars!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Gestern war die Tour B beinahe eine Königsetappe, heute machen wir die 4'000 voll und verleihen der Tour somit das königliche Attribut.
Bis Birchabruck fahren wir wie Tour A um die Eggentalstrasse zu vermeiden. Statt dem Lavazè fahren wir das weniger bekannte Reiterjoch. Dieses wird wohl für einige Teilnehmer Neuland bedeuten, war die Scheitelstrecke doch bis 2012 geschottert und wurde erst für den Giro asphaltiert.
Die Strasse ist schmal, steil bis sehr steil, keine verkehrstechnische Bedeutung und wir befahren das Joch von der deutlich schöneren nördlichen Seite. Königlich halt ...
Auch das Reiterjoch bringt uns ins Val die Fiemme, gar nicht unweit vom Abzweig zum Lavazè über welchen Tour A ins Tal gelangt. Doch wir fahren nicht talabwärts Richtung Trento sondern zweigen nach kurzer Fahrt im Tal ab Richtung Manghen. Schliesslich schrammt das Reiterjoch haarscharf an der 2'000er Grenze vorbei und für eine Königsetappe muss die 2 vorne schon mal stehen. Am Manghen soll uns das gelingen. 16 Kilometer bergauf, zweigeteilt in 8 recht flache und 8 recht steile. Die Abfahrt des Manghen bringt uns weiter südlich ins Valsugana. Dann 30 Kilometer durchs Tal - falso piano - mit einigen fiesen Wellen. Das wird kein Zuckerschlecken, bevor es dann zum Schluss tatsächlich noch ein paar Kilometer bergab nach Trento geht.