25.08.2016,
Jan:
Bericht vom
24.8. Alle sind sich einig: heute war ein epischer Tag. Ob die Runde über Port de Larreau und Col de la Pierre St Martin (über Col de Souscousse) oder der Baskenhammer über neun Pässe, 150 km und 4000 Hm – heute kam jeder voll auf seine Kosten. Und das bei gigantischem Wetter, unglaubliche Fernsichten in die südfranzösische Ebene inklusive.
In Ermangelung anderer Möglichkeiten berichte ich heute ausschließlich vom Baskenhammer, den ich, angesichts meiner noch nicht wiederhergestellten Form, nur in der emasculé-Variante ab Aribe bestritten habe. Die ersten 50 Landstraßen-Kilometer und 1000 Höhenmeter über Alto Laza und Alto de Remendia habe ich mir also geschenkt und bin erst mit der Befahrung des Col d'Orgambidé eingestiegen, dessen spanische Zufahrt erst in den letzten Jahren asphaltiert wurde, und von dem mir
qpeer berichtet hat, von dem auch der Track im Tourenplaner stammt. Danke!
Nachdem ich vor zwei Jahren bei der Erstbefahrung der Pyrenäen-Klassiker auch einer Geheimdienstinformation aufgesessen war und die komplette Gruppe auf eine miese Schotterstrecke gelotst habe, war ich, trotz solider Vorbereitung, doch etwas nervös. Glücklicherweise unberechtigterweise, denn das Sträßchen erweist sich ab der (sehr sehenswerten historischen Fabrikruine) Fábrica de Orbeitzeta als schmalster Asphalt- und Betonstreifen. Erst durch den Wald, dann durch ein kurzes Almenstück führt es relativ sanft zum Pyrenäen-Hauptkamm auf nur knapp 1050 m Höhe. Am Pass selbst, der etwas tiefer liegt, ergeben sich sensationelle Tiefblicke in das Pyrenäen-Vorland, die die Bilder nur ansatzweise wiedergeben können. Magisch!
Das Landschaftsbild ändert sich dann auf der französischen Seite komplett. Wir fahren durch einen dichten Wald steil bergab. Unten hatten wir das Mittagessen geplant, aber unsere eingeplante Bar hat geschlossen, und das vorher gesichtete
Source de la Nive erschien uns etwas zu abgehoben. Also gehen wir ohne Verpflegung den Col d'Arranohegi an: 842 Höhenmeter auf 8,2 km.
Schwarzwaldesk geht es durch Almen und kleine Wälder, mit immer besser werdenden Ausblicken auf die sich vor uns ausbreitenden Hügelketten der vorderen Pyrenäen. Die Straße ist schmal und steil. Sehr steil! Wir leiden. Wir hätten unten etwas essen sollen, wie geplant.
Die Landschaft wird karger, die Ausblicke unglaublich. Aber ein Ende ist nicht in Sicht, auch nicht nach der Gratpassage, die noch einmal steiler wird. Der Schweiß läuft in Strömen. Hin und wieder passieren uns Autos, die uns angesichts unserer verzerrten Leidensminen aufmunternd zujubeln. Schließlich erreichen wir eine große Felswand zur Linken, und eine Scharte mit einem abseits stehenden Obelisken, an dem Stefan und Marc warten. Wir sammeln uns und Kraft für die Weiterfahrt, die ab hier gemäßigter, aber alles andere als steigungsfrei weiterführt. Erneut wechselt die Szenerie, nun durchfahren wir eine Hochebene, die stark an Schottland erinnert, mit Schafherden, über denen Adler kreisen. Wir folgen den Wegweisern Richtung Iraty, aber nach rechts durch die schottische Hochebene biegt auch ein sehr vielversprechendes Asphaltsträßchen ab.
Endlich geht es bergab, und wir erreichen den Lac d'Iraty mit der dazugehörigen Bar, die uns mit Baguettes, Cola und Café das Leben rettet. Wir sind uns einig: jetzt eine Liege, jetzt Siesta. Aber die Vernunft siegt. Die Zeit ist fortgeschritten, vor 19 Uhr werden wir auf keinen Fall zurück in Isaba sein, zumal noch der Col Bagargui und der Doppelpass Erroimendy und Port de Larreau auf uns wartet. 1800 Höhenmeter auf 55 km.
Der Col Bagargui, der mittlerweile mit der Bezeichnung Col d'Iraty mit den typischen französischen Kilometersteinen ausgestattet ist, erweist sich als gnädig. Die 300 Hm sind relativ schnell absolviert, aber ich bekomme nur noch 750 Höhenmeter pro Stunde gedrückt. Stefan, Marc, Paul und Michael ziehen mir davon. Kein Problem, so lange müssen sie bei dieser kurzen Steigung nicht an den Chalets d'Iraty warten. Ein
Baskenkenner sollte mir bitte einmal erklären, warum der Pass nicht mehr Col Bagargui heißt. Am Lac d'Iraty ist er noch als Col Bagargi ausgeschildert.
Was nun folgt ist ein weiteres Mega-Highlight. Die Abfahrt, die ich nur im absoluten Nebel von 2002 kenne, eröffnet einen gigantischen Rundumblick auf die Pyrenäengrate östlich des Port de Larreau. Sensationell!
Die Auffahrt dorthin beginnt schon vor Larreau und ist auch unglaublich abwechslungsreich. Geil, geil, geil! Und schwer. Am Erroimendy Versuch eines Selbstauslöserfotos. Trotz stuntgerechtem Sprung gescheitert. Wellig weiter, dann steil mit nochmals unglaublichen Tiefblicken und herrlichem Abendstreiflicht hoch zum Port de Larreau. High Five und große Erleichterung bei allen. Gruppenselfie am langen Arm.
Geile Abfahrt, dann mit zu wenig Wasser über den Alto Laza. Alle teilen, was sie noch haben. Danke, Stefan!
Der erste Tante-Emma-Laden Isabas wird geplündert. Aquarius für alle. Hoch die Dosen!
Was für ein geiler Tag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Höhenmeterhungrigen können heute 4000 Höhenmeter absolvieren, Teile davon extrem steil, und die letzten zwei Etappendrittel auf äußerst verkehrsarmen, schmalen Straßen. Insbesondere das frisch asphaltierte Sträßchen hinter Orbaizeta sollte die Freunde ruhiger Bergsträßchen verzücken!
Vorsicht auch hier in der Abfahrt vom äußerst schmalen und steilen Col Bagargui!