23.08.2016,
Jan:
Ein grandioser Tag in den Pyrenäen abseits der Hauptstraßen liegt hinter uns. Bei blauem Himmel startet meine entspannte Gruppe in Biescas und legt die ersten 12 Kilometer auf der Nationalstraße bis Sabiñánigo im Tiefflug zurück. Hinter Sabiñánigo fahren wir steil bergauf nach Sabiñánigo Alto und umfahren damit gekonnt die N330, die hier mit relativ wenig Charme in die Landschaft gefräst wurde. Auf unserer Strecke sehen wir von ihr allerdings gar nichts, denn sie liegt hinter einem Höhenzug versteckt.
Unser Sträßchen entpuppt sich als wahres Kleinod. Sobald wir einmal die Höhe erreicht haben, rollen wir sanft wellig dahin und können die Blicke schweifen lassen. Links begrenzt eine aus dem Kiefernwald ragende Felswand den Blick, davor Felder. Rechts karge Stein- und Buschlandschaften, darüber blauer Himmel. Herrlich!
Das Tempo ist gemäßigt, was mir sehr entgegen kommt, denn ich bin weiterhin weit entfernt davon, gesund zu sein. Das San Miguel gestern Abend hat meiner Genesung nicht wirklich gut getan, aber damit war zu rechnen. Und das Fest wollte gefeiert werden, wie es fiel. Der Alto de Fanlo war einfach ZU gut.
Aber auch dieser Tag lässt sich wieder wunderbar an. In rauschender Fahrt erreichen wir Jaca, deren olympische Eishalle auf die vielen vergeblichen Versuche der Stadt hinweist, die olympischen Spiele in die Region zu holen.
Noch einmal müssen wir die Nationalstraße bemühen, diesmal die Somport-Passstraße entlang des Aragón, die breit, aber kaum befahren ist. Dennoch sind wir froh, als wir den Hinweisen nach Aisa folgen und links in den Anstieg starten können.
Zunächst ist die Straße noch zweispurig, bietet aber schon tolle Blicke auf den Pico Collarada zur Rechten. Über einen ersten Hochpunkt (1145 m) erreichen wir noh zweispurig den Ort Borau (990 m). Und sofort nimmt die Straßenbreite radikal ab, der Mittelstreifen erscheint hier reichlich fehl am Platz. Mit wechselnden, immer besser werdenden Blicken schrauben wir uns nach oben zu einem weiteren Hochpunkt, an dem uns Thomas mit dem Begleitfahrzeug und Wasser erwartet. Hier oben wechselt die Szenerie, wir gucken nun auf Aisa hinunter und auf die kargen Pyrenäenhänge dahinter. Rasant fahren wir hinunter nach Aisa, und dann auf immer noch bestem Belag zum Alto de Aisa. Herrlich einsam ist es hier. Die Landschaft erinnert mich mit den Krüppelkiefern und dem flachen Bewuchs dazwischen ans Erzgebirge, wenn die schroffen Felsen der Pyrenäen im Norden nicht wären. Oben erreicht mich eine SMS von Reini der uns vor der üblen Abfahrt warnt. Und tatsächlich... der Belag ist teilweise komplett weg, und die Straße streckenweise nur geschottert. In Jasa erreichen wir wieder die Zivilisation und breit ausgebaute Landstraßen, auf denen wir es ordentlich laufen lassen können, bis wir das Flussbett des Aragón Subordán erreichen, dem wir nach rechts bis Hecho folgen wollen.
Thomas kommt uns entgegen: "Wo sind denn die anderen? Nochmal Baden gegangen?". Just in dem Moment schaue ich rechts in das Seitental, und sehe vereinsamte Rennräder an der Leitplanke stehen. Reini badet, und mittlerweile baden alle mit. So auch wir. Arschbombenparade im Kältebecken.
Geil, jetzt noch weiter nach Hecho, Mittagessen. Sehr schöne Tortillas, Bocadillos, Huevos Fritos im Café D. Dann endet mein Arbeitstag. 70 km mit 1100 Höhenmeter, mehr möchte ich mir noch nicht zutrauen. TBone gesellt sich sozialerweise zu mir, und so überfahren wir den Alto de Hecho und den Alto Zuriza nur im Begleitfahrzeug.
Der Hecho ist nur eine Landstraße, aber beim Zuriza schmerzt es gewaltig. SO EIN GEILER PASS! Krasseste Felswände in allen Himmelsrichtungen, an einer Stelle geradezu Amphiteateresk. Sensationell. Dann offenere Almenlandschaft rund um Zuriza, die letzten Kehren zum Pass. Oben erreichen wir gerade noch die sportive Gruppe, die sich mit Hinweis auf die Bremsenplage gleich nach dem Abklatschen in die Abfahrt stürzt.
Nun trennt uns nur noch eine schnelle Abfahrt vom Etappenort Isaba.
So ein geiler Tag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute stehen vier Pässe der zweiten Reihe auf unserem Speiseplan – nur zwei davon allerdings erfüllen die für das Geheimtipps-Prädikat erforderliche geringe Straßenbreite, nämlich der Alto Aisa und der Alto Zuriza. Die anderen beiden, der Puerto de Cotefable und der Alto Echo sind gut zweispurig ausgebaut. Im Zielort Isaba bleiben wir zwei Nächte im Drei-Sterne-Hotel. Morgen gibt es somit alle Möglichkeiten: vom Ruhetag über eine schöne Runde über die steilen Baskenlandanstiege bis zum 4000 Hm schweren Baskenlandhammer ist alles dabei.