06.10.2014,
Jan:
Wie nicht anders zu erwarten begrüßt uns die andalusische Sonne schon zur Abfahrtszeit um 9.30 Uhr. Nach dem versetzten Start (Gruppe 2 startet um 9.30 Uhr, Gruppe 1 um 10 Uhr), wenden wir uns sogleich nach Nordwesten auf den schnellsten Weg in Richtung Sierra Nevada. Über Venta Gaspar und Viator befahren wir noch breitere Straßen, aber das macht gar nichts, denn Sonja und Dietmar schlagen vorne im Wind ein ordentliches Tempo an. Hinter Rioja biegen wir auf schmalere Straßen ein, und schnell zieht sich die Zivilisation zurück, und immer mehr übernimmt der karge andalusische Sandstein die Regie, der hier nur wenig durch Bewuchs aufgelockert wird.
Schon bald überqueren wir ein zweites Mal den Rio Andarax und biegen zum ersten Anstieg des Tages ein, einen Rollerberg in Richtung Los Navarros, den man streckentechnisch auch gut hätte auslassen können. Aber nur streckentechnisch, denn der Anstieg ist richtig schön. Vor allem schön flach.
Aber zunächst erwarten uns Eule und Christine in der ersten Kehre des Anstiegs mit der ersten Verpflegung der Tour. Brot, Käse, Schinken, Oliven, Trauben, ... und Lutz wird nach dem Essen sogar von Eule angeschoben. "Jetzt bin ich ein richtiger Radfahrer"... das gibt Schub für den Anstieg, den uns besonders Martin beschert, der ein ordentliches Tempo anschlägt. Richtig gut... 3, 4, 5 Prozent... mehr ist es gefühlt nicht. Und wir fliegen!
Interessant ist, dass, je höher wir kommen, die Vegetation zunimmt. Schon säumen Bäume die Straße, der rot-gelb-braune Sandstein ist nicht mehr ganz so einsam in der grandiosen Landschaft, die hier in vielen Falten, Schluchten und Einschnitten bis zum Horizont reicht.
Am Abzweig (kurz vor Los Navarras) steht Christine und leitet uns auf den richtigen Weg. Genau rechtzeitig, denn Ulfs Vorderrad ist platt und die Standpumpe gleich zur Stelle.
Es folgt eine sehr schöne Abfahrt entlang dem Rio Nacimiento, die Gruppe läuft auch bergab. Bis Ulf wieder platt hat. Das Felgenband war verrutscht und das Ventil etwas schräg eingesetzt. Wir schieben es darauf.
Unten wird die Straße wieder etwas breiter. Das ändert aber fast nichts am Verkehr, der vorher praktisch inexistent war und nun auf 1 Auto pro Stunde schnellt. Vor dem zweiten Anstieg des Tages steht noch eine kurze Welle, und danach verlassen wir bald die Hauptstraße in Richtung Ohanes auf die Passstraße über den Puerto de Santillano, der wir aber nicht bis oben, sondern nur bis Ohanes folgen.
Die Auffahrt bis dorthin ist grandios. Die Tiefblicke auf die unter uns liegende Straße wird immer besser, oben kann man das weiter führende Kehrengewirr erahnen.
Erstaunlich auch, wie wir auf die Baumgrenze zufahren. Baumgrenze bedeutet hier, dass es
oberhalb derer Bäume gibt. Erstaunliche Sierra Nevada!
Am Abzweig kurz vor Ohanes steht Eule und weist uns den Weg zur 2. Verpflegung, die wir kurz danach erreichen. Dafür wird es höchste Zeit, denn meinen letzten Schluck Wasser habe ich bereits 4 km vor dem Hochpunkt ausgetrunken. Das andalusische Wetter ist mit dem in Berlin zu dieser Zeit nicht ganz zu vergleichen.
Ich bin nicht der einzige, der seinen Flüssigkeitshaushalt etwas knapp kalkuliert hat, und so fallen wir wie die Heuschrecken über das von Christine liebevoll bereitete Buffet her und verbringen einige Zeit an dieser sehr schönen Stelle knapp oberhalb des Ortes Ohanes, über den sich hier wunderbare Blicke ergeben.
War es vorher schön, sogar sehr schön, wird es jetzt auf schmalster Straße noch besser. Etwas wellig geht es weiter, die Blicke hinab in die Ausläufer der Sierra Nevada werden immer grandioser. Die amerikanische Sierra Nevada kenne ich ja nur von Reinhards Bildern, aber der tief zerfurchte Sandstein, den wir weit unter uns sehen, lässt mich die Namensgleichheit verstehen. Es ist schon sehr beeindruckend, und in einer vergleichbaren Landschaft bin ich noch nie Rad gefahren, auch wenn andere Stimmen meinen, die Kanaren, und auch Sardinien seien ähnlich. Auf jeden Fall ist es schön.
Tja... und das wars dann schon fast. In Fondón haben wir noch eine beeindruckende Begegnung mit einem Reisebus, der uns in die Seitengasse fliehen lässt, und dann sind wir schon im herrlich gelegenen Laujar de Andarax, können am Pool entspannen und unser Zielbier genießen.
Abendessen gibts schon um halb neun - äußerst früh für Spanien, und weiter konnten wir das Restaurant nicht herunterhandeln ;)
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