10.05.2018,
majortom:
Der Wettergott meint es nicht so gut mit den Bollerwagen- und Rennradfahrern. Bis gestern früh- bis hochsommerliche Temperaturen in ganz Mitteleuropa, und pünktlich zu heutigen Himmelfahrtstag ziehen morgens die ersten Regenschauer über die Vogesen hinweg. Schon als ich mittags mit dem Auto in Wintzfelden ankomme, hängen die Wolken über dem Vogesenhauptkamm. Etwa 15 Grad in Wintzfelden, demzufolge deutlich einstellige Temperturen auf dem Grand Ballon. Weswegen wir kurzfristig unsere Auftaktrunde noch umplanen, und statt des Ballon über den etwas niedrigeren Markstein hinauf fahren, und über Breitfirst und Platzerwasel wieder hinab ins Munstertal. Man soll uns ja keine mangelnde Flexibilität nachsagen können, und den Ballon heben wir uns lieber für einen der folgenden sonnigen Tage auf.
Der Wettergott meint es allerdings doch nicht so schlecht mit quaeldich.de. Während wir uns am morgen während der Anreise vermutlich alle noch von den Scheibenwischern haben hypnotisieren lassen, hört der Regen pünktlich um 13 Uhr auf. So dass wir nach einer kurzen Begrüßung in den gewohnten drei Gruppen (unter der fachkundigen Leitung von Stefan, Gabiklaus und Tom) pünktlich und guter Dinge aufbrechen und das Tal hinunter rollen. Das erste Hindernis ist der Col du Bannstein, mit etwa 200 Höhenmetern aber nicht viel mehr als die willkommene Gelegenheit, die Beine ein wenig auf Temperatur zu kommen. Kurze Abfahrt nach Lautenbach, und dann sind wir auch schon im Hauptanstieg des Tages hinauf zum Markstein. "Einer- oder Zweierreihe?" werde ich gefragt. "Freigabe", ordne ich an. Wie üblich wird an den Anstiegen der Verband aufgelöst, und jeder kann in seinem eigenen Tempo fahren.
Ein paar Heißsporne preschen sofort im flachen Auftaktteil davon. Und somit zieht sich das Feld auseinander, und ich lasse mich Grüppchen um Grüppchen in Richtung Grupetto zurückfallen. Der Anstieg rollt angenehm, auch im steileren Zwischenteil bis zum Lac de la Lauch lässt sich ein lockeres Tempo finden. Ein Auftakt nach Maß. Die Straßen sind zwar nass, aber von oben bleibt es trocken. Es wird allerdings auch immer kälter und windiger, je näher wir der Route des Cretes kommen, der bekannten Höhenstraße, die vom Grand Ballon bis zum Col de la Schlucht führt. Heute bekommen wir nur einen kurzen Ausschnitt daraus zu sehen, und schon der weiß zu überzeugen, obwohl es doch recht ungemütlich ist.
Wir treffen oben niemanden mehr an, so dass ich davon ausgehe, dass der Rest der Gruppe wie vorgeschlagen schon hinab Richtung Munster gefahren ist, um dort bei ein paar Grad mehr zu warten, bis die Gruppe wieder komplett ist. Was ich inzwischen weiß: tatsächlich war die Gruppe in der dortigen Gastronomie eingekehrt, wo die Temperaturen drinnen wohl auch ein wenig höher sind als draußen. Im Prinzip keine schlechte Idee. Nur heißt es jetzt eben: Guide sucht Gruppe. Das kurze idyllische Stück über die Route des Cretes bis zum Breitfirst nehmen wir also zu zweit in Angriff. Eine irgendwie mystische Stimmung bei vorbeifliegenden Nebelschwaden - und eigentlich sogar ein Glück, dass wir diese schöne Straße aufgrund des miesen Wetters selbst am Feiertag heute fast für uns allein haben.
Als wir auch nach der Abfahrt in Munster keine Gruppe treffen und auch telefonisch deren Verbleib nicht ermitteln können, gehen wir einfach schonmal den Schlussteil über den Col du Firstplan in Angriff. Meine Theorie zu diesem Zeitpunkt: Stefan hat meine Jungs und Mädels eventuell in der sportiven Gruppe Asyl gewährt. Wie sich später herausstellt, war es tatsächlich so. Der Firstplan offenbart trotz idyllischem dichtem Wald und kurzer Begegnung mit den Guides eines geschätzten Mitbewerbers dann, dass am Ende dieser Etappe die Kräfte schon ein wenig nachlassen. Wir lassen jedoch nicht nach, sondern quetschen souverän darüber. Immerhin sieht man den Grand Ballon (jetzt nicht mehr im Nebel) in der Abfahrt.
Am Abend scheint die Sonne, und für morgen und übermorgen ist ein Zwischenhoch angekündigt. Da geht noch was!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Gleich zu Beginn unseres Kurztrips haken wir den wohl prestigeträchtigsten Anstieg der Vogesen, den Grand Ballon, ab. Dazu geht es von unserem Quartier in Wintzfelden zunächst in südlicher Richtung am Rand der Vogesen entlang, bis wir Soultz erreichen. Hier beginnt dann der lange Anstieg auf den Grand Ballon über den Col Amic. Über die bekannte Route des Cretes rollen wir bis zum Markstein, wo wir dann nach Lautenbach abfahren. Der Col du Bannstein stellt dann auf dem Weg nach Wintzfelden kein großes Hindernis mehr dar.