30.07.2018,
Jan:
Was für eine Hitzeschlacht heute in Savoyen! Am Madeleine waren die Temperaturen noch unproblematisch, weil wir dank vorgezogenem Frühstück schon um 8 Uhr los fahren konnten. Was für ein epischer Anstieg! Mehr als 1500 Hm am Stück, mit immer besser werdenden Rückblicken auf den Mont Blanc.
Glücklicherweise gibt es in allen durchfahrenen Ortschaften Brunnen, so dass wir den Anstieg kontrolliert bestreiten können.
Oben sind wir viel zu früh, weil Sylvia noch einen neuen Laufradsatz für Gerhard kaufen musste, der nun Carbonschrott mit nach Hause nimmt.
Aber es hat angenehme 26 Grad (!) auf dem Madeleine, so lässt sichs leben!
Rauschende Abfahrt vom Madeleine mit tollen Blicken auf Meije und Grande Rousse, und natürlich den Col du Glandon, den wir aber erst übermorgen aus der Gegenrichtung bezwingen werden.
Gluthitze dann in La Chambre! Glücklicherweise müssen wir jetzt nicht die 26 km dem Arc-Tal nach St Michel de Maurienne folgen, sondern dürfen die wunderbare Montvernier-Serpentinenstraße fahren. Ich stelle mich auf eine entspannte Auffahrt ein, nachdem Jürgen und Thomas nach vorne rausgefahren sind. Ich setze mich an die Grupetto-Spitze, um Fotos zu machen, was aber sofort von allen gekontert wird. Wird also nichts mit einer entspannten Auffahrt. Aber die 17 eng gestaffelten Kehren auf knapp 3 Kilometern sind einfach einzigartig, und wir genießen es, wie es halt geht bei dem Tempo.
Auf einmal verlassen wir das Kehren-Nirvana, und ich habe noch kein ordentliches Bild von der Straße. Die Gruppe gestattet mir freundlicherweise, noch einmal zurück zu fahren, während sie im Dorfbrunnen in Montvernier sitzen.
Über einen Trampelpfad in Richtung Site Géologique erreiche ich tatsächlich die Kapelle, die über der Straße thront. Toller Blick – nur leider ohne Radfahrer.
Jetzt beginnt das Leiden. Die 13 km bis St Michel de Maurienne folgen nun der Schnellstraße – alternativlos. Immerhin mit Radstreifen, aber die Sonne brennt erbarmungslos und zieht Energie.
In St Jean plündern wir den Carrefour und laden Wasser und Cola. Das hilft auch kurz. Nett auch, dass das Thermometer von 38 auf 32 sinkt, im Schatten des Télégraphe. Hart ists trotzdem.
Aber irgendwie quälen wir uns hoch und versprühen an der Passhöhe High Five und gute Laune!
Ab ins Hotel und Schmutzradler! Gänsehaut! Noch ein Schmutzradler für TBone, den Held des Tages, der Annemarie im Radladen in St Michel ein größeres Ritzelpaket erhandelt hat. Mit Austausch-Schaltwerk von einem Ausstellungsrad. Der Galibier kann kommen!
Urpsrüngliche Etappenbeschreibung
Die zweite Etappe führt uns nun mitten in die Hochalpen, über zwei Pässe bis in den Wintersportort Valloire. Mit dem Col de la Madeleine und dem Col du Télégraphe stehen zwei bekannte Tour-de-France-Pässe auf dem Programm, die aus dem heutigen Abschnitt mit fast 3000 Höhenmetern eine heimliche Königsetappe machen. Es beginnt jedoch erstmal ganz harmlos mit Einrollen im oberen Isèretal. Bereits hier sehen wir, dass die umgebenden Berge höher sind als gestern und wir in den Hochalpen angekommen sind. Dann steht mit dem Col de la Madeleine der erste Riese der Tour auf dem Programm. Wir verfehlen zwar die 2000er-Marke denkbar knapp, aber mit 1500 Hm am Stück spielt der Madeleine eindeutig in der ersten Pässeliga. Für die Strapazen entschädigt uns ein tolles Montblanc-Panorama. Wir genießen die lange Abfahrt in die Maurienne und bekommen es dann wieder mit einem leicht ansteigenden Abschnitt durchs Arc-Tal zu tun. Der zweite Anstieg des Tages zum Col du Télégraphe ist nicht ganz so anspruchsvoll, er paar Körner sollte man sich jedoch noch aufgespart haben. Der Zielort Valloire, ein typisches Wintersportzentrum, liegt dann in einem Talkessel auf etwa 1400 m Höhe - am Fuß des am nächsten Tag zu bezwingenden Col du Galibier.
Variante: Auf dem Weg kann man noch die Montvernier-Serpentinenstraße mitnehmen, aufgrund der vielen Kehren ein lohnenswertes Kuriosum, und erhöht die Ausbeute heute auf 110 km / 3300 Hm.