29.07.2018,
Jan:
Da sind wir also, in Savoyen. Sieben Tage Tour-de-France-Pässe vom Feinsten liegen vor uns. Madeleine, Galibier, Alpe d'Huez, Croix de Fer. Viele sind das erste Mal hier, und auch für mich ist es schon vierzehn Jahre her, dass ich zum letzten Mal auf der Passhöhe des Galibier stand.
Die Vorfreude ist also schon am Vorabend der ersten Etappe groß, und die Stimmung trotz meiner langatmigen Ansprache gut.
Entsprechend scharren natürlich alle um 10 Minuten vor 9 mit den Hufen und sind heiß auf den Mont Salève, den Hausberg Genfs, von dem wir uns grandiose Ausblicke auf den Genfer See versprechen. Schließlich sollte ja gestern alles an Feuchtigkeit runter gekommen sein, was in der Atmosphäre ist.
Wie immer am ersten Tag ist das Tempo unglaublich hoch, in Gruppe 1 schlagen wir im Gruppetto 950 Höhenmeter pro Stunde an. Wir schrauben uns den Mont Salève hoch, in einer Kehre erhaschen wir freie Blicke auf den unter uns in der Sonne liegenden See, aber je weiter wir steigen, desto mehr wird der See von Wolken bedeckt. Oben am Observatoire, das uns Tom für die Aussicht empfohlen hat, ist der See dann leider gar nicht mehr zu sehen. Trotzdem schön.
Oben bilden wir einen schöner Neuner-Zug und fahren Richtung Annecy ab. Tom hatte uns vor dem Verkehr gewarnt, aber bei diesem Tempo kann er uns nicht schrecken.
Aber am Lac d'Annecy dann: Verkehrs-Infarkt auf Radweg und Straße; wir wurschteln uns irgendwie durch. Nach dem Abzweig zum Col de la Forclaz nimmt der Verkehr aber deutlich ab, und wir können uns ganz der Qual hingeben. Und die ist in der steigenden Mittagssonne nicht mehr nach Belieben zu kontrollieren. Im 16-prozentigen Schlussanstieg läuft's nicht mehr richtig. Nur noch der Schweiß. Aber was für grandiose Blicke auf den Lac d'Annecy!
Und erst recht von der Passhöhe! WOW!
In der Abfahrt wartet Sylvia auf uns mit dem ersten quäldich-Buffet ihrer Historie. Exzellent war's, findet Dirk. Delicieux findet Dominic den Camembert, will aber zukünftig Éclaires und Oliven.
In der weiteren Abfahrt sind die Blicke nicht minder begeisternd, aber wir müssen uns mehr auf die Shuttlebusse der Paraglider konzentrieren, die mit uns um die Vorherrschaft auf der Straße konkurrieren.
Unten in Vesonne brennt die Sonne. Auch der Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Mont Blanc veschafft zwar Begeisterung, aber keine Kühlung. Irgendwer hat hier einen Fön angestellt. Wir gehen den Col de Tamié an, auf schmalster Straße und angenehmen Steigungen in voralpiner Landschaft. Daneel leidet wie ich auf der ersten Etappe der Tour de Boland im März. Auch er kommt wie ich damals aus dem Winter, er aus dem ersten südafrikanischen Winter seit Jahren, in dem es richtig Schnee gab.
Die Abfahrt vom Tamié begeistert dann nochmals mit großartigem Mont-Blanc-Blick. Danke an Uwe für die Fotosession!
Und dann Arschbombenbatteln in Albertville! Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Auftaktetappe führt uns von Annemasse über drei Pässe in die Olympiastadt Albertville. Es sind noch nicht die ganz hohen Alpenpässe, die wir heute unter die Räder nehmen, schließlich steht heute das Einrollen und Kennenlernen im Vordergrund. Landschaftlich bekommen wir jedoch auch heute jede Menge geboten. In Annemasse befinden wir uns auch gleich schon am Fuß unseres ersten Anstiegs, des Genfer Hausbergs Mont Salève. Diesen Berg überqueren wir auf einer Kammstraße in Nord-Süd-Richtung und können nacheinander die Ausblicke auf Genf und den See, in die Hochalpen bis zum Montblanc und schließlich zum Lac d'Annecy genießen. Eine Tour des deux lacs, eine Zwei-Seen-Runde also. Annecy ist das nächste Zwischenziel, das ,,Venedig der Alpen", wo es aufgrund des Stadtverkehrs wohl heißt, einen Gang zurück zu schalten und stattdessen lieber die herrliche Seepromenade zu genießen. Der Col de la Forclaz führt uns dann hoch über den See hinaus bis fast auf den Gipfel der Tournette, grandioses Panorama erneut inklusive. Den Abschluss des heutigen Pässetrios bildet dann der Collet de Tamié, der dank sehr moderater Steigungsprozente auch mit müden Beinen noch erradelt werden kann. Von der Passhöhe führt uns eine rasante Abfahrt auf einsamer Straße direkt in den Etappenort Alberville, wo wir im Hotel abends noch eine entspannte Runde durch den Pool ziehen können.
Variante: Da man am ersten Tag vielleicht noch nicht alle Körner verbraten will, können alle drei Pässe auch problemlos im Tal umfahren werden. Am besten lässt man jedoch den Tamié aus und fährt stattdessen im Tal über Ugine - dank gut ausgebautem Radweg fast verkehrsfrei.