21.05.2018,
majortom:
Die Provence macht es uns nicht leicht in diesem Jahr. Wie auch schon die vergangenen beiden Tage sind Gewitter für den Montag Nachmittag angekündigt, die von Südosten heran ziehen. Und so haben wir kurzfristig das Pässequartett der Drome Provençale, das eigentlich auf dem Programm stand, durch ein Pässesextett ersetzt. Ins Diois soll es gehen, das Voralpenmassiv nördlich von uns, das eine ganze Reihe kleiner aber feiner Passstraßen für uns bereit hält.
Um das schöne Wetter am Vormittag optimal auszunutzen, geht wiederum schon um 8 Uhr 30
en route, heute allerdings nur in zwei Gruppen, da Sportivguide Tom heute erkältungsbedingt die Beine hochlegt, und sich die sportive Restgruppe meiner ausdauernden Gruppe anschließt. Wir beginnen mit dem Hausberg von Buis, dem Col d'Ey, der zuerst durch die Olivenhaine führt und uns dann einen tollen Ausblick hinab zum Ouvèze-Durchbruch, auf Buis dahinter (wir winken Tom am Hotelpool zu...) und auf den Mont Ventoux noch weiter hinten bietet. 300 Höhenmeter in der Morgeneuphorie. Es läuft.
Wir fahren ab ins Ennuye-Tal („On s'ennuie pas dans la vallée d'Ennuye...“) und nehmen dann Fahrt auf entlang des Tals, bis sich dieses mit dem Eygues-Tal vereinigt. Dann geht es auch schon wieder bergauf, Richtung Col de la Sausse. Die schnellen drücken aufs Gas, ich dagegen reihe mich wie üblich eher hinten im Peloton ein, als es in die sehr beeindruckende Défilé de Trente Pas, eine enge Schlucht, an deren Grund wir entlang fahren. Fotos muss man hier zwingend im Hochformat machen. Danach geht der Pass über in eine liebliche Almlandschaft, fast schon alpin wirkt es hier.
Wir sammeln die Gruppe, nehmen die kurze Abfahrt nach Bouvières und erklimmen dann den Col Lescou, wo sich die kürzere und die längere Variante unserer Tour trennen. Eine nahezu basisdemokratische Umfrage ergibt ein sechs zu sechs, also teilen wir die Gruppe auf. Während die ambitionierteren sechs noch über die Pässe Muse und Roustans fahren, geht es für den Rest (und auch für mich) über den Col de Géall hinunter ins Oule-Tal. Ich muss zugeben, die Abfahrt kannte ich noch nicht - wieder einmal ist sie landschaftlich überragend.
In Cornillon fallen wir dann in die dortige Auberge ein. Zeit für eine Mittagspause. Da wir die ersten Gäste an diesem Mittag sind, steht auch sehr schnell unser Essen auf dem Tisch. Von Omelette über Jambon cru bis zu Chèvre chaud bleinen keine Wünsche offen. Auch das
menu du terroir klingt vielversprechend, aber das wäre dann doch zu viel des Guten. Als wir gerade den Café bestellt haben, steht dann plötzlich Paul mitsamt der entspannten Gruppe auf der Terrasse, also räumen wir unseren Tisch und trinken den Café im Stehen an der Bar. Und als wir gerade aufbrechen wollen, rauscht auch die neue sportive Gruppe zu uns heran. Zwar guidelos, aber gut gelaunt. Aufgrund der drohenden Gewittergefahr entschließen sie sich dazu, das Mittagessen auszulassen, und wir fahren gemeinsam in Richtung Col de Soubeyrand.
Dieser Pass ist mit seinen 500 Höhenmetern nicht nur der längste des Tages, sondern auch der steilste. Was aber relativ ist, denn die meisten Pässe hier sind Rollerberge par excellence. Und auch wenn so langsam die Kräfte schwinden, so macht es dennoch Spaß, auf dieser einsamen schmalen Straße unterwegs zu sein. Am Col de Soubeyrand endet allerdings die Berichterstattung, denn in der Abfahrt versagt mein Freilauf seinen Dienst, und ich kann nur noch rollen, aber nicht mehr beschleunigen. Die Gruppe wird also ins Hotel vorgeschickt, und Tom holt mich dankenswerterweise in Sainte Jalle mit dem Auto ab.
Leider schafft es die entspannte Gruppe nicht mehr vor dem Gewitter nach Hause, und sie sind ordentlich nass geworden. Bei Redaktionsschluss sind allerdings alle Gruppen wohlbehalten am Hotel angekommen. Eine schöne Tour war das...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der heutige Tagesabschnitt führt uns nach Norden, hinaus aus der Drome Provençale und hinein ins Diois, das sich nördlich anschließende Voralpenmassiv. Auftakt bildet wiederum der Col d'Ey, der uns ins Eygues-Tal führt. Hier geht es dann hinauf zum Col de la Sausse, dessen spektakulärster Abschnitt im unteren Bereich die enge Schlucht Défilé des Trente Pas ist. Dann zeigt sich das einsame Diois von seiner schönsten Seite, wir wenden uns nach Osten über den Col Lescou und kehren so an die Eygues zurück. Der Col de Soubeyrand ist einer der steilsten Pässe der Region und führt durch dichte Kiefernwälder, aber auch er erreicht kaum mal die zehn Prozent Steigung, kein Grund zur Panik also. Ein paar Kräfte sollte man sich allerdings noch für den Col d'Ey aufgespart haben, der den heutigen Pässereigen abschließt.