16.07.2018,
Jan:
Unglaublich... schon liegt ein Drittel unserer großen Tour von Berlin nach Venedig hinter uns. Nach der Brandenburger Tiefebene am Samstag und den Tälern und Stichen des Erzgebirges gestern standen heute der Böhmerwald und der Bayrische Wald auf dem Programm. Ruhiges Ausrollen von der Königsetappe also, so der Plan...
Zunächst sind allerdings einige Höhenmeter zum Stanovice-Stausee und zu den drei Kreuzen zu absolvieren, bevor die Getränkeverpflegung am Stinkenden Moor das Ende des bergigen Anfangsabschnitts einläutet. Bis hier und noch bis hinunter nach Marienbad auf authentischem tschechischen Belag – schlecht ist da noch ein Euphemismus! Aber diese Ruhe, diese absolute Abgeschiedenheit! In den letzten Tagen war es schon ruhig, aber heute ist es fast schon gespenstisch still. Die Ruine nach der Getränkeverpflegung bringt es auf den Punkt: dieses Gebiet scheint aufgelassen, die Zivilisation ist im Böhmerwald auf dem Rückzug. Schauerlich schön. Aber der schlechte Belag macht es schwierig, die Gruppe zusammen zu halten.
Ab Marienbad aber beginnt es zu rollen. Teils auf breiteren, teils auf schmalen Straßen, immer durch ländliches Gebiet, und der gefürchtete böhmische Verkehr bleibt aus. Bisher geht der Plan auf, Körner zu sparen für das Kommende. Auch für Roberto, dessen elektronische Schaltung heute wieder funktioniert. Nicht der Akku war defekt, sondern das Ladegerät, und Nadine konnte aushelfen! Und kaum ein Kettenabwurf!
Die Mittagsverpflegung in Tachov erreichen wir ziemlich früh bei Km 67. Sehr gut, denn so haben wir in der welligen Böhmischen Tiefebene noch Gelegenheit, die Knödel mit Braten zu verdauen. Es rollt weiter gut, aber der Himmel zieht sich zu. Zunächst noch rechter Hand in weiter Ferne, dann aber auch von links tiefschwarze Regenwolken, die sich schon abregnen. Durch das blaue Loch in der Mitte wollen wir!
Bis kurz vor der zweiten Getränkeverpflegung klappt das auch gut, aber dann setzt der Regen ein. Zunächst leicht, dann wolkienbruchartig. Damit sinkt auch die Motivation, Fotos zu machen erheblich. Und wie der Regen und die damit verbundene Kälte die Energie zieht. Auf einmal wird es hart, und der Dachsriegel zur Prüfung, über den wir 2015 auf dem Weg von Flensburg nach Garmisch noch mit Leichtigkeit gerollt sind. Oben fühle ich mich an 2012 erinnert. Die lange Schlussgerade habe ich noch von der Etappe Furth im Wald - Bad Alexandersbad in Erinnerung. Historischer Boden!
Im Vollsiff fahren wir in die letzte Welle ein und erreichen unser tolles Hotel, wo uns ein Willkommenssnack erwartet. Dusche! Müde! Doch kein Ausrollen von der Königsetappe.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Das einsame Böhmen und der wildromantsiche Böhmerwald begleiten uns auf dem dritten Teilstück. Wir verlassen Karlsbad in Richtung Süden und nehmen gleich einen ersten Hügel mit, um den schönen Stanovice-Stausee bewundern zu können. Nach einer Flachpassage im Teplá-Tal dringen wir dann immer tiefer in den Böhmerwald vor und nehmen mit dem Vlcek-Pass einen zweiten Anstieg unter die Räder. Nach der Abfahrt nach Marienbad rollen wir im Mittelstück der Etappe auf einsamen Straßen weiter Richtung Süden. Die Grenze nach Bayern erreichen wir dann nach etwa drei Vierteln der Etappe bei Waldmünchen, und fahren über den Dachsriegel, einen der höchsten Punkte des Oberpfälzer Waldes, nach Furth im Wald. Ein letzter Hügel ist noch zu erklimmen, und wir sind schon in unserem Etappenort Rimbach, einem netten kleinen Ort im Bayerischen Wald.
Option: Wer noch nicht genug hat, kann kurz vor dem Ziel auch noch 500 Höhenmeter zum Schwarzriegel anhängen.