18.07.2018,
afrikaanne:
Nach dem Gastbeitrag aus Gruppe 3 gestern erfolgt der Etappenbericht heute aus Gruppe 2. Es schreiben afrikaanne und Leftyphil – danke!
Die Augen auf den Asphalt geheftet beißen wir die Zähne zusammen und fragen uns, wieso wir uns auf die Extrarunde über den Hirschbichl eingelassen haben. Der charmante Guide macht sich einen Spaß daraus, alle paar Meter genaueste Angaben zu den noch zu erwartenden Höhenmetern und Steigungsraten zu machen und uns Radler minutiös mit dem Bevorstehenden (23%!!!) zu erschrecken. Und weil er gerade so schön in Stimmung ist, gibt er mit kraftvoller Stimme ,,Der Berg" von Heinz Erhardt zum Besten. Offenbar hat er sich von seinem Männerschnupfen erholt.
Die Etappe hatte am Morgen so schön gediegen im niederbayrischen Burghausen begonnen. Über einsame beschauliche Wirtschaftswege ging es ins hübsche Tittmoning. Am Waginger See erwartete uns bereits Daniel mit einem romantischen Picknick am Wasser. Gruppe 3 zwang Gruppe 2 zu einem Verpflegungs-Quickie, sodass wir schnell weiter Richtung Berchtesgadener Land dem Alpenpanorama entgegen rollten.
Bei der Mittagspause stieß der Chef zur 2. Gruppe, um sie und sich zum ersten Mal in den Genuss des Hirschbichls zu bringen. Nicht alle wollten dieser Einladung folgen, und so fuhr ein Teil der Gruppe auf der Bundesstraße um den Berg herum. Leider wurden sie dort sehr vom bösen Verkehr gebeutelt.
Die hochmotivierte Splittergruppe kam jedoch in den puren Radgenuss auf der autofreien und sehr pittoresken Nationalparkstraße, die sich neben einem Bächlein an den Watzmann schmiegt. Der solide Alpinist Uwe wusste Wissenswertes über die umliegenden Gipfel ,,zu verzähle".
An der berüchtigten Teufels-Steife war es mit dem Plaudern vorbei und alle Kraft musste für 100 Höhenmeter auf 300 Metern gebündelt werden. So manch einen ambitionierten Fahrer zwang dieser Höllenanstieg in die Knie, im Gegensatz zum tapferen Jacob, der sich mit einer 11/28-Kassette hochhievte.
Die steile Abfahrt auf der Rückseite des Bichl erforderte höchste Konzentration und einen festen Griff an den Bremszügen. Zurück im Tal ging es dann mit vereinten Kräften der gesamten Gruppe 2 nach Zell am See. Endlich einmal kamen alle drei Gruppen in den Genuss einer frühen Ankunft in wunderbarster Abendsonne.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Hirschbichl. Der Pass ist berüchtigt. Schmale Straße, mörderische Rampen über 20 Prozent. Doch keine Panik: Wer sich der Herausforderung nicht stellen möchte, kann den Hirschbichl auch ganz einfach umfahren. Aber Hand aufs Herz: wenn man schonmal in der Gegend ist... außerdem haben wir in der langen Historie der quäldich-Reisen ja auch schon ganz andere Kaliber bezwungen.
Zunächst aber starten wir in Burghausen, überqueren die Salzach und sind damit erstmals in Österreich angekommen. Schon kurz darauf sind wir jedoch wieder zurück in Deutschland und fahren in südlicher Richtung auf Nebenstraßen durchs Alpenvorland. Zur Etappenmitte in Bad Reichenhall sind wir jedoch in den Alpen angekommen, die umgebenden Berge werden immer höher. Der schöne Schwarzbachwachtsattel stellt eine erste Prüfung dar, doch er ist nur der Aufgalopp für den Scharfrichter des Tages. Wer über die drei extrem steilen Rampen des Hirschbichl kommt, kann wahrhaft stolz auf sich sein – glücklicherweise gibt es zwischendrin immer wieder Flachstücke, auf denen sich der Puls wieder beruhigen kann. Kurz vor der Passhöhe gelangen wir wieder nach Österreich. Vorsicht auf der Abfahrt – sie ist teils ebenso steil wie die Auffahrt! Wenn man aber erstmal das Saalach-Tal erreicht hat, ist man bald auch schon im Etappenziel Zell am See.
Variante: ohne Hirschbichl spart man etwa 500 Höhenmeter bei ähnlicher Streckenlänge.