11.08.2018,
majortom:
1. Die Zitadelle von Belfort wurde nach Plänen des Festungsbaumeisters Vauban errichtet. Der Löwe von Belfort hingegen wurde von Bartholdi erbaut, dessen bekanntestes Bauwerk die Freiheitsstatue ist.
2. Am besten startet man eine Etappe in der Gruppenreihenfolge von 1 nach 4, um Überholungen im Stadtverkehr zu vermeiden.
3. Man ist aber relativ schnell aus Belfort wieder draußen.
4. Selten ist eine meiner Gruppen so gut über einen Kackwellenabschnitt gekommen wie heute unsere Gruppe 2 auf dem ersten Etappenviertel. Das liegt nicht nur am ausgezeichneten Tempomanagement des Foodbloggers an der Spitze, sondern auch an allen Teilnehmern. Sowieso wird in perfekter Zweierreihe gefahren, und Handzeichen werden sehr gewissenhaft weitergegeben. Chapeau!
5. Unser erster klassifizierter Anstieg führt hinauf nach Roches-les-Blamont. Kurz darauf wartet Pascal mit der ersten Verpflegung auf uns.
6. Sille hat Orangina besorgt. Ein Hoch auf Sille.
7. Dann geht es hoch zur Passage de la Douleur. Dieser ungewöhnliche Name für einen Pass (übersetzt "Passage des Schmerzes") geht auf einen Uhrmacher aus Neuchatel zurück, der die Schweiz wegen religiöser Unruhen verlassen musste und in den französischen Jura emigrierte. Er stieg regelmäßig zur Passage de la Douleur hoch, von wo aus er seine ehemalige, für ihn unerreichbare Heimat wenigstens sehen konnte, und wurde dabei vom Schmerz überwältigt.
8. Noch mehr Schmerz dürften die Resistance-Kämpfer erlitten haben, zu deren Ehre an der Passage de la Douleur ein Mahnmal errichtet wurde.
9. Die Abzweigung in Montécheroux meistern alle souverän.
10. Ab dem hübschen Städtchen Saint-Hippolyte, wo Doubs und Dessoubre zusammen treffen, cruisen wir das Dessoubre-Tal hinauf.
11. Die Doubs-Quelle nahe unseres Etappenziels Pontarlier (wir werden morgen daran vorbei fahren) ist die mündungsfernste Quelle des Rhone-Systems. In your face, Rhonegletscher! Das liegt daran, dass der Doubs zunächst nach Nordern fließt, sich dann aber umentscheidet und eine 180-Grad-Wende nach Süden macht.
12. Wir sind inzwischen im Jura angekommen. Ich mag den Jura.
13. Unsere Geheimwaffe im Jura mit seinen tief eingeschnittenen Tälern, wo sich die Höhenmeter rasend schnell summieren, ist das Dessoubre-Tal, das uns ca. 30 nahezu flache Kilometer erlaubt. Der idyllischste Abschnitt der Etappe. Unsere zweite Geheimwaffe sind Tortentom und Francois, die die kompletten 30 Kilometer von der Spitze des Feldes fahren.
14. In Gigot kehren wir zur Mittagspause ein.
15. Die Spezialität des Hotel-Restaurant Gigot: Truite à la meunière. Wir bekommen: menu sportif. Allerdings mit Perlhuhn. Also ein nobles menu sportif.
16. Dann erreichen wir den Cirque de Consolation. Hier entspringt der Dessoubre mittels dreier Karstquellen aus einer senkrechten Felswand.
17. Die geheime explorative Variante, von der sich der Sous-Chef bessere Blicke auf die Felswand erhofft, entpuppt sich als Reinfall. Wegen einer Baustelle ist die Straße gesperrt, und wir müssen umdrehen. Mea culpa.
18. Im folgenden Abschnitt über die Jura-Hochfläche muss sich der Major für seine nicht rasierten Beine gegenüber Team Suisse rechtfertigen.
19. Pontarlier ist nun theoretisch nicht mehr weit. Weiß nur keiner.
20. Wir fahren lieber noch ins Loue-Tal ab, der einzige Abstecher dieser Reise, der einen signifikanten Umweg mit sich bringt.
21. Napoleon wurde von seiner Geliebten auch liebevoll "Napie" genannt.
22. Das Loue-Tal zaubert trotz des Umwegs ein kollektives Grinsen auf unsere Gesichter, ist die Straße an der Felswand entlang doch sensationell und bietet tolle Ausblicke das Tal hinab. (Leider konnten wir in der rasend schnellen Abfahrt keine Fotos schießen.)
23. Pascal und Sille haben instinktiv einen noch viel besseren als den geplanten Standort für unsere letzte Getränkeverpflegung des Tages gefunden.
24. Das Loue-Tal ist schön.
25. Der längste Anstieg des Tages führt aus dem Tal hinauf nach Longeville. Wir erklimmen sozusagen die Höhenmeter gleich wieder, die wir mit der Abfahrt verballert haben.
26. Dann trennen uns nur noch ein paar Kackwellen von Pontarlier.
27. Einen dieser Fakten haben wir uns nur ausgedacht. Wer als erstes der Reiseleitung nennen kann, welcher das ist, erhält einen Chickenburger auf eigene Kosten! (Einsendeschluss 11.8. um 18.30 Uhr).
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der Jura ist das möglicherweise unterschätzteste Mittelgebirge Frankreichs. Aufgrund der zerklüfteten Topographie summieren sich hier auch auf Strecken ohne längere Anstiege die Höhenmeter sehr schnell. Wir halten die Höhenmeteranzahl jedoch weitgehend in Grenzen, indem wir über einen längeren Zeitraum dem Flusstal des Dessoubre folgen – unsere Geheimwaffe sozusagen. Ab Belfort geht es zunächst wellig entlang der Burgundischen Pforte, dann wird es jedoch immer hügeliger, als wir die Ausläufer des Jura erreichen. An der Passage de la Douleur erreichen wir einen ersten Hochpunkt, bevor es hinab nach Saint-Hippolyte geht - spätestens jetzt haben wir das einsame, fast verkehrsfreie Hinterland des Jura erreicht. Wir folgen nun dem Dessoubre, bis fast zu dessen Quelle, die im imposanten Talkessel Cirque de la Consolation liegt. Hier erklimmen wir eine weitere Geländestufe. Wir fahren ab ins tief eingeschnittene Loue-Tal, einem weiteren Höhepunkt der Etappe, nur um mit der Cote de Longeville den längsten Anstieg des Tages in Angriff zu nehmen. Dann fehlen nur noch wenige wellige Kilometer bis zum Etappenziel in Pontarlier. Eine lange, aber auch sehr lohnenswerte Etappe!