14.08.2018,
majortom:
Truffade! Die unglaublich leckere Kartoffelpampe, die es heute Mittag gab, heißt
Truffade, ist eine auvergnatische Spezialität und besteht aus Kartoffeln, lokalem Käse (besipielsweise Cantal) und Knoblauch. Dazu wird meist (so auch heute) Schinken und Salat gereicht. Und somit genossen wir heute am fünften Tag das erste geflügelfreie Mittagessen dieser Tour. Wer braucht schon das menu sportif?
Aber der Reihe nach. Nachdem das angekündige Zwischentief gestern nicht eingetroffen ist, schaut es heute morgen pünktlich zum Start vorbei und taucht das Hotel im schmucken Roanner Vorort in Nieselregen. Gruppe 1 verweigert den Aufbruch und hofft auf bessere Zeiten, Gruppe 3 dagegen ist kaum zu halten und fährt noch 5 Minuten vor der Aufbruchzeit los. Gruppe 4 beobachtet das ganze gut gelaunt unter den Bäumen aufgereiht. Und meine Gruppe 2 macht sich als nächstes raus. Torte navigiert uns gekonnt durch Roanne, so dass wir bald auf die Monts de la Madeleine am Horizont zusteuern. Die erste Hügelkette sehe gar nicht so hoch aus, meint mein Nebenmann. Ich überlege kurz und mutmaße, dass die nächste, höhere Gebirgskette sich wohl noch im Nebel verbirgt.
Der Niesel hat zeitweise aufgehört oder ist nicht mehr vom Spritzwasser zu unterschieden. Dann setzt er wieder ein, hört gleich wieder auf, es bleibt also nass. Den ersten Teil des Anstiegs bis La Croix Trévingt quetschen wir souverän weg, dann tauchen wir tatsächlich in den Nebel ein. Leicht surreale Atmosphäre, dunkler Wald, kaum Sicht. Märchenhaft, findet Torte. Wir schlagen uns zu Sille und Pascal durch, die das Getränkebuffet wieder mal um einige Leckereien erweitert haben, auf der nebligen Passhöhe des Col de la Loge des Gardes aber kaum zu entdecken sind. Lange möchte in der Kälte aber sowieso keiner warten. "Wo geht es lang?" werde ich gefragt und deute vage in den Nebel, wo ich die Straße vermute.
Die Abfahrt ist gar nicht so kalt wie vermutet, und gleich darauf beginnt der Kackwellenteil der Etappe. Und der Plattenteil der Etappe - irgendwie setzen der raue Asphalt und spitze Rollsplittsteinchen den Reifen wohl besonders stark zu. Die Pannenwertung führt Gruppe 1 mit sieben verifizierten Platten an, gefolgt von Gruppe 2 mit derer drei, davon entfallen zwei auf den Berichterstatter, woraufhin dieser Asyl im Horstschen Ersatzbesenwagen beantragt und gewährt bekommt. Das gibt mir die Gelegenheit, im Restaurant in Thiers anzurufen, um dort anzukündigen, dass wir zu spät sind, aber gleich alle auf einmal eintreffen werden.
So kommt es dann auch. Kaum habe ich meinen Mantel und Schlauch gewechselt, fährt meine Restgruppe vor, und kaum sitzen alle am Tisch, trifft auch die hungrige Gruppe 3 ein. Wir quetschen uns so gut es geht ins Restaurant und sind begeistert von der Truffade. Der kurz darauf eintreffenden Gruppe 1 ist die Wartezeit zu lang, und sie beschließen, sich anderweitig zu verpflegen. Und Gruppe 4 kann nach kurzer Wartezeit unsere Plätze einnehmen. Etwas chaotisch, aber lecker ist es!
Sille und Pascal sehen wir aufgrund der späten Mittagspause schon kurz darauf wieder und cruisen dann mit dem unzerstörbaren Tortentom an der Spitze durch die Ebene auf Clermont-Ferrand zu. Die Sonne kommt raus, der Puy de Dome thront am Horizont. Das letzte Stück durch die Vororte ist etwas zäh, aber immerhin verteidigen wir ca. 30 Sekunden Vorsprung vor Gruppe 1 ins Ziel.
Sensationelle Etappe. Und völlig geflügelfrei.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Weiter nach Westen bis an den Fuß des bekannten Puy de Dome führt die fünfte Etappe. Wir verlassen Roanne an den Ufern der jungen Loire und fahren weiter durch hügeliges bis bergiges Terrain. Die Anstiege sind sanft, aber die Höhenmeter summieren sich doch recht schnell. Zunächst steht der Col de la Loge des Gardes auf dem Programm, dicht gefolgt vom Col du Beau Louis, dann folgt ein ständiges Auf und Ab, bis wir Thiers an der Durolle erreichen. Ab hier wird es dann deutlich entspannter, und schon bald haben wir das Etappenziel in Clermont-Ferrand erreicht.