13.10.2017,
majortom:
Völlig zu Unrecht stehen die quäldich-Reisen ja in dem Ruf, nur etwas für Masochisten zu sein. Sicher, sowohl Streckenlängen als auch Höhenprofile sind ziemlich sportlich. Häufig werden wir gefragt: „Bin ich fit genug für diese Reise?“ Diese Frage beantworten wir fast immer mit ja, denn die Erfahrung zeigt, dass weniger das Höhenprofil und die Streckenlänge das Gift ausmacht, sondern vielmehr und in allererster Linie das Tempo, mit dem man die Tour angeht.
Diese Erkenntnis mag banal klingen, ist aber für viele der beruhigende Schlüssel dafür, sich der Herausforderung einer quäldich-Reise zu stellen. Auch deswegen sind wir immer in drei Geschwindigkeitsgruppen unterwegs: entspannt, ausdauernd und sportiv. In der entspannten Gruppe geht man die Etappe von vornherein langsamer an und gönnt sich auch die ein oder andere Pause. So ist man zwar länger unterwegs, kann die tolle landschaftliche Kulisse unserer Touren jedoch in Würde genießen, auch wenn man kein so hohes Trainingspensum in seinen Arbeitsalltag integrieren kann.
Für alle diejenigen, die uns das nicht glauben, sind wir nun einen Schritt weiter gegangen und haben unser „Relaxed“-Konzept entwickelt. Unsere „Relaxed“-Reisen weisen etwas kürzere Strecken und geringere Höhenmeterzahlen auf. Dementsprechend ist man nicht ganz so lange unterwegs und hat mehr Zeit zur Regeneration am Nachmittag und Abend. Natürlich verzichten wir dennoch nicht auf unseren Anspruch, unseren Reiseteilnehmern die schönsten Pässe Europas zu zeigen.
In diesem Blogbeitrag möchten wir euch diese „Relaxed“-Reisen näher bringen.Es begann alles auf meiner ersten selbst organisierten Wochenreise, den Savoyer Alpen 2013. Am Ende der Reise unterhielt ich mich mit einem Teilnehmer der von mir geguideten entspannten Gruppe, und er gab mir zu meiner großen Freude ein sehr positives Feedback. Lediglich eine Einschränkung gab er zu Protokoll: ein wenig kürzere Etappen hätten doch auch gereicht, ein Pass pro Tag würde ihm völlig ausreichen, er hätte lieber etwas mehr Zeit am Nachmittag. Ich muss zugeben, dass ich zunächst etwas verwundert war, denn mein Gesprächspartner war eigentlich immer an der Spitze der Gruppe gefahren und musste nie um den Anschluss kämpfen. Meiner Ansicht nach hatte er sich mit Bravour geschlagen und hätte sicher auch gut in einer etwas schnelleren Gruppe mitmischen können.
Doch mit ein paar Tagen Abstand konnte ich das Feedback immer besser nachvollziehen. Wir haben auf unseren Reisen zwar eine „entspannte“ Gruppe, aber das macht die Reisen noch nicht
per se entspannt. Es gibt, so meine neue Erkenntnis, Rennradfahrer, die einfach weniger fahren möchten. Und das nicht, weil sie nicht länger oder schneller fahren können, sondern weil sie nicht länger oder mehr fahren
wollen.
Entspannte Gruppe am Col de la Madeleine.
Bis diese Erkenntnis dann auch fester Bestandteil unseres Reiseprogramms werden sollte, hat es ein paar Jahre gebraucht. In den Folgejahren hat unser Relaxed-Champion Xandi einige weniger anspruchsvolle Reisen in seiner österreichischen Heimat organisiert, und für die Saison 2017 wollte ich auch mit den Französischen Alpen nachziehen. Die Alpenregion Savoyen mit ihren Tour-de-France-Klassikern wie Col du Galibier oder Col de la Madeleine ist seit jeher eines unserer beliebtesten Reiseziele, und dank einer Vielzahl interessanter Pässe, die sich zu Etappen jeder beliebigen Schwierigkeit kombinieren lassen, war auch bald eine geeignete Route gefunden. Diese orientierte sich größtenteils am Vorbild der Savoyer-Alpen-Reise: Start und Ziel in Annemasse bei Genf, Col du Galibier als alpiner Höhepunkt.
Savoyen 2017 – meine relaxed-Premiere
So treffen wir uns dann Ende Juli 2017 in Annemasse zu meiner ersten „relaxed“-Reise. Erfreulicherweise ist die Reise komplett ausgebucht, als entspannte Guides konnte ich Denny und Otto gewinnen, und als hochmotivierter Gepäckfahrer steht uns „Versorger“ Thomas zur Verfügung. Viele Teilnehmer sind das erste Mal mit uns unterwegs, so dass ich schon mit einer Portion Ungewissheit meine Begrüßungsansprache halte, doch Rennradfahrer sind Rennradfahrer, und es wird mir bald klar, dass sich diese Gruppe eigentlich kaum von all den anderen Gruppen unterscheidet, die ich schon geführt habe. Na ja, vielleicht ist der Prozentsatz von rasierten Beinen ein wenig geringer...
In der Anfahrt zum Col du Galibier.
Es wird natürlich – nicht nur wegen herrlichem Hochsommerwetter –
eine tolle Woche. Dem Team macht es großen Spaß mit der Gruppe, was hoffentlich auf Gegenseitigkeit beruht. Wir befahren namhafte Pässe wie Colombière, Madeleine und Galibier, wir entdecken tolle Geheimtipps wie den Crêt de Chatillon oberhalb des Lac d'Annecy, und auch diejenigen, die dann doch ein bisschen mehr wollen, kommen voll auf ihre Kosten, da wir mit schönen unbekannten Passstraßen wie Col des Annes, Col de la Ramaz, Col des Glières oder den Lacets de Montvernier aus dem Vollen schöpfen können. Dank der verschiedenen Streckenlängen kommen auch Paare auf ihre Kosten, selbst wenn sie unterschiedliches Leistungsniveau haben. Meine relaxed-Premiere ist ein großer Erfolg, und so steht fest, dass es auch 2018 wieder „relaxed“-Reisen geben soll.
Pässemekka Maurienne: die Montvernier-Serpentinenstraße
Ausblick auf Relaxed 2018
Für die Sommersaison 2018 haben wir uns für gleich zwei entspannte Reisen entschieden. Bei beiden bleiben wir dem Erfolgs-Konzept treu. Wunderschöne alpine Landschaften, namhafte Pässe, Traumziele für jeden Rennradfahrer. Nur eben etwas kürzere Etappen, meist nur ein Pass am Tag, mehr Zeit zur Regeneration. Und natürlich viel authentisches lokales Flair, sorgenfreies Reisen dank Gepäcktransport, viel Gruppendynamik durch gemeinsame Abendessen.
Den Auftakt macht eine
entspannte Doppeltransalp. Vom Allgäu zum Stilfser Joch und zurück. Einfache Anreise nach Füssen. Die hohen Pässe in Tirol, Südtirol und Oberbayern. Monumentale Pässe und romantische Hochstraßen, aber auch ruhige Passagen entlang der Täler, wo man auch einmal im Windschatten der Gruppe mitschwimmen kann. Zwei Nächte bleiben wir im schönen Vinschgau, damit wir den ganzen Tag Zeit für die Königin der Passstraßen haben.
14.–21. Juli 2018 – Rundreise ab Füssen (DE) – 7 geführte Etappen – ab 1090 €
Kehren am Stilfser Joch
Und auch den
französischen Alpen bleiben wir treu. 2018 verschieben wir unseren Fokus allerdings ein wenig nach Süden und nach Westen. So können wir auch das Vercors-Massiv mit der herrlichen Combe Laval dazu nehmen, die sich bei unserer Tour du Dauphiné immer großer Beliebtheit erfreut. Der Col du Galibier und der Col du Glandon stehen ebenso auf dem Programm wie eine Bergankunft in Alpe d'Huez.
21.–28. Juli 2018 – Rundreise ab Chambéry (FR) – 7 geführte Etappen – ab 1090 €
Unglaubliche Straße in der Felswand: Combe Laval im Vercors
2018 entspannt in die Alpen – mit den „relaxed“-Reisen von quaeldich.de.