13.09.2017,
majortom:
Was für eine großartige Etappe! Col de la Cayolle, Col de Valberg und dann noch die sensationelle Abfahrt über die Gorges de Cians. Angenehme Etappenlänge und genau die richtige Höhenmeteranzahl. Ich habe ja doch einige quäldich-Reisen begleiten dürfen dieses Jahr, und es waren jede Menge gelungene dabei, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir die heutige Etappe auch noch länger im Gedächtnis bleiben wird. Großartige Streckenplanung (wer auch immer die gemacht hat...)
Es beginnt allerdings sehr fröstelig in Barcelonnette. Eigentlich wurde uns ja Spätsommer versprochen vom Veranstalter, aber bei einstelligen Temperaturen am Morgen fühlt es sich doch eher wie Herbst an. Also werden die bislang kaum benötigten Langarmtrikots, Beinlinge und dergleichen aus dem Koffer gekramt; die Erwartung ist trotzdem hoch, habe ich die Etappe doch schon bei der gestrigen Besprechung in den höchsten Tönen gelobt. (Da haben sich wohl alle gedacht: Lass den Tom doch reden, der isst ja auch Andouillette und hat eh keine Ahnung.)
Es geht in nach wenigen Flachkilometern durch Barcelonnette direkt in den Col de la Cayolle. Bei unserer Südalpenreise wird der ja immer von Süd nach Nord befahren, aber wie für den benachbarten Col d'Allos gilt auch hier, dass die Nordseite die Schokolandenseite ist. Was die herrliche Gorges de Bachelard im unteren Teil des Passes auch schnell bestätigt. Der Pass beginnt hier ganz gemächlich, doch wohl aufgrund der kühlen Temperaturen beginnen einige mit rasantem Tempo. Sehr viel angenehmer wird es, sobald wir mal in der Sonne unterwegs sind.
Der Col de la Cayolle zieht sich über 30 Kilometer dahin, aber es sind nahezu 30 Kilometer Hochgenuß. Ein Traum, erst die enge Schlucht, dann das idyllische Hochtal, die Einsamkeit nach Einfahren in den Mercantour-Nationalpark, die spektakuläre Trassierung, und schließlich die karge Hochgebirgskulisse kurz vor der Passhöhe, begleitet von einem Murmeltierpfeifkonzert. Auf 30 Kilometer Auffahrt folgen 30 Kilometer Abfahrt, und auch die Südseite des Cayolle hat definitiv ihren Reiz. So macht Rennradfahren Spaß. Zumal die Schleierwolkendecke nach Süden hin aufreißt, und es bei der Mittagspause in Guillaumes richtig warm ist.
So geht es dann bei sommerlichen Temperaturen in den Col de Valberg, natürlich auf Empfehlung der Allgäuer Flatbar-Twins auf der Nebenstreche über Péone. Was sich sogleich als Volltreffer herausstellt, denn die Felsformationen links und rechts des Seitentals sind wieder mal eine tolle Kulisse. Inzwischen fließt der Schweiß in der provenzalischen Mittagssonne. Spätsommer deluxe. Da ist der Schatten auf dem Serpentinenstück, das sich an Péone anschließt, fast schon willkommen. Schön rollt es hier hinauf, und in Valberg vereint sich meine Gruppe dann bei Panaché, Crêpes und Orangina.
Die Abfahrt nach Beuil ist noch unspektakulär, ebenso die ersten Kilometer danach, doch in der Gorges de Cians mit ihren feuerroten Felsen stehen die Münder dann offen vor Staunen. So bekommen wir auf den Kilometern nochmal ein absolutes Highlight serviert, das den Schlenker über Valberg mehr als rechtfertigt. Sensationelle Gorges de Cians.
Und dann fehlen nur noch acht Rollerkilometer durchs Var-Tal bei Rückenwind bis nach Puget-Théniers. Sogleich wird der Dosenbierbestand des benachbarten Carrefour geplündert. Ein voll und ganz gelungener Tag; meiner Meinung nach die bislang mit schönste Etappe der Tour, obwohl wir schon einige Provence-Highlights hatten. Morgen geht es schluchtig weiter, wenn es durch den Grand Canyon du Verdon geht.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Etappe vier gehört einem der vielleicht einsamsten Hochalpenpässen, dem Col de la Cayolle. Zweites Tageshighlight ist die Gorges de Cians mit ihren feuerroten Felsen.
Barcelonnette ist ein Pässemekka der Südalpen, ist es doch Ausgangspunkt des Pässedreigestirns Allos, Cayolle, Bonette, die auf dem Weg von Nord nach Süd endgültig in den warmen Süden Frankreichs führen. Den Allos sind wir gestern schon gefahren, den Bonette heben wir uns für eine andere Tour auf. Heute geht es über den einsamen Col de la Cayolle hinein in den Mercantour-Nationalpark. Der Pass überzeugt im unteren Teil mit einer schmalen Straße durch ein enges Tal, dann mit hochalpinem Flair im Schlussteil. Die Abfahrt führt uns nach Guillaumes. Hier könnten wir auch direkt ins Tagesziel im Var-Tal fahren, und es wäre durch die Gorges de Daluis nicht mal langweilig. Doch unserer Meinung unverzichtbar ist die sensationelle Gorges de Cians mit ihren roten Felsen. Dafür müssen wir zwar noch den Col de Valberg überqueren, doch es lohnt sich! So erreichen wir das Var-Tal auf einem Umweg, und nächtigen in Puget-Thenières wieder in einem authentischen Hotel – wieder alle im Zweibettzimmer.
Option: Wer die Beine testen möchte, nimmt noch den Col des Champs einseitig mit. 142 km / 3300 Hm sind die Ausbeute.