30.03.2018,
silvi:
Wir haben eine Theorie, warum sich der Wetterbericht plötzlich seit Donnerstag zum Guten wendete: am Leivi muss sich jemand für einen ordentlichen Bergsprint opfern, um den Wettergott zu besänftigen. Danke Manuel und Jan, dass Ihr dieses Opfer am Mittwoch gebracht habt! So durften wir auch heute nochmal aufs Rad, um eine letzte Etappe in Angriff zu nehmen.
Ich habe heute beschlossen, die schnellen Jungs einmal ohne mich ziehen und es zum Schluss etwas ruhiger ausklingen zu lassen. Also stelle ich beim Frühstückstisch noch einen Eil-Asylantrag auf Aufnahme in die ausdauernde Gruppe. Puh, dem wurde stattgegeben! Als wir durch das Tal fahren muss ich an Henners Mannschaftszeitfahreinheiten denken - da taucht er auch plötzlich wie aus dem Nichts neben uns auf und versucht noch ein letztes Mal mich zum Gruppenwechsel zu motivieren. Ich zucke kurz, bleibe aber standhaft.
Den ersten Anstieg zum Passo la Forcella rollen wir gemütlich hoch, es ist wirklich eine sanfte Steigung. Dachten wir morgens beim Start noch, dass es heute aber warm ist, wird es oben wieder etwas frisch, es geht durch die Wolken, die wunderbaren Meerblicke sind uns also nicht vergönnt. Es geht noch sanft ein bisschen höher zum Passo della Scoglina, bevor wir uns in die Tiefe stürzen. Leider rutscht einer aus der Gruppe in der Kurve weg und stürzt. Aber Gott sei Dank ist der Schaden zu verschmerzen: eine zerrissene Hose und eine kleine Schürfwunde, ein Mantel und ein Schlauch. Erleichtert, dass nicht mehr passiert ist, fahren wir schonmal ab, um aus der Kälte zu kommen. Jan hilft beim Flicken. Unten in Cicagna üben wir uns in effizienter Nahrungsaufnahme: Kaffee, Cola, Snacks werden an der Bar geordert. Nicht alle sind überzeugt, dass sie den Passo di Romaggi wirklich fahren wollen, das Höhenprofil sieht nach Schmerzen aus. Aber schon entwickelt sich eine wunderbare Gruppendynamik und die Zweifler werden fast ausnahmslos überzeugt. An der Leivi-Romaggi-Scheide entscheiden sich nur noch zwei für die kürzere Variante. Und so schlimm ist der Romaggi gar nicht. Hartmut will es wissen und steigt mit hartem Antritt in den Berg hinein, ich trudel mit Siggi quatschend hinterher, muss aber doch feststellen, dass heute an Tag 7 die Beine etwas müde sind. Die letzten 250 Höhenmeter ist es dann auch eindeutig zu steil zum Reden. Oben noch kurz ein Gruppenbild und ab in die Abfahrt; die Straße ist feucht und der Belag nicht der Hit, somit geht es schön vorsichtig nach unten. Da kommen auch fast alle an, nur einer fehlt: der Chef ist weg. Ob er nun wirklich zwei Platten hatte, oder ob er von zwei Mädels gesucht werden wollte, wir wissen es nicht. ;-) Wieder komplett geht es nun zu unserem letzten Anstieg. Und welcher könnte das sein? Natürlich LEIVI! Nur diesmal von der anderen, etwas steileren Seite hoch zur Kirche, wo wir nochmal einen Platten flicken. (Wir hatten zuvor so wenige Platten auf der Reise; bei den doch manchmal etwas ruppigen Straßenverhältnissen eigentlich ein Wunder.) Die letzte Abfahrt, die Pamoramica, mit der wir quasi aufs Hotel fallen, ist ein Genuss! - Schön war's!! Für mich war es das erste Mal in Ligurien. Es ist definitiv eine tolle Region, landschaftlich ein Traum. Und wer weiß, vielleicht wird ja der nächste Winter milder, dass man auch mal auf den Chiodo auf 1460m Höhe fahren kann. (Dieses Jahr war er wegen Schnees geschlossen.) Ein Grund wiederzukommen!
Die sportive Gruppe hat sich übrigens heute nochmal eine wahre Königsetappe gegönnt und ist tatsächlich den gefürchteten Ghiffi gefahren. Danach gab es jedoch schon den ersten, der dann den Romaggi nicht mehr fahren wollte. Aber Chapeau, Jungs!!!
Unsere Cappucino-Schäfchen haben wir heute nicht unterwegs getroffen, die haben es etwas ruhiger angehen lassen und uns den Romaggi überlassen. Am 7. Tag darf man auch wirklich müde sein. Das muss man erstmal machen, so viele Kilometer und Höhenmeter in 7 Tagen und das nach einem harten, langen Winter, der bei den meisten dafür gesorgt hat, dass sie mit relativ wenigen Trainingskilometern in den Beinen angereist sind. DAS ist jetzt definitiv anders, wir haben uns alle mit Schwung in die Radsaison katapultiert!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wer in Calvari noch den Romaggi anhängt, fährt 15 km und 650 Hm mehr. Dann Leivi über die steile Variante.