08.04.2018,
majortom:
Wir ziehen das Ding jetzt durch! Eine Woche provence-untypisches Wetter ohne Sonne und mit gelegentlichen Regenschauern? Ein selbst für quäldich-Begriffe sehr ausgedehntes Zwischentief über Südfrankreich? Wen kümmert das schon. Heute steht die Gorges de la Nesque auf dem Plan, also fahren wir da auch. Wenn wir dieses Must-Have abgehakt haben, kann der Dauerregen kommen.
Und so stehen wir nach Plan um neun Uhr vor dem Hotel-Haupteingang. Motiviert bis in die Haarspitzen. Die Startreihenfolge ist die übliche: sportiv, ausdauernd, entspannt. Meine entspannte Gruppe wählt dann gleich die idyllische Passage an der Sorgue entlang, die Guy heroischerweise entdeckt hat, und sind dann sofort in der Flachpassage nach Norden. Das Tempomanagement funktioniert, und so bringen wir diesen nicht ganz so spektakulären Tagesabschnitt ohne besondere Vorkommnisse hinter uns und stoppen zu einer Shopping- und Pinkel-Doppelpause. Mit vollen Trikottaschen und entleerten Blasen starten wir in die Gorges de la Nesque.
Ostwind erschwert das Vorankommen, dennoch fahren sofort nach der Freigabe die Frankfurter Heißsporne an die Spitze und setzen den Berichterstatter unter Druck. Ich reagiere mit der üblichen Grupetto-Taktik und kann somit auch mal Ersatzguidin Ilka bei der Arbeit beobachten. Alles im Griff. Die Gorges de la Nesque mit fantastischen Tiefblicken, spektakulären Felstunnels und schöner Straßentrassierung sorgt allerorten für Erstaunen und Begeisterung. Zurecht. Episch, würde der Chef sagen. Und auch die Mittagspause am Gorges-Aussichtspunkt mit zum Greifen nahem Ventoux wird sehr entspannt, wenn auch die gesunkenen Temperaturen und die ersten verhaltenen Regentropfen und recht schnell wieder zum Aufbruch drängen. Das Must-Have abgehakt, bleibt noch ein wenig Pillepalle.
Pillepalle 1: der Anstieg nach Saint-Hubert, der uns wieder auf das Plateau de Vaucluse bringt. Ich mag die lichten Wälder dort, die felsen, die schmale Straße (auch wenn der Straßenzustand eher am unteren Ende des Toleranzbereichs liegt. Und die Gruppe hält instinktiv am zweitbesten Aussichtspunkt des Tages an. Eigentlich bräuchten die mich bar nicht.
Pillepalle 2: Der Col de la Ligne, mit ebenso schmaler Straße, in völliger Provence-Einsamkeit. Hier erwischen uns wieder ein paar Regentropfen, aber nicht genug um nass zu werden. Es macht Spaß!
Dann fehlt nur noch die Abfahrt über Gorges, der Intervallnupsi, und schon sind wir wieder am Foodtruck, wo es sogar noch zu einem
bière allemande reicht, bevor wir Peter Sagans Triumphfahrt nach Roubaix anschauen. Wir ziehen das Ding jetzt durch.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Zum Auftakt befahren wir gleich ein landschaftliches Highlight der Region: die Gorges de la Nesque. Die erste richtige Etappe führt uns nach dem Start in Richtung Norden, und der Auftakt ist weitestgehend flach, so dass wir uns schön einrollen können und vom Windschatten der Gruppe profitieren. Ab Mazan wenden wir uns dann nach Osten, und in Villes-sur-Auzon beginnt die beeindruckende Nesque-Schlucht, wo sich die Straße immer höher über den Talgrund schraubt, so dass wir am Ende spektakuläre Tiefblicke genießen. Am höchsten Punkt der Straße ist der Aussichtspunkt eine Pflicht-Fotostop, denn hier sieht man den womöglich noch schneebedeckten Mont Ventoux in seiner ganzen Pracht. Über Saint-Hubert, den Col de la Ligne, Murs und Gordes fahren wir auf wildromantischen schmalen Straßen zurück.