Vorab 1: Die verspätete Berichterstattung tut uns ausgesprochen leid, wir wissen ja, dass die Quäldich-Gemeinde sehnlichst darauf wartet. Daher gibt es heute einen komprimierten, längeren Bericht über die ersten 3 Tage.
Vorab 2: Die Gruppe 3 ist die stärkste Gruppe, die ich je hatte. Wenn ich mit einer Steiggeschwindigkeit von 650 hm / h die Alpe d’Huez hochkurble, dann bin ich eigentlich fast die langsamste. Trotzdem sind wir mittlerweile bei einer Gruppenstärke von 15 (!) Personen angelangt, und es klappt super mit der Truppe. CHAPEAU an alle und Danke für die tolle Stimmung und das Miteinander.
Aber nun der Reihe nach.
Am ersten Tag starten wir bei schönstem Wetter von Annemasse auf den Mont Salève, mit weniger Verkehr als erwartet und tollem Ausblick. Auch unser ältester Teilnehmer (71 Jahre) kurbelt sich gleichmäßig gen oben. Super!!
Mit einer rauschenden Abfahrt und einem kleinen Gegenanstieg gibt es den Col de la Croisette sozusagen geschenkt, und wir rauschen nach Annecy runter. Sehr touristischer Ort - wir machen das beste draus und lassen und von der Police sogar auf den vielbefahrenen Radweg schicken. Eine kleine Stärkung am Kiosk und Flaschen auffüllen, dann geht es Richtung Col de Forclaz. Jeder dachte, na die 600 Höhenmeter fahren wir auf der linken Arschbacke hoch, aber da hatten wir den Pass gewaltig unterschätzt. Die letzten Meter taten doch weh. Aber auch Peppie, unser Ältester, hat’s geschafft. Nochmals Kompliment.
Zurück Richtung Hotel in Albertville hat es einige von uns mit dem ersten Regenschauer erwischt. Egal, warmer Regen macht schön!
Schmutzbier, leckeres Essen und dann früh ins Bett. Tag 2 hat es in sich. Und wie, wie wir erfahren sollten!
Als Reiseleiter oder Guide muss man eine Entscheidung treffen. Ob es die richtige ist oder die andere besser gewesen wäre, weiß man nie. Wir entscheiden, über den Col de Madeleine zu fahren, obwohl die Wettervorhersage Regen und Kälte bringt. Aber wenn wir es einfach wollten, dann hätten wir uns zum Hallenhalma angemeldet und nicht zu einer Quäldich-Reise.
Nach ungefähr der Hälfte des Anstiegs erwischt uns der Regen. Das obligatorische Pass-Foto wird von den meisten ausgelassen, nur die ganz harten bleiben stehen und machen Selfies oder Zweierfotos. An der Verpflegung nach dem Pass ist es soooo kalt, und jeder kämpft eigentlich (gefühlt) nur noch ums Überleben: Wäsche wechseln, alle Klamotten anziehen, die man dabei hat, irgendwie was Essen und Trinken, und sich dann in die Abfahrt stürzen. Vor lauter Zähneklappern hat mein Rad auch gezittert, und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gefroren habe. Kaum unten, kommt der erste Sonnenstrahl raus. Juhu, und ein Café haben wir direkt vor der Nase. Weiter geht’s nach einem wärmenden Cafè au lait, immer wieder droht Regen, aber es wird besser und besser. Einige Tapfere ziehen noch die Schnürsenkel (Lacets de Montvernier) hoch, einige fahren direkt zum Col de Telegraph. Ich bin mit 2 Mädels aus meiner Gruppe gerade oben am Pass, da beginnt wieder die Waschküche. Durchgefroren, aber irgendwie happy kommen wir am Hotel an. Der Charme und die Freundlichkeit der Gastgeber dieses süßen Alpenhotels entschädigen für alle Strapazen des Tages. Und außerdem: Ab morgen wird es besser!
In der Nacht regnet es noch, und auch Morgen vor dem Frühstück. Wir entscheiden, eine halbe Stunde später zu starten, da es ja besser werden sollte. Und das war in jedem Fall eine prima Idee. Schließlich hatten wir alle den Schnee am Galibier gesehen, wenn die Wolkendecke grad mal aufgerissen ist. Aber es wird eine super Auffahrt: es ist kühl, aber trocken! Überall sieht man zufriedene Gesichter! Am Pass oben ist es extrem windig und dadurch kalt, so dass die Passfotos wieder etwas kurz kommen. Daher schnell runter zum Lautaret zur Verpflegung und wieder alles Anziehen, was geht.
Nach der letzten Abfahrt wird es aber nun wirklich nicht nur schön, sondern auch warm. Die meisten fahren über die Höhenstrasse „Balcon d’Auris“, einige von Gruppe 1-2-3 fahren nach Bourg d’Oisans runter und Alpe d’Huez hoch, andere fahren direkt, und eine kleine Gruppe mit Gunnar nimmt den Col de Sarenne nach Alpe d’Huez hoch. Jeder ist happy mit seiner Wahl. Und außerdem: es scheint die Sonne, und die Wettervorhersage ist und bleibt gut für den Rest der Woche!
So wünschen wir uns alle für den Rest der Woche „Bon courage“, wie die Franzosen uns gerne zurufen! Frankreich, du bist ein tolles Radfahrer-Land!