Bei bestem Wetter starteten heute morgen 34 quaeldich-Radler in der Saigerhütte in Olbernhau zur ersten Etappe der Erzgebirgs-Rundfahrt.
Der erste Anstieg auf den Rungstock sollte die Gruppeneinteilung besorgen, und diese Aufgabe erledigte er ganz hervorragend. Aber nicht nur dies, auch in Punkto Idylle konnte er begeistern.
Oben fuhren wir in drei gleichmäßig bestückten, homogenen Gruppen weiter. Auf nicht frequentierten Straßen genossen wir die friedliche Stimmung der erzgebirgischen Wälder durch Pobershau, Steinbach und Schmalzgrube, wo uns Etappenorganisator Alex die erste Schotterpassage von 2 km nach Tschechien gönnte. Kurz darauf empfing uns Sylvia an der Preßnitztalsperre herzlich zur ersten Labe.
Endlich stand die erste Abfahrt hinunter ins Böhmische Becken an. Die Abfahrt vom Preßnitzer Pass war rasant und schön und ging zu unserer aller Freude gleich in den Anstieg zum Kupferberg über. Sanfte Steigungen, herrliche Ausblicke ins Böhmische Becken und pittoreske Kulturlandschaften säumten unseren Weg.
Oben kam ich mit den letzten an. Da hätten wir eigentlich komplett sein müssen. Dass Andreas nach unserer Ankunft umgedreht war, um uns entgegen zu fahren, habe ich leider erst in der Abfahrt von Horni Halze hinunter nach Perstejn verstanden. Glücklicherweise wurde er von Alex und der Docle Vita Gruppe eingesammelt, und wir konnten ihn bei unserem Espressostopp in Boc wieder in unsere Arme schließen.
Nun standen die 1000 Hm auf den Keilberg an, und gleich nach dem Abzweig ergriff uns das Entsetzen. Die Straße war in den letzten Tagen (Sonntag war sie noch frei) mit frischem Rollsplitt bedeckt worden, und jeder Höhenmeter musste hart erkämpft werden. Alex konnte gar nicht mehr fahren, an seinem Dogma verklemmten sich ständig Steinchen in dem knapp bemessenen Spalt zwischen Bremskörper und Reifen. Kurz darauf hatte er seine Pedalplatten abgelaufen und musste sich abholen lassen. Nichts ging mehr.
Ein Reifen hielt dem Splittangriff nicht stand und musste ersetzt werden. Die daraus entstandenen Abstände konnten Uli und ich schnell sportlich schließen. Auch die weitere Fahrt auf den Keilberg entwickelte sich aufgrund der vielen Rennradfahrer aus Gruppen zwei und drei kurzweilig, und schnell standen wir vor der abschließenden Stichstraße auf den Keilberg. Seit Monaten ist die Straße in Bau, seit Monaten beglückt sie den Rennradfahrer unverändert mit tiefem Schotter. Der überwunden werden muss, wenn man den höchsten Punkt des Erzgebirges mit Ausblicken sowohl in den deutschen Teil des Erzgebirges als auch ins Böhmische Becken erleben möchte.
Kurz darauf empfing uns Wolfgang mit der "Mittagspause". Um 17 Uhr vielleicht nicht mehr ganz der richtige Begriff. Gut, man hätte die Verpflegung vielleicht nach Horni Halze verlegen sollen. Hinterher sind wir nun schlauer.
Die Verpflegung kam auf jeden Fall mehr als gerufen, und so konnten wir gestärkt die letzten 35 km über Johanngeorgenstadt zum Schlussanstieg am Rabenberg in Angriff nehmen. Gruppen zwei und drei starteten gemeinsam, und spontan wurden die Gruppen umverteilt in die, die abkürzen wollten (kein Rabenberg mehr, aber dafür: 1,5 km Naturstraße - hatten wir ja heute kaum), und die, die den Original-Track fuhren. Der war aber wirklich schnell durch die Hochmoore des Erzgebirgskamms abgespult. Am Schlussanstieg merkte der ein oder andere dann noch die Krämpfe vom Keilberg, aber die waren spätestens nach dem üppigen Abendmenu im Sportpark Rabenberg vergessen.
Ich habe heute keine Klagen gehört. Es sieht so aus, als hätten wir 35 Leute überzeugt, dass das Erzgebirge wohl das unterschätzteste Rennradrevier Deutschlands ist.
Die heutige Etappe hatte auf jeden Fall alles, wovon der Rennradfahrer träumt: schmale, einsame Straßen durch unberührte Natur, grandiose Ausblicke und anspruchsvolle, höhenmeterreiche Anstiege.
Mit diesem rundum zufriedenen Fazit geben wir zurück in die angeschlossenen Wohnzimmer.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Dies ist die erste Etappe der
1. quaeldich.de-Erzgebirgs-Rundfahrt (Website) vom 16.-18. August 2013.
Die 1. quaeldich.de-Erzgebirgs-Rundfahrt startet im historischen Saigerhüttengelände in Olbernhau, der Stadt der sieben Täler und Grenzstadt zwischen Ost- und Westerzgebirge.
Vier Anstiege, einer davon über ganze 1.000 Hm am Stück, zeigen uns schon auf der ersten Etappe das Erzgebirge von der besten Seite. Viel Zeit zum Einrollen bleibt nicht, denn Streckenplaner Alex Steiner möchte uns seinen Hausberg zeigen: über eine einsame Forstraße durch das NSG Rungstock überwinden wir 300 Hm – gleichmäßig auf vier Kilometern verteilt.
Auf dem vorgelagerten Nordkamm des Erzgebirges geht es über Rübenau und Kühnhaide hinab ins Bergdorf Pobershau. Durch dichten Waldpassieren wir das Tourismusgebiet "Rätzteiche" und den Truppenübungsplatz der Marienberger Erzgebirgskaserne und fahren über die Eisenstraße hinab ins Preßnitztal.
Wir folgen der historischen Schmalspurbahn durchs Preßnitztal bis Jöhstadt. Hier überqueren wir das erste mal die Grenze ins Böhmische. Durch die entfallenen Grenzkontrollen kann man sich seit 2009 ungehindert im Kammgebiet des Erzgebirges bewegen. Vorbei an der Preßnitztalsperre lassen wir den nahezu genau 1.000 m hohen markanten Haßberg östlich liegen und fahren über den Preßnitzer Pass hinab nach Klösterle.
Verkürzungsmöglichkeit: Wer 450 Hm und 12 km sparen möchte, bleibt in Klösterle im Tal und fährt am Fuße des Erzgebirges direkt nach Wotsch (Boc).
Der Rest wendet sich direkt dem Aufstieg auf den Kupferberg zu, der mit fast 600 Höhenmetern zu Buche schlägt. Am Erzgebirgskamm geht es im ersten Dörfchen "Oberhals" wieder ins Egertal hinab nach Perstejn. In Wotsch (Boc) gelangen wir direkt an die Eger, die das Erzgebirge südlich begrenzt. Nun wartet mit dem genau 20 Kilometern langen und einzigen 1.000 Höhenmeteranstieg über den Wirbelstein auf den Keilberg mit 1.244 m üNN höchsten Berg des Erzgebirges das Tageshighligth. Über Gottesgab und der Bergstadt Platten geht es in Johanngeorgenstadt zurück auf die deutsche Seite. Hier folgen wir dem Schwarzwasser bis zum Ortseingang Breitenbrunn, wo der Tagesschlussanstieg hinauf zum Sportpark Rabenberg auf 913 m Meereshöhe auf uns wartet.