07.07.2015,
tobsi:
Herzlich willkommen zur heutigen Berichterstattung der quaeldich.de Deutschland-Rundfahrt 2015, die heute einmal aus Sicht der Gruppe 4 erfolgt. Gruppe 4 ist – trotz oder möglicherweise auch wegen des Guide-Gespanns
René/
der Chronist – die beliebteste Gruppe der Rundfahrt. Irgendwie wollen alle zu uns, die
der Chef in Gruppe 2 aus den Schuhen fährt, und deswegen mussten aufgrund der Beschränkung der Gruppengröße schon erste Bewerbungen zurückgewiesen werden...
Sogleich nach dem Start in Oberhof spielen wir jedoch auch unsere Qualitäten aus. Dank moderatem Tempomanagement vorne und homogenem Leistungsvermögen der Teilnehmer fegen wir als gut formierter Zug über die Höhen des Thüringer Waldes, entlang des bekannten Rennsteigs auf den
Großen Beerberg zu, den höchsten Punkt Thüringens. Wunderschöne Gegend. Es ist noch angenehm kühl, doch der wolkenlose Himmel kündigt erneut einen schönen, aber auch heißen Sommertag an.
Das erste Etappenviertel vergeht rasend schnell, die leichten Anstiege sind kein Problem, die Abfahrten machen Spaß. Von Neustadt am Rennsteig haben wir eine lange Abfahrt nach Katzhütte, wo schon die erste Verpflegung auf uns wartet – wie immer bestens betreut von Waterboy Daniel und Dextroboy Sascha. Bislang fühlt es sich noch nicht nach Königsetappe an, aber das wird sich wohl schon bald ändern.
Ein (zumindest für den Chronisten) namenloser Anstieg hinauf ins Thüringer Schiefergebirge, weiterhin Fahrtrichtung Osten, beschert uns die erste Freigabe des Tages, über Scharmützel an der Spitze des Feldes kann ich jedoch wegen mangelnder Bergqualitäten nicht berichten. Egal, es scheinen alle Spaß zu haben, spätestens nach dem nächsten Anstieg, der kurz vor Spechtsbrunn in einen sensationellen Ausblick über die umliegenden Hügel mündet.
Ein Rudel Wellen noch, wir überqueren die thüringisch-fränkische Grenze und sind auch schon an der Mittagsverpflegung in Teuschnitz. Hier überzeugt der Edeka-Markt Renner mit großen Engagement und warmen Fleischkäsebrötchen. Das heutige Motto von Volker und Co.: Bergfest. Etappe 5 von 9, also ist mit der Hälfte der Etappe auch schon wieder die halbe Rundfahrt vorbei.
Also auf in den dritten Abschnitt der Etappe, der mir gestern schon beim Höhenprofil-Studium großen Respekt eingeflößt hatte. Vier im Profil rot eingefärbte Stiche – frängische Ramben par excellence. Etappenplaner
tobsi hat mir gestern versichert, dass es keine andere Möglichkeit gab. Was uns nichts hilft, da wir nun in der gnadenlosen Mittagshitze Rampe für Rampe erklimmen dürfen. René organisiert jedoch vorbildlich eine zurückhaltende Geschwindigkeit an der Spitze des Feldes so dass es uns gelingt, alle Teilnehmer im Verband über diesen Abschnitt zu führen.
Der nächste Fixpunkt ist der
Döbraberg, seines Zeichens der höchste Punkt des Frankenwaldes, des Mittelgebirges, in dem wir uns inzwischen (anscheinend) befinden. Die Stichstraße, die von Daniels Getränkeverpflegung zum Gipfel führt, wird allerdings nur von einer Minderheit bezwungen... zu groß ist der Respekt vor den angekündigten 170 Kilometern und 3200 Höhenmetern.
Es folgt eine langgezogene Abfahrt, die mal wieder den Rouleuren in unserer Gruppe ermöglicht, ihre Qualitäten zu zeigen. Da jedoch inzwischen der schon etwas angeknockte Autor die Gruppe führt, gibt es auch einen Bremsklotz – sorry, Jungs und Mädels. Es ist nicht mehr weit bis ins Ziel, doch zwei Hindernisse fehlen noch auf dem Weg nach Bischofsgrün. Da ist zunächst der
Große Waldstein, der jedoch kein höchster Berg von irgendwo ist, so dass die Stichstraße zum Gipfel von der ganzen Gruppe ausgelassen wird. Doch auch der Anstieg bis zur Zusatzverpflegung von Sascha lässt die müden Beine nochmal schmerzen.
Motiviere ich die Gruppe für den Rest, oder die Gruppe mich? – das ist nicht so ganz klar, aber wir machen uns auf den Weg in eine rasante Abfahrt vom Großen Waldstein, einige kleinere Wellen und schließlich den Schlussanstieg, der bis zum Schneebergpass von allen überwunden werden muss. Der größte Teil der Gruppe entscheidet sich dann noch, den höchsten Berg Frankens, den
Schneeberg in Angriff zu nehmen, eine Stichstraße von etwa 250 Hm, die aber mit einem fantastischen Rundblick belohnen soll. In diesen Genuss komme ich jedoch nicht, da ich mich freiwillig melde, die Stichstraßenverweigerer zum Hotel zu bringen.
Kurz darauf erreicht die Gruppe 4 dann unter donnerndem Applaus das Ziel am Hotel Kaiseralm in Bischofsgrün. Probleme bei der Gepäckzustellung werden im Bericht größtenteils verschwiegen, und das Fazit fällt durchweg positiv aus: sehr schöne von Tobsi geplante Etappe, reich an landschaftlichen Highlights in Thüringen und Franken, und eigentlich auch gar nicht so schwer wie befürchtet. Und da die Gruppe so rund läuft, wären wir Guides eigentlich überflüssig (das bitte aber nicht an den Chef weitersagen, nicht dass er noch unsere Planstellen streicht...)
Wir freuen uns auf die noch ausstehenden vier Etappen bis Garmisch!
Epilog: Soloflucht
Der Autor hat den Schneeberg dann übrigens auch noch gesehen... wirklich wunderschöner Ausblick!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Auf dem heutigen Abschnitt erfahren wir gleich drei Superlative, denn es geht über den höchsten asphaltierten Punkt Thüringens zwischen Großem Beerberg und Schneekopf, und die höchsten Berge von Frankenwald und Fichtelgebirge werden erstürmt: Döbraberg und Schneeberg.
Aber nicht allein diese Highlights machen diese Etappe zur heimlichen Königsetappe der diesjährigen Rundfahrt. Obwohl die Route meist auf dem Kamm von Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald bleibt, werden viele Höhenmeter gesammelt, wie das Sägezahnprofil andeutet. Steile Anstiege haben wir allerdings ausgelassen, die links und rechts der Strecke zuhauf auf uns warten würden.
Was uns ebenfalls auf der Strecke erwarten wird ist eine verkehrsarme, landschaftlich wunderschöne Gegend und bis zu drei Sackgassen, die nach Verfassung auch ausgelassen werden können. Spätestens auf dem Schneeberg, Frankens höchstem Berg, wird man oben auf dem Aussichtsturm bei Schweifen des Blickes über das Fichtelgebirge und hinüber zum Ochsenkopf die Etappe im Kopf nochmals durchspielen und sich Stolz in die Abfahrt hinunter nach Bischofsgrün begeben, dem Erholungsort. Im Vier-Sterne-Hotel können wir bei Wellness und gutem Essen die Strapazen des Tages vergessen machen.