02.04.2017,
majortom:
Was habe ich mit ich der Vorbereitung des Saisonauftakts in L'Isle-sur-la-Sorgue nicht mit der Provence und ihrem Mikroklima auseinander gesetzt. Die Sonnenpforte, mehr als 300 Sonnentage im Jahr... die Vorschusslorbeeren waren groß. Doch das hilft alles nichts, wenn bei der Ankunft in der Provence einer der übrigen Tage ist, und wir auf der A7 durchs Rhonetal nur die ganze Zeit den Scheibenwischer beobachten. Angesichts der fantastischen Wettaussichten für die kommenden Tage tragen wir das Zwischentief jedoch mit Fassung. Und so ist die Stimmung beim Abendessen in unserem schönen Hotel-Restaurant nach wie vor gut, auch wenn - oder vielleicht gerade weil - wir mit 11 Personen nur eine recht kleine Gruppe sind. Das Wetterradar läuft in Dauerschleife, und da auch für Sonntag Vormittag noch Niederschlag angesagt ist, wird die Abfahrtszeit kurzerhand auf 11 Uhr vorgelegt.
Also ausschlafen, Frühstück um 9 Uhr und weitere Planungen, denn noch immer regnet es. Doch wir halten an der 11-Uhr-Zeit fest, da zu diesem Zeitpunkt eine erste Regenpause vorhergesagt ist. Unsere Pläne werfen wir zum zweiten Mal über den Haufen, da im Westen noch dunkle Wolken hängen, wohingegen es im Osten, in den Bergen, deutlich freundlicher aussieht. Die Shopping-Gruppe (die bei Redaktionsschluss noch nicht zurück ist) möchte hingegen den
marché provençale in Isle besuchen und startet erst um 13 Uhr.
Punkt 11 Uhr stehen wir also abfahrbereit vor dem Hotel und bilden zunächst eine gemeinsame Gruppe. Zunächst vermeiden wir noch spritzwasserbedingt den Windschatten, doch schon im ersten Hügel zwischen Saumane-de-Vaucluse und Saint-Didier beginnt die Straße abzutrocknen, und wir sehen erstmals unsere Schatten. Also alles richtig gemacht... der Tag ist jetzt schon ein Erfolg, auch wenn wir noch nass werden sollten. Und der Tag ist definitiv ein Erfolg, als in der Abfahrt der neuschneebedeckte Géant de Provence sein Wolkenkleid für uns ablegt und strahlend weiß vor uns am Horizont erscheint. Zum Mont Ventoux geht es vielleicht morgen.
Heute geht es erstmal auf das Plateau de Vaucluse, über den schönen Col de Murs. Provenceske Landschaft vom feinsten, wilde Olivenbäume und Korkeichen links und rechts der Straße, ein wunderschöner aber nicht zu schwerer Rollerberg, im oberen Teil veredelt durch wildromantische Felsformationen. Herrlich. Inzwischen hat sich die Gruppe geteilt in eine ausdauernd-sportive Gruppe und ein entspanntes Zwei-Mann-Grupetto, aus dessen Sicht weiter berichtet wird. Kurz nach dem Col de Murs erreichen wir die Schlüsselstelle, auf der wir auf dem direkten Weg nach Gordes abkürzen könnten. Wir widerstehen.
So geht es wieder in nördlicher Richtung, zunächst mäßig steil, dann wellig zum Col de la Ligne. Inzwischen hat der Mont Ventoux sein Wolkenkleid wieder angelegt, der Gipfel bleibt uns verborgen, doch die Aussicht ist bei klarer Luft und teilweise blauem Himmel in RIchtung Rhonetal trotzdem sensationell. Und sensationell ist auch die einsame Forststraße Route des Indochinois, deren Abzweig allerdings nur unser Grupetto findet, während die schnelleren mit Tunnelblick vorbei donnern. Mehrere Gegenanstiege lassen die Pulswerte in die Höhe schnellen, doch tendenziell geht es nun bergab Richtung Ziel.
Wir lassen es laufen - so gut wir es auf dem höchstens mäßigen Asphalt eben laufen lassen können. Der Lubéron am Horizont, tolle Sicht, grandiose erste Etappe. Nur die letzten beiden Hügel hätten nicht mehr sein müssen... Doch wir sind ohne einen Tropfen Regen durchgekommen, und so ist uns ein triumphaler Einzug in unserem Hotel gewiss. Und so reichen wir den Bericht-Staffelstab weiter an die Kollegen in Ligurien. Wie wars bei euch, Jan?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Für den Abschlusstag haben wir uns den schönen Col de Murs aufgehoben.
Zeit, von der Provence Abschied zu nehmen – denn am heutigen Samstag geht es schon wieder nach Hause. Doch wenn die Beine noch wollen, haben wir noch Zeit für eine letzte kurze
tour d'honneur über den Col de Murs. Dieser schöne Pass beeindruckt mit einer schluchtartigen Passage auf der Westseite, von der wir ihn unter die Räder nehmen. Über das hübsche Gordes geht es dann nach L'Isle zurück, wo die Saisonauftakt-Woche in der Provence endgültig Geschichte ist.