07.04.2017,
majortom:
Es ist der letzte Abend unseres Saisonauftakts in der Provence, und da kann man ja mal ein erstes Fazit ziehen. Wir hatten zwar eine eher kleine, aber sehr harmonische und sympathische Gruppe, hatten sensationelle Touren bei herrlichstem Frühlingswetter, konnten die unterschiedlichsten landschaftlichen Vorzüge der Provence genießen, und das provenzalische
savoir vivre - ergänzt um das Weihenstephan hell vom Foodtruck - konnte in vollen Zügen genossen werden.
Aber viel wichtiger ist natürlich der interne freundschaftliche Wettstreit mit der parallel ausgetragenen Reise im ligurischen Chiavari. Provence vs. Ligurien. Sous-Chef vs. CvG. Pesto vs. Pistou. Fassen wir also zusammen:
Sonntag: die Einrollrunden haben keinen eindeutigen Sieger hervor gebracht. Unentschieden.
Montag: Mont Ventoux schlägt Monte Fasce um Längen. Eins zu null.
Dienstag: trotz unserer Hammeretappe über Roussillon geht der Punkt wegen Jans Pranzo di Dingens wohl nach Chiavari. Eins zu eins.
Mittwoch: Ardèche nicht zu übertreffen. Zwei zu eins.
Donnerstag: Gorges de la Nesque schlägt Gepuschel durchs ligurische Hinterland. Drei zu eins.
Freitag: Wir liegen uneinholbar vorne und geben deshalb großzügigerweise trotz sensationeller Lubéron-Etappe den Punkt in die Cinque Terre. Endstand drei zu zwei. Knapper Sieg für die Provence.
Dennoch sind wir heute natürlich auch Rad gefahren. Für den letzten Tag haben wir uns die längste Etappe aufgehoben, die zwei Mal den Hauptkamm des Lubéron überquert. Da wir kurzerhand die ersten Nupsis auf dem Weg nach Apt durch die flache Véloroute du Cavalon ersetzt haben, entscheiden sich auch alle Teilnehmer für die lange Runde. Darüber hinaus kommt es auch noch zu einer größeren Gruppenrochade - erstaunlicherwise vorwiegend in die nächstschnellere Gruppe. Der Berichterstatter übernimmt nach dem Hybridgruppenexzess von gestern dagegen gerne wieder die entspannte Gruppe, leider auf Guide und zwei hochmotivierte Teilnehmer, das älteste und das größte Rad des Fuhrparks sowie die italienische Schönheit des Sous-Chefs dezimiert.
Los geht es über die Véloroute. Bester Asphalt und schnurgerade Straße - hier könnte man so richtig Dampf machen, wenn nicht die Schikanendichte so verdammt hoch wäre. Dennoch erreichen wir (aufgehalten nur durch die Rettung einer gestrandeten Nissan-Fahrerin dank Hennings überlegenem Ingenieurwissen kombiniert mit blanker Gewalt) ohne weitere Zwischenfälle Céreste, den Fußpunkt des Col de l'Aire dei Masco.
Zweites Frühstück mit Power-Gel für den General, dann nehmen wir den Pass in Angriff. Er rollt schön durch herrlich einsame Landschaft, ein Traum. Schöne Aussichten bis zu den im Dunst verschwimmenden Hochalpen am Horizont. Als wir gerade komplett an der Passhöhe stehen, rauscht die Vorhut der ausdauernden Gruppe heran - sie fahren heute eine Zwei-Boxenstopp-Strategie und haben die Kalorienspeicher schon aufgefüllt.
Dies tun wir kurze Zeit darauf und nach der vielleicht schönsten Abfahrt der Woche in Peypin d'Aigues, auf einem schönen Dorfplatz zwischen den Kollegen der sportiven Gruppe und pastisschlürfenden Einheimischen. Ein paar Wellen trennen uns noch von Lourmarin, und dann geht es in den finalen Anstieg des Tages nach Bonnieux, der vor allem im flacheren unteren Teil mit schönen Felsformationen überzeugt.
Zurückcruisen auf der Véloroute und ab zur Frittenbude! Was für eine schöne Woche, leider schon fast zuende.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die längste Etappe gehört ganz dem Lubéron, den wir auf dem einsamen Col de l'Aire del Masco überqueren werden.
Für den vorletzten Tag haben wir uns eine lange Etappe aufgespart, die uns in Richtung Lubéron führen wird. Sie beginnt hügelig durch die Senke zwischen Plateau de Vaucluse und Lubéron, wo wir erneut an Roussillon mit seinen Ockerfelsen vorbei kommen werden. Dann erreichen wir Apt und wählen ab hier den Calavon-Radweg, der auf einer ehemaligen Bahntrasse parallel zur Hauptstraße verläuft. Der Col de l'Aire del Masco, unser Weg über den Lubéron-Kamm, ist ein einsamer, hübscher, nicht zu anspruchsvoller Pass durch endlos erscheinende Wälder. Am Südrand des Lubéron geht es dann nach Westen, und wir durchfahren hübsche Provence-Dörfer wie Lourmarin. Hier geht es durch eine Schlucht erneut über den Lubéron-Kamm nach Bonnieux. Für die Schlusskilometer können wir wieder auf der Véloroute du Calavon Fahrt aufnehmen – Rouleure sind gefragt. Und das Ziel in L'Isle ist nicht mehr weit...