08.09.2018,
Ullinger:
Es war der Tag 4 der geheimsten aller geheimen Tipps als sich 10 glorreiche Rennradhalunken und ein Guide (Ich) sich anschickten die Tour namens "Der Baskenlandhammer" unter die Räder zu nehmen. Am Vorabend wurde einstimmig gegen einen "Ruhetag" gestimmt und so gingen ein Gruppenteil 2 und die ganze Gruppe 3 auf die "Baskischen Steilsträßchen" und 10 Leute schlossen sich zur Gruppe der Unerschrockenen zusammen. 4000 HM und 150 km standen uns bevor und mit reichlich Demut ausgestattet ging "en Route" den "seven summits" (Danke Markus) den Aufstieg anzusagen. 7 Mal hoch und runter davon 2 Mal sehr lang und noch steiler. Der "Alto Laza" fühlte sich äusserst angenehm an und wir flowten dem Pass entgegen. "Sieht aus wie im Schwarzwald" und tatsächlich konnte man das so stehen lassen. Wald, Nadelwald, eine kleine geschwungene Strasse in der frischen Morgenfrische und eine gemässigte Abfahrt schloss sich an, der sich wiederum ein gemässigter Aufstieg zum 2 Pass anschloss. So kann's weitergehen! BLENDEND war nicht nur die schöne Sonne, sondern ebenso die Stimmung. Wir wussten, wir wurden einen unvergesslichen Tag erleben. Die Kilometer flogen dahin. Rechts ab und die Strasse wurde kleiner, verengte sich noch mehr in einen geteerten Feldweg und hier wurde es auch mal etwas steiler. Alto Gaina! Mann, war das der Hammer! Eine Hochfläche tat sich vor unseren staunenden Augen auf. Wildpferde, Kühe, Schafe, Ziegen (die ganz normalen Pyrenäentiere eben). Wir hielten an um den überwältigenden Eindruck zu genießen. Dann geschah es ..ein riesiger Gänsegeier erhob sich mit majestätisch-langsamen Flügelschlag nur 10 m neben unserer Strasse. WOW!! Wer hat denn sowas schon mal gesehen?
Steil, sehr steil ging es bergab und wir fanden das empfohlene Restaurant geschlossen vor. Tja..dann drücken wir uns ein-zwei Riegel rein und drücken dann eben die10 km mit 11% (min) und 21% (max) hoch. UuiUuih uuih wir drückten und es nahm kein Ende. Noch eine Kurve, noch eine Kuppe, dahinter muss es doch weniger steil weitergehen, oder? NEIN. Ging es nicht. Eher im Gegenteil. Die Ketten knarzten, die Beine hatten vollen Wattdruck zu leisten, eine Wärmebildkamera hätte Glühen in den Oberschenkeln nachgewiesen. Noch eine Kurve, noch ein Kuppe..wieder hörte es nicht auf, ein letztes Ultrasteilstück, ein letzte Kurve und dann hatten wir ihn doch schlussendlich besiegt. "Col d´Arranohegi" hiess dieser Baskenhammer und wer dachte sich nun etwas auszuruhen lag leider falsch. Ein paar Meter runter..ok.. aber dann standen wieder 360 HM an. Wir hatten Hunger, wir waren im Niemandsland. So weit das Auge reichte, war außer Gegend nichts zu sehen. Geschweige denn Hinweisschilder auf evtl vorhandene Gastronomie. Ein regelrecht lächerlicher Gedanke. Um uns herum war nichts! GAR nichts! Noch nicht mal eine Kuh! Und das will was heißen! Mit letzten Kräften erreichten wir die Abfahrt und siehe da..ein Paradies tat sich auf. Ein liebliches Tal, das Auenland, Elben, Prinzessinnen an reich gedeckten Tischen. Die Entbehrungen führten schon zu ersten Halluzinationen. Doch da war sie. Unsere Gaststätte. Sehr, schön, sehr gemütlich, sehr freundlich, sehr gut, sehr französisch, ein wundervoller Ort. Zwei Höhenmeter weiter und ab dem "Col d´Iraty" ging´s wieder in eine saugeile und sehr steile Abfahrt. Gestärkt, mit neuen Energien ausgestattet und mit der Lässigkeit uns könnte ja nun nichts mehr schocken, befanden wir uns auch schon im Anstieg zum "Larrau". Die gemeinsten Steigungen sind die, denen man es gar nicht ansieht. Sie ziehen sich so harmlos über Wiesen und durch Wälder und sind doch leider immer 12 - 15 % steil. Unglaublich. Mein Magen rumorte nach dem köstlichen Mittagessen (hätte ich doch bloss Kuchen gegessen), die Beine mussten wieder Schwerstarbeit verrichten. Wer hat eigentlich die Berge hierhin gestellt? Kann man die nicht wegsprengen? Eine Ländergrenze ohne Gebirge ist doch auch möglich, oder? Und wer ist auf die Idee gekommen Straßen über Berge zu bauen? Schöne weite Ebenen eigenen sich doch dafür viel besser. Puuuh..ist das steil. Der "Vor-Pass" Col d´Errimondy ist erreicht. 8 km bei durchschnittlichen 13 % sprechen eine deutliche Sprache. Von nun an lief´s wieder flüssig. Mittlerweile waren wir wieder so hoch, dass um uns herum nur Wolkennebel war. Kein Sicht. Schade für die Landschaft. Sie konnte so nicht von uns gesehen werden. Es wurde kälter, noch 2, 3 Kehren, wieder steiler und wir waren oben auf dem "Larrau" Schöner Name, finde ich, Schöner Berg, glaube ich. Ein Quäldich.de Aufkleber wurde von mir am Passbild angebracht. Unser Tag muss schliesslich bewiesen werden. Warme Sachen anziehen, Abfahrt im Nebel, kurzer Tunnel und Spanien war wieder erreicht. Und die wärmende Sonne der Pyrenäen-Südseite begrüsste uns wieder. Ein paar Kurven tiefer ein kurzer Boxenstopp in einer Kneipe. 30 schön angetrunkene ältere Herren feierten sich selbst und den Tag mit feinen Liedern. Eine klasse Stimmung! Weiter Abfahrt, wärmer werdend, der letzte der 7 Anstiege lag noch vor uns, aber den kleinen Stupser drückten wir locker aus dem Hocker. GESCHAFFT!! Das war's schon wieder. Ab hier könnten wir die Runde gleich wieder anschließen lassen, aber neenee dat machen wir lieber nicht. Izaba rief. Unser Hotel, die Aussicht auf Biere in der Kneipe an der Strasse. Wir kloppten noch mal alles raus und wie junge Hunde ballerten wir die leicht abfallende Strasse hinunter bis vor die kleine Bodega rechts. Mann!! DASWAREINTAG! Unvergesslich!
ursprüngliche Beschreibung
Ein Tag ohne Kofferpacken verleitet auch immer zu einem Ruhetag! Doch wenn man schonmal so weit in die baskischen Pyrenäen vorgedrungen ist, dann will man auch aufs Rad steigen, denn eins ist klar: schöne Pässe und herausfordernde Steigungen gibt es hier zuhauf. Wir beginnen unsere Rundtour heute also mit dem Alto Laza, sanft ansteigend und nur zum Schluss etwas steiler, der ideale Anheizer also. Weiter geht es mit dem Port de Larrau, der immerhin schon auf 700 Höhenmeter am Stück kommt. Hier überqueren wir die Grenze nach Frankreich und erreichen den Vorpass Col d'Erroimendy. Die Abfahrt ist sehr steil und erfordert absolute Vorsicht. Und schließlich als Krönung der Col de Pierre Saint-Martin, der bei schönem Wetter herrliche Weitblicke in beide Richtungen bietet. Die Abfahrt führt uns wieder nach Isaba auf die spanisch-baskische Seite zurück.
Variante: Das Gegenteil von Ruhetag ist der 149 km lange „Baskenlandhammer“, der über Alto Laza, Alto de Remendia, über eine fiese Steilrampe zum Col de Bagargui und schließlich die steile Nordrampe zum Port de Larrau führt. Hier werden die 4000 Höhenmeter geknackt.