Eine wunderschöne, sensationelle Etappe bei strahlendem Sonnenschein liegt hinter uns. Für den Sonnenschein müssen wir uns beim Wettergott bedanken, der uns gestern ja nur semi-zufrieden zurückgelassen hat, also konzentrieren wir und bei der Danksagung heute auf den
paelzman, der übrigens nicht nur für die Streckenplanung verantwortlich war, sondern unsere Vogesen-Wochenenden auch von Beginn weg aufgebaut hat, so dass ich mich dieses Jahr nur noch ins gemachte Nest setzen musste (ersetzen kann ich Michael natürlich sowieso nicht). Ferner gehen noch Grüße an quäldich-Chef Jan und seine Crew in die Toskana, die heute vermutlich keinen Bericht mehr online stellen werden, da sie an ihrem letzten Abend Geheimdienstinformationen zufolge bereits sturzbetrunken unter toskanischen Tischen liegen. Aber wer will den schon Chianti, wenn er auch Gewurztraminer bekommen kann? (Eigentlich hätte Jan sowieso eine Rüge verdient, weil der vor drei oder vier Jahren in seinem grenzenlosen Banausentum
choucroute vom Speisezettel des Hotels hat streichen lassen. Dennoch erinnert sich die Hotelchefin eigener Auskunft zufolge noch gerne an
le monsieur avec les cheveux longues zurück.)
Pünktlich zum Start um 9 Uhr 15 empfängt uns strahlender Sonnenschein über Wintzfelden. Sollte es mir zu denken geben, dass heute scharenweise Teilnehmer meine ausdauernde Gruppe verlassen und bei Stefan oder Klaus einchecken? Sollte es etwa sogar an der gestrigen Guide-sucht-Gruppe-Episode liegen? Wie dem auch sei, fünf sympathische Rennradfahrer halten mir die Treue, und die Gruppe läuft so homogen, dass wir im Verband die erste Hürde auf den Col du Hundsplan nehmen. Die Auffahrt im Wald ist noch relativ unspektakulär, dafür führt uns die Abfahrt hinab an die Elsässer Route du vin, und wir haben tolle Ausblicke über den Oberrheingraben und zum Kaiserstuhl – der Schwarzwald versteckt sich leider noch im Dunst. Wir sind begeistert.
Die Route du Vin führt uns nach Turckheim, und wir starten in den ersten langen Anstieg hinauf nach Trois-Epis. Insbesonder die Auftaktkilometer durch die Weinberge sind wieder wunderschön. Und von Trois-Epis geht es gleich noch weiter bergauf zum Memorial du Linge (Schauplatz einer extrem blutigen und verlustreichen Schlacht im Ersten Weltkrieg). Die idyllische Passage durch den Wald hinauf zum Lingekopf ist für mich der vielleicht schönste Abschnitt dieser Etappe, wobei es wirklich sehr schwierig ist, einen solchen zu küren. Aber vielleicht sehe ich das auch durch die Organisator-Brille, denn diesen Abstecher habe ich glaube ich selbst zur Planung hinzu gefügt.
Wir stürzen uns dann gleich in die Abfahrt über den Col du Wettstein nach Orbey, wo wir die Mittagsrast geplant haben. Die sportiven sitzen schon auf der Terrasse einer Orbeyer Lokalität, doch als ich nachfrage, ob noch Platz für
six personnes sei, ernte ich nur ein sehr vehementes "Non" als Antwort. Nun gut, wenn man uns nicht will, gehen wir eben wieder ins Hotel des Bruyères, anno 2016 beim Saisonstart fand hier ja schon die Krönung der
Croucroute-Twins statt. Für Sauerkraut entscheidet sich heute zwar keiner, aber wiederum ist das Essen wirklich sehr gut. Chapeau!
Dann folgen die weiteren Pässe Schlag auf Schlag. Col de Bermont und Col de Chamont sind nicht nur aufgrund der einsamen Nebenstrecken (erneut ein Hoch auf Paelzman) echte Highlights, denn das Etappenmotto "Liebliches Pays Welche" ist hier sehr gut umgesetzt. Der Col de Fréland ist dann wieder eine spur weniger spektakulär, macht aber nicht zuletzt wegen Mirkos hervorragendem Tempomanagement richtig Spaß. Es rollt heute einfach gut in der ausdauernden Gruppe. Und schon sind wir auch in der Abfahrt zurück an die Weinstraße nach Ribeauvillé, wo es zwar zu einer erneuten Guide-sucht-Gruppe-Einlage kommt, aber wir lösen das Problem natürlich souverän.
Der folgende Abschnitt über die Weinorte (Riquewihr etc.) ist dann leider etwas zäh, da sich kurze steile Rampe an kurze steile Rampe reiht. Das kostet natürlich Körner nach dieser schweren Etappe – schade eigentlich, denn die schönen Weinbergswege können wir vielleicht nicht ganz so würdigen, wie sie es verdient hätten. So kommen wir nach Turckheim, und es fehlt nur noch die Talpassage durchs Val Munster sowie der finale Anstieg zum Firstplan. Nur noch? Nicht nur beim Berichterstatter ist der Akku eigentlich leer, und die 400 Höhenmeter sind nochmal hart erkämpft. Aber aufhalten kann uns das natürlich nicht. Wir genießen die letzte Abfahrt, die uns fast zum Hotel fährt.
Was für ein toller Tag in den Vogesen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die etwas anspruchsvollere Variante lässt uns nach dem Col de Bermont noch drei weitere Pässe in schneller Abfolge auf unser Konto schreiben: Fréland, Aubure und Ribeauvillé. Von letzterem fahren wir in den gleichnamigen Ort ab, der uns zurück zur Elsässer Weinstraße bringt. Dieser folgen wir einige Kilometer am Vogesenrand entlang und durchqueren dabei die vom Weinbau geprägten Orte. Entspannt fahren wir so zurück in Richtung Wintzfelden. Doch falls wir dabei noch Bewegungsdrang verspüren, können wir unterwegs noch zum Chateau du Hohlandsbourg, das uns traumhafte Blicke über die Rheinebene hinweg bis zum Schwarzwald verspricht.