19.07.2018,
Jan:
Tatsächlich hatte mich die gestrige Halbetappe über den Hirschbichl nach eineinhalb Etappen erkältungsbedingter Abstinenz eher gesundet als zurückgeworfen, so dass ich heute endlich wieder einsteigen konnte auf den Weg von Berlin nach Venedig, und zwar dank Roberto ohne Guiderucksack und somit abseits des Fotografierens ohne Funktion.
Die Sonne strahlte mit den Geischtern der Gruppe 2 vor dem Hotel in Zell am See um die Wetter, an deren Ende ich mich hinten neben Paul einreihte. Unser Kameramann Stefan hatte mich heute noch gefragt, ob alle Straßen auf dem Track mit dem Auto befahrbar sind. Ja war meine falsche Antwort, denn nach kürzester Zeit stand der Kamerwagen links am Straßenrand, und wir befanden uns kurz darauf auf einem geschotterten Radweg Richtung Bruck. Leichtfüßig und in perfekter Zweierreihe rollten wir auf Fusch zu, wo das Leiden eines jeden begann. Schon vor der Mautstelle ging's richtig zur Sache. Ebendort half ich beim Passieren der Radfahrerverengung, die entweder reine Schikane ist oder wenigstens zum Zählen der Radfahrer dient.
Dadurch konnte ich aber immerhin die Gruppe von hinten aufrollen und munter Bilder schießen, sowie einer nicht näher genannten Teilnehmerin dabei helfen, ihr Leiden zu reduzieren, indem ich ihr die Idee näher brachte, aufs kleine Blatt zu schalten. Nach der Hälfte des Berges! Immer höher schraubten wir uns Kehre um Kehre nach oben und litten gemeinsam an dem horrenden Verkehr. Die halbe Stunde, die wir die Abfahrt nach vorne verlegt haben, half tatsächlich nur genau so lang. Eine nicht enden wollende Blechlawine wälzt sich neben uns nach oben – und das an einem Wochentag. Am Fuscher Törl machen wir kurz Rast und nehmen dann noch den obligatorischen Anstieg zur Edelweißspitze mit. Verkehrsinfarkt! Nichts geht mehr, aber wir mogeln uns zwischen den stecken gebliebenen Autos hindurch.
Hier oben ist es zwar nicht mehr richtig warm, weil Wolken aufgezogen sind, aber dennoch lässt es sich aushalten. Daher dauert es, bis (fast zeitgleich) Gruppen 2 und 3 abfahrtsbereit sind. Da sich noch ein Teilnehmer von Gruppe 3 spät für die Erstürmung der Edelweißspitze entschieden hat, werde ich kurzerhand von Paul in Gruppe 3 abgeschoben, die ich natürlich gerne, aber weiterhin ohne Guiderucksack in Richtung Heiligenblut zur Mittagsverpflegung geleite. Denny bleibt oben. Auf dem Weg zum Hochtor verziehen sich die Wolken, und es wird richtig heiß. Die Stimmung ist super, wir haben ienmal keinen Zeitdruck, und so genießen wir am Hochtor noch einmal die phänomenale Aussicht, bevor wir uns in die rasante Abfahrt stürzen. Gerade habe ich mich entschieden, die Autoschlange vor uns zu überholen, platzt Olegs Reifen, so dass ich nach der Sammlung am Kreisverkehr zur Franz-Josephs-Höhe die hintere Guide-Position einnehme, was ohne Rucksack nur bedingt Sinn macht. Glücklicherweise haben wir gerade Daniel überholt, als auch Davids Hinterreifen platzt, so dass uns der Waterboy mit Pumpe, Reifen und Schlauch aushelfen kann. Zweimal richtig Glück gehabt!
Am Mittagessen im Kirchwirt in Heiligenblut (Glocknerblick!) trudeln nach und nach alle Gruppen ein, weil Gruppe 1 fast geschlossen noch die Franz-Josephs-Höhe anhängt. Alles klappt hervorragend, nur meine Kettenstrebe überlebt sie arg lädiert. So jage ich als Gruppe 4 nach einigen Klärungen im Einzelfahrzeitmodus meiner Gruppe 3 nach, die nun wieder voll mit Guides bestückt ist. Pünktlich im Einstieg zum Iselsbergpass stelle ich sie und kann alle Mitglieder noch einmal fotografieren. Bei Nic hat's richtig weh getan.
Eine fantastisch-rasante Abfahrt mit großartigen Dolomitenblicken führt uns nach Lienz, wo einmal alle Gruppen RICHTIG früh da sind. Danke für die Gastfreundschaft, Gruppen 2 und 3!
Was für ein Dolomiten-Panorama! Yeah!
Ich nehme als Vorletztes mein Gepäck aus der Gitterbox. Nur Marco ist noch auf dem Weg zur dritten Option des Tages – der Lienzer Dolomitenhütte. Wie war das Panorama dort, Marco?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Großglockner-Hochalpenstraße gehört zu den ganz großen Namen in den Alpen und ist in einem Atemzug mit Größen wie Stilfserjoch, St. Gotthardpass oder Col du Galibier zu nennen. Wenn man es genau nimmt, ragt sie unter all diesen Namen sogar noch ein wenig heraus, denn für einen der großen Alpenpässe weist sie eine erstaunlich hoche Durchschnittssteigung auf. Grund genug für uns also, dem Glockner heute eine komplette Etappe zu widmen. Aufgalopp ist heute nicht viel; von Zell am See aus sind wir sofort in Bruck, wo die Glocknerstraße ihren Ausgang nimmt. Und 30 km und 1900 Hm später stehen wir auf dem Hochtor, der Passhöhe mit dem Scheiteltunnel; natürlich nicht ohne die herrlichen Hochalpenpanoramen mit Ausblicken auf Österreichs höchsten Berg genossen zu haben. Nicht nur in geographischer Sicht ein Höhepunkt unserer Grand Tour. Nach der langen Abfahrt gelangen wir Mölltal, müssen nur noch über den nicht sehr furchterregenden Iselsbergpass und sind kurz darauf im Etappenziel in Lienz.
Optionen: Die Edelweißspitze und die Franz-Josefs-Höhe sind zwei Stichstraßen, mit denen sich die heutige Etappe noch weiter aufpeppen lässt.