16.08.2018,
majortom:
Aufmerksame Leser unseres Reiseblogs werden es bereits bemerkt haben. Gestern haben wir es nicht mehr geschafft, von der Königsetappe durch die Vulkanlandschaft der Auvergne noch einen Bericht zu verfassen. Das ist natürlich unentschuldbar, denn die Königsetappe war sensationell. Eine unvergleichliche Landschaft, tolle Fernblicke, Teilnehmer, die über sich hinaus wachsen... Episch, würde Jan sagen.
Aber gestern ist gestern und heute ist heute, und nichts ist so alt wie die Schlagzeile vom Vorabend. Und so widmen wir uns heute natürlich auch der heutigen Etappe zwischen Aurillac und Cahors, durch die Ausläufer des Zentralmassivs der Auvergne und dann entlang des Lot-Tals. Flachetappe, könnte man sagen. Stimmt natürlich nur beginnt, denn auf dem ersten Etappenviertel wartet schon die eine oder andere Welle auf die Gruppen. Ich habe mich dagegen elegant abgeseilt, um noch letzte organisatorische Details des Abschlussabends klären zu können, und fahre mit Pascal zur Getränkeverpflegung vor. Glücklicherweise ist das organisatorische Detail mit einem fünfminütigen Telefongespräch geklärt, ich helfe noch beim Aufbau, doch dann fahre ich meiner Gruppe aus dem Lot-Tal hinauf nach Cassanouize entgegen. Tatsächlich treffen wir uns inmitten der Abfahrt, und ich stoße sozusagen noch vor der Getränkeverpflegung dazu. Glücklicherweise hat Pascal gut auf den Guiderucksack aufgepasst, den ich dort vergessen hatte.
Also habe ich mich um das nominell härteste Etappenviertel gedrückt, dennoch wird auch bald klar, dass auch der Flachteil durch das Lot-Tal nicht ohne ist. Es ist sommerlich warm, die Sonne brennt, der Schweiß rinnt. Das Lot-Tal ist allerdings beeindruckend, interessante Felsformationen, ein träge dahinplätschernder Fluss, an das schmale Ufer geklatschte Dörfer. Wir genießen den Flow einerseits, spüren aber auch die fordernden vorangegangenen Etappen in den Beinen. Kurz verlassen wir das Tal für die einzige Bergwertung des Tages, die aber nur ein kurzer Anstieg in den unspektakulären Ort Montedon ist.
Kurz darauf sind wir wieder im Tal angekommen, und das Restaurant La Madeleine überrascht uns mit einer "Assiette anglaise", die aus Charcuterie, kalter Hühnchenkeule, Salat und Fritten besteht. Fritten! Allein schon das sorgt für neu mobilisierte Kräfte für die zweite Etappenhälfte.
Weiter geht es also im Lot-Tal. Und weiter ändert sich die Landschaft peu à peu, nette verschlafene Dörfer wechseln sich ab mit überhängenden Felsen. In den Tunnels wird "kürzer" gerufen, um die dort herrschende Kühle noch ein wenig länger genießen zu können. Fahrtwind kühlt, und so halten wir uns auch bei Pascal und Sille diesmal nur kurz auf. 40 Kilometer fehlen noch, also nochmal Zähne zusammen beißen. Der unermüdliche Tortentom ist nicht aus der ersten Reihe zu verdrängen und schlägt ein recht gemäßigtes Tempo an, dennoch fängt wohl der eine oder andere an, sehnsüchtig die Kilometer herunter zu zählen.
Und dann erreichen wir schließlich Cahors. Noch zwei Etappen bis zum Meer. Die Vorfreude steigt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach der harten Etappe gestern lassen wir es heute etwas gemütlicher angehen. Mit 162 Kilometern ist zwar auch dieses Teilstück nach Cahors recht lang, nach dem ersten hügeligen Etappendrittel folgen wir jedoch für den Rest des Tages dem sich durch die Ausläufer des Zentralmassivs windenen Flusses Lot. Ab Aurillac geht es zunächst in Südlicher Richtung; das Terrain ist hügelig und leicht zermürbend, doch eine letzte Abfahrt von Cassaniouze führt uns dann ins Lot-Tal. Bis auf ein kurzes Stück vor Capdenac, wo wir auf die Höhen des Plateaus ausweichen, bleiben wir im malerischen Tal und genießen den Flow. Etappenziel ist das malerische in einer Flussschleife gelegene Örtchen Cahors.