Freiburg-Nizza Spring Edition

Eigentlich bräuchten wir den Breisgau gar nicht zu verlassen, um in den sonnigen Süden aufzubrechen, denn der Breisgau ist der sonnige Süden Deutschlands. Aber wir wollen ja nach Nizza, und so geht es zum Auftakt durch den Schwarzwald und den Schweizer Jura. Wir verlassen Freiburg durch das Hexental, kratzen also schonmal am Rande des Schwarzwaldes, bis wir gleich darauf über das Münstertal in den Schwarzwald hinein fahren. Der Haldenhof ist die erste Bergwertung unserer Tour; er führt uns am Schwarzwälder Belchen vorbei ins kleine Wiesental. Hier können wir ordentlich Fahrt aufnehmen, denn es geht immer leicht bergab bis Schopfheim, ein kurzer Stich, und wir erreichen den Hochrhein bei Rheinfelden, wo wir auch die Grenze zur Schweiz überqueren. Der Tafeljura beginnt direkt südlich des Rheins, und als nächste Bergwertung steht die Sissacher Flue auf dem Programm. Diese ist jedoch nur Aufgalopp zum Höhepunkt des Tages, dem Chilchzimmersattel unweit des Schweizer Belchens, eine herrlich einsame Strecke mit einer gemeinen Schlussrampe. Nach rasanter Abfahrt muss nur noch ein Hügel überquert werden, und wir beenden die erste Etappe in Egerkingen.
Alternative: Wir verzichten auf den Schwarzwald, bleiben im Rheintal und überqueren den Jura am deutlich niedrigeren Oberen Hauenstein.

Nach der doch recht bergigen Auftaktetappe folgt eine flache bis wellige Etappe durchs Schweizer Mittelland, die aufgrund ihrer Länge jedoch auch nicht zu unterschätzen ist. In südwestlicher Richtung führt uns die Route im weitesten Sinne entlang der Aare, an Solothurn vorbei und auf den Bieler See zu. Wir halten uns am Südufer des Sees und treffen kurze Zeit später auf den Lac de Neuchâtel; hier überqueren wir auch den sogenannten „Röschtigraben“, also die Sprachgrenze von der Deutschschweiz in die französischsprachige Romandie. Bis Estavayer bleiben wir in der Nähe des Sees, dann geht es tendenziell eher bergauf, denn wir müssen ja noch die Wasserscheide zwischen Rhein und Rhône überqueren. Das Terrain wird welliger, es ist Durchhaltevermögen gefragt, aber wir können uns schließlich mit der Abfahrt nach Lausanne am Genfersee belohnen. Den Abschluss des Tages bildet dann die Überfahrt mit der Fähre nach Evian-les-Bains am französischen Südufer des Sees, wo wir die Nacht verbringen.

Wir sind in Hochsavoyen angekommen und haben somit die Alpen erreicht. Die ersten Kilometer führen uns am See entlang von Evian nach Thonon, wo die offizielle Route des Grandes Alpes beginnt. Da diese jedoch dem Hochsommer vorbehalten ist, wählen wir stattdessen den schönen Col des Moïses, der herrliche Blicke zurück auf den Genfersee bietet, und genießen die langgezogene Abfahrt das Vallée Verte hinab. Wir queren die Arve und befinden uns kurz darauf im Anstieg zum Mont Salève, dem Hausberg von Genf, dessen Kammstraße uns tolle Panoramen in den Jura zur rechten und mit etwas Glück dem Montblanc-Massiv zur linken bietet. Danach müssen wir nur noch nach Annecy rollen, wo wir direkt am Seeufer des Lac d'Annecy Quartier beziehen.
Alternative: Wir fahren entlang des Genfersees bis Annemasse und fahren dann östlich am Mont Salève vorbei.

Das vierte Teilstück führt uns von Annecy in die hübsche Universitätsstadt Grenoble. Ein Stück lang bleiben wir noch am Seeufer, wählen dann aber den Rollerberg zum Col des Leschaux. (Wer gute Beine hat, kann auch 800 Höhenmeter mehr investieren und noch über den Crêt de Châtillon fahren – tolle Aussicht garantiert!) Es schließt sich der schon etwas steilere Col de Plainpalais an, auch diese langgezogene Auffahrt sollte uns aber nicht vor allzu große Herausforderungen stellen. Dann geht es hinab nach Chambéry, die historische Hauptstadt Savoyens. Hier kratzen wir mittels des Col de Granier am Voralpenmassiv Chartreuse und bekomme die typische felsige Landschaft zu sehen. Statt in der kalten Chartreuse zu bleiben, fahren wir lieber gleich wieder hinab ins Isèretal, dem historischen „Savoie propre“ gleichzeitig sehr malerisches Kerngebiet des Savoyer Weinbaus. Das letzte Etappendrittel führt flach entlang des Isèretals.
Alternative: Wir verzichten auf den Chartreuse-Abstecher und bleiben im Tal. Bei ganz üblen Bedingungen kann man auch von Annecy aus weitgehend flach Richtung Chambéry fahren.

Die fünfte Etappe führt uns wieder ein ganzes Stück in den Süden. Von Grenoble aus wählen wir die Corniche du Drac, eine Höhenstraße, die oberhalb des angestauten Flusses verläuft und schöne Ausblicke auf den markanten Mont Aiguille und den Vercors im Westen bietet. Wir queren dann den Drac über eine etwas abenteuerliche Nebenstraße und sind fortan am südwestlichen Ufer unterwegs, das Terrain bleibt wellig bis hügelig. Dann geht es das Souloise-Tal hinauf, das sich schon bald zu einer wildromantischen Schlucht verengt – sehr sehenswert. Und schließen den Tag mit dem Schlussanstieg nach Superdévoluy ab – diese Bergankunft wurde auch schon von der Tour de France besucht.

Der Tag beginnt mit dem schönen einsamen Anstieg zum Col du Noyer, mit 1664 m Höhe der höchste Punkt unserer Fernfahrt. Schöne Serpentinenabfahrt, Gegenanstieg zum Col de Moissière. Dann jedoch fahren wir ab zum Stausee Lac de Serre Ponçon, und spätestens jetzt liegt auch ein Hauch von Provence in der Luft. Wir sind im Süden angekommen! Der Col Lebraut ist keine große Herausforderung, aber dank seiner Lage oberhalb des Sees ein Landschaftlicher Leckerbissen. Und der Col de Sagnes zum Abschluss zeigt uns dann die einsame Seite der Hochprovence. Wir beschließen die Etappe in Sisteron, herrlich gelegen am monumentalen Durance-Durchbruch.
Alternative: Über den niedrigeren Col de Festere und Gap nach Sisteron.

Eine traumhafte Etappe auf einsamen Nebenstrecken durch die Hochprovence erwartet uns heute. Zunächst können wir nochmals den Durance-Durchbruch bewundern, dann geht es jedoch hinauf zum Col de Font-Belle, der mit schönen Felsformationen und karger alpiner Landschaft überzeugt. Abfahrt nach Digne, und es schließt sich der Col de Corobin an, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht. Für das letzte Etappenviertel müssen wir auf der Route Napoléon fahren, die in diesem Bereich aber zum Glück lange nicht so stark befahren ist wie weiter nördlich, zumal wir völlig außerhalb der Saison unterwegs sind. So können wir auch den letzten landschaftlichen Leckerbissen, die Schlucht am Col des Leques, nochmal ausgiebig genießen, bevor wir heute in Castellane Quartier beziehen.
Alternative: Die Pässe Font-Belle und Corobin können auch im Tal umfahren werden.

Wir sind im Süden. Es ist frühlingshaft mild, die Provence ist aber noch nicht so vertrocknet wie im Sommer - eigentlich sind wir zur besten Reisezeit unterwegs. Wir beginnen die Tour d'honneur in Richtung Nizza mit dem Col de St. Barnabé, gefolgt vom Col de Bleine. Immer noch sind wir im einsamen Hinterland; kaum zu glauben, dass die quirlige Côte d'Azur kaum noch einen Steinwurf entfernt ist. Als letztes landschaftliches Highlight stürzen wir uns dann durch die spektakuläre Gorges du Loup, bis wir nur noch dem Tal folgen müssen bis ans Mittelmeer und die letzten Kilometer entspannt an der Küste ausrollen können. Die berühmte Promenade des Anglais in Nizza ist dann nur noch purer Genuss. Ca y est! Geschafft! Wir sind in Nizza!
Alternative: Bei allerübelsten Bedingungen können wir die Etappe auch komplett über die Route Napoléon fahren.