05.03.2018,
Jan:
Oh, waren wir alle fertig gestern Abend. Die ungewohnte Hitze, die doch lange Strecke, der Gegenwind nach Franschhoek. Entsprechend früh ging es ins Bett, und entsprechend frisch sind wir heute morgen. Fast alle. Ich fühle mich gar nicht gut, aber Jan Slabberts Wunderkaffee zum Start bringt mich wieder auf die Beine. Gleich von Anfang an geht es in drei Gruppen los, direkt in den Franschhoek Pass. Letztes Jahr bin ich ihn nur im Auto gefahren, als mich Daneel mit seiner Familie hoch gefahren hat. Aber ich wusste sofort, ich muss mit dem Rad wieder kommen, und endlich bin ich hier.
Gruppe 2 hetzt sich nicht heute. Jeder schlägt sein Wohlfühltempo an, und ich fühle mich zum Glück viel besser als erwartet. So mache ich Fotos von allen Gruppenteilen einschließlich der Boland 8, die sich uns heute in ihrem rosa Outfit angeschlossen haben.
Der Wind bläst uns nur auf den ersten Kilometern ins Gesicht, nach der unteren Kehre schiebt er uns nach oben, so dass wir uns voll auf den Genuss der Landschaft konzentrieren können. Es ist einfach wunderbar hier. Der Blick schweift über die Weinberge, über den Ort Franschhoek hinaus bis weit in die Ebene Richtung Stellenbosch, auf den anderen drei Seiten ragen scharfe Felsgrate hervor. Ein Traum! Kurz vor der Passhöhe beendet die obere Kehre die Auffahrt über den Panoramabalkon. Wir wenden uns nach Osten, passieren eine Quelle, an der einige Einheimische gerade Wasser fassen, und erreichen die Passhöhe, an der sich noch einmal die Aussicht Richtung Franschhoek eröffnet. Wir machen Fotos in der Sonne und sagen Franschhoek Goodbye, und hoffentlich Auf Wiedersehen im nächsten Jahr. Ein toller Pass!
Bergab bläst uns der Wind ins Gesicht. Unten halten wir staunend am Theewaterskloofdam: das ist also übrig geblieben von Kapstadts Trinkwasserreservoir. Im Wesentlichen nichts! Im Breereviervallei bläst uns der Wind hart ins Gesicht, wir fahren Einerreihe und wechseln alle 500 m. Nach dem für mich namenlosen Pass wartet Eugene mit der zweiten Verpflegung auf uns. Gut, denn es wird schon wieder anstrengend. Daneel mit seiner schnellen Gruppe schießt vorbei. Jetzt schon, dabei sind sie 45 Minuten später gestartet. Aber wir haben auch wieder frische Kraft getankt, und lassen uns von unseren Hormonen leiten. Wir sind 12, die nur 5. Sie haben sich den zwischenzeitlich vorausgeeilten Boland-8 angeschlossen, als wir vorbeiziehen. Mit einer großen Gruppe werden wir nicht langsamer, mittlerweile schiebt uns auch der Wind ordentlich an. Wir segeln!
Und genießen die tolle Landschaft. Das Breederivervalley, auf das wir nun zusteuern, liegt inmitten der höchsten Berge des Westkaps und ist als der Obstgarten Kapstadts bekannt. Das Tal ist unglaublich fruchtbar, Plantagen erstrecken sich bis zum Horizont. Was für ein gesegnetes Land! Was für ein gesegnetes Land in einer bisher ungekannten Dürre. Der Breederiver hat letztes Jahr noch ein weites Sumpfland ausgebildet, aber dieses Jahr ist er zu einem schmalen Rinnsal verkommen. Die Brücke, die letztes Jahr noch in Bau war, überspannt nun im fertigen Zustand allenfalls ein paar unzusammenhängende Tümpel.
Endlich sehen wir die Aufschrift Goudini Spa in der Ferne an den Felswänden, die das Breederiver Valley vom Slanghoek Valley abgrenzen. Schon um 1 Uhr finden wir uns in der grotesk steilen Auffahrt zu den Slanghoek Cottages wieder, in denen uns ein opulenter Imbiss mit Drywoers, Biltong, Trockenfrüchten, Nüssen, Nektarinen, Bananen, Wasser und Bier erwartet.
Eine weitere eindrucksvolle Etappe durch Südafrika liegt hinter uns. Und eine lange Regenerationspause vor uns. Was für ein Leben!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute steht gleich früh morgens der härteste Anstieg der Kapregion auf dem Plan, der Franschhoek Pass. Genau an unserem Etappenort Franschhoek endet das Flußtal, ab hier zieht sich die Passstraße mit nur einer Kehre über 7 km und 450 Hm zur Passhöhe, mit ständig besser werdenden Blicken auf das gewaltige Bergpanorama rund um Franschhoek, das an die Dolomiten erinnert.
Auf der gegenüberliegenden Seite geht es auch rasant, aber nicht ganz so steil hinab. Wir folgen einem relativ eng eingeschnittenen Flusstal hinunter zum hier aufgestauten Sonderend River und weiter in die Kleinstadt Villiersdorp. Die nächsten 50 km nach Worcester folgen vornehmlich flach dem Breerevier Valley. Der Krüppelbewuchs rechts und links der Straße gibt keinerlei Schatten, und die Sonne steht hier ohne Gnade vor uns im Norden. Ein kleiner Pass, der aus dieser Richtung kaum wahrnehmbar ist, bringt etwas Abwechslung hier im Nirgendwo. Worcester liegt dann wieder in einem äußerst fruchtbaren Tal, dem Breede Valley, das sich rund um Worcester und Goudini zu einer weiten Hochfläche verbreitert. Sie wird von hohen Bergen umgürtet und intensiv für den Obstanbau genutzt - ein wunderschönes Tal, besonders, wenn wir morgen früh die Sonne darüber aufgehen sehen.