09.11.2017,
Jan:
Ligurien ist die dienstälteste quäldich-Frühlings-Destination, und in keiner anderen Region hat quaeldich.de mehr Reisen durchgeführt, 2018 begehen wir dort in der Woche vor Ostern
vom 24. bis 31. März unseren Saisonauftakt. Auf der ersten geführten Reise dorthin im Jahr 2009 haben wir sehr viel gelernt. Es war die erste quaeldich-Reise mit an die 30 Teilnehmern, und erst
Torsten musste
Lukas und
mir erklären, dass wir drei Guides brauchen. Und in der Tat verlangte das sportliche Spektrum des Teilnehmerfeldes genau dies. Die Geburtstunde des Guides No 1, wie Torsten seitdem respektvoll genannt wird, denn nur bei ihm ist das Wetter besser, die Berge flacher und die Teilnehmer begeisterter. Aber ich schweife ab. Warum also Ligurien. Warum also Chiavari?
Chiavari: Sonne, Berge und Meer
Der Standort unseres Saisonauftakts in Ligurien ist die quirlige Kleinstadt Chiavari, 35 km östlich von Genua am Mittelmeer. Rund um Chiavari reicht der Apennin direkt ans Meer, und selbst die direkt am Meer verlaufende Via Aurelia ist nicht wirklich flach. Chiavari, der
chiave delle valle, ist der Schlüssel zu drei Tälern, die bei Chiavari ins Meer fließen: das Valle Fontanabuona, das Valle Sturla, und das Val Graveglia, die sich allesamt tief in den Apennin eingegraben haben. Diese exponierte Stellung eröffnet dem geneigten Rennradfahrer schier unendliche Möglichkeiten. Anstiege jeder Couleur können zu Touren beliebigen Schwierigkeitsgrades kombiniert werden.
Die erste Welle des Apennin erreicht schon eine Höhe von 1000 m und liegt nur 30 Straßenkilometer vom Meer entfernt. In den sanften Flusstälern, etwa zum Forcella, zum Bocco und zum Biscia, erreichen die Steigungswerte kaum einmal 7 %, auf den steilen Stiche, die die Flanken der Täler erklimmen, kann es auch schnell einmal zweistellig werden.
Aber so früh im Jahr achten wir auf einen gesunden Mix und setzen das Hochprozentige äußerst zurückhaltend ein. Das übrigens ist auch eine Entwicklung aus nun mehr als zehn Jahren Reiseveranstaltung: anfangs hingen wir stark dem Motto
steil ist geil an und hängten einen Steilstich an den anderen, heute sehen wir zu, dass zwar am Ende des Tages ordentlich Höhenmeter auf der Uhr sind, das
Rennradfahren aber nicht zu kurz kommt. Und der sagenumwobene Flow sowohl an manchen Anstiegen als auch in flüssigen Abfahrten und Talpassagen nicht zu kurz kommt.
Ursprüngliches Italien
Italien ist als Land des
Dolce Vita, des Caffè, des Weins, der Pizza, des guten Essens an sich berühmt. Anderswo hat man diese Vorzüge in überzeugende Tourismuskonzepte gegossen. Nicht so im Hinterland von Chiavari, durch das unsere Touren führen. Schon die oben genannten drei Täler, erst recht allerdings die Täler hinter der ersten Kette des Apennin, haben sich eine Ursprünglichkeit erhalten, die man anderswo suchen muss.
Gastronomie am Tage
Dennoch ist die gastronomische Infrastruktur intakt, jeder Ort hat noch ein Ristorante, eine Trattoria oder eine Osteria, die dank eines kostengünstigen Pranzo di Lavoro, dem Arbeitsessen, mittags stets gut besucht sind. In Italien wird das Mittagessen der Bauarbeiter mit in das Bauvorhaben eingepreist, und so sind die Restaurants unter der Woche stets voll. Und eine flächendeckende Infrastruktur gewährleistet, was für uns ein großes Glück ist. Das Pranzo di Lavoro ist ein volles italienisches Menu, mit Suppe, Primo, Secondo, Dolce und Caffè und kostet meist unter zehn Euro. Es wird meist von der Mamma zubereitet, so dass man stets neue einfache Gerichte kennenlernt. Ich kann mich noch gut an
Christophs Begeisterung anlässlich einer Tagliatelle Cinghiale erinnern – Pasta mit Wildschwein.
Wem ein volles Menu zu viel ist, kann eine Bar für ein Panino besuchen oder das Secondo weglassen, was die Bedienung allerdings vor schier unlösbare Aufgaben stellt, denn wie soll sie ein unvollständiges Pranzo di Lavoro abrechnen?
Gastronomische Streifzüge am Abend
Zwar ist Chiavari im Sommer mit Badegästen bevölkert, im Frühling aber ist der Ort den Einheimischen überlassen, die die historische Altstadt mit ihren ungezählten Bars und Restaurants durchstreifen und für ein lebendiges Nachtleben sorgen.
Nach einem langen Tag auf dem Rad schließen wir uns den Italienern an und verbringen die Abende in wechselnden Restaurants, die allesamt mit authentischer ligurischer Küche aufwarten. Sehr gerne besuchen wir Luchín mit seiner Farinata aus dem großen Holzofen, die Cantina Reggiana mit ihrem reichhaltigen Antipasto Misto del Mare, die ich mir vorher nicht vorstellen konnte, oder Ivo mit seiner einfachen, unaufgeregten und köstlichen Focaccia al Formaggio. Bei Ivo wurde 2009 im Laufe eines unvergesslichen Abends der Mythos meiner Stärke im Abendprogramm geboren. Wie gesagt, ein Mythos.
Bruna, un altro litro del vino.
Aber ganz so ausschweifend wird es natürlich zumeist nicht, wir wollen ja schließlich vor allem am nächsten Tag ausschweifend Rad fahren. Dennoch geht es meistens noch auf einen schnellen Absacker ins Defilla, auf einen Grappa, einen Caffè oder einfach nur ein hausgemachtes Eis.
In Ligurien kombinieren wir also ausgedehnte Streifzüge in den herrlich ruhigen Apennin mit einem intensiven Erlebnis der traditionellen, ursprünglichen italienischen Lebensfreude.
Bei unserem
Saisonauftakt in Ligurien vom 24. bis 31. März 2018. Willkommen!