07.04.2018,
majortom:
Wir sind zurück in der Provence! Und sensationellerweise belegen wir heute im Speisesaal zum Abendessen nicht nur einen Tisch, sondern vier. Wir sind ausgebucht, was sensationell ist, wenn man bedenkt, dass wir im letzten Jahr noch ganze elf begeisterte Provence-Rennradfahrer waren. Die Vorfreude ist also groß auf eine Woche mit beeindruckenden Schluchtenlandschaften, heroischen Anstiegen und provenzalischer Lebensfreude.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr haben wir das Programm leicht verändert, und statt einer Abschlussrunde am Abreisetag einen Prolog am Anreisetag aufgenommen. Die Vorfreude war nach einem ausgedehnten Winter wohl so groß, dass selbst diejenigen mit tagelanger Anreise rechtzeitig zu Hause aufgebrochen sind, um pünktlich um 15 Uhr in voller Montur vor dem Haupteingang des Hotels zu stehen. Die eher mittelmäßigen Wetteraussichten für die kommenden Tage haben uns dazu bewogen, auf die 49 km noch einen Abstecher nach Fontaine-de-Vaucluse zur größten Quelle Frankreichs einzustreuen.
Aber was kümmern uns heute die Wetteraussichten für die kommenden Tage, wenn die Sonne scheint. Sie brennt zwar nicht vom Himmel, aber es ist warm genug für die kurz-kurz-Premiere. Also können wir eigentlich morgen schon wieder glücklich abreisen... Leider hat auch der Mistral nachmittags etwas aufgefrischt, und nach dem Start des zunächst in zwei Gruppen aufgeteilten Pelotons macht uns der Südostwind mächtig zu schaffen. Für den Auftakt habe ich die flache Variante bis Gordes gewählt (wobei ich im ersten Anstieg dann gleich korrigiert werde: "Ebene? Das waren zwei Prozent!"), so dass wir das Tempomanagement optimieren können. Im Süden ragt der Lubéron auf, im Norden das Plateau de Vaucluse, und wir steuern auf den schönen mittelalterlichen Ort Gordes zu.
Hier geht es dann auch in den ersten Pass der Woche, den Col des Trois Termes. Der zugegebenerweise mit etwas Mut zur Lücke eingeplant wurde, aber sich als absoluter Leckerbissen entpuppt. Schöne Aussichten über die Ebene des Comtat, tolle Felsformationen, schmale Straße (leider wird diese auch gerade von einer Horde Motorradfahrer heimgesucht), und die karge, dünn bewaldete Vegetation, die so typisch für das exponierte, windanfällige Plateau de Vaucluse ist. Als ich im Grupetto an die Passhöhe komme, wird dort schon jubiliert. Das erste Passschild! Yeah! Und die schluchtartige Abfahrt ist ein Traum!
In der Abfahrt folgen wir dem Track (Grüße an Ilka). Und finden so den gar nicht so geheimen Abzweig nach Venasque, noch ein schöner provencesker verschlafener Ort. Und auch die Nebenstraßenstreckenführung nach Roque-sur-Pernes funktioniert und entpuppt sich als wunderschön mit überhängenden Felsformationen. Großartig. Auch wenn das ständige auf und ab auf diesem Abschnitt seinen Tribut fordert. In Roque weichen wir dann vom Plan ab und fahren über Saumane ab. Der Abstecher nach Fontaine-de-Vaucluse wird dann allerdings erst zweistimmig, dann einstimmig abgeleht. Wunderbar, denn dann bleibt die Route touristique auch weiter ein Pfeil in meinem Tourenplanungsköcher. Der geneigte Blog-Leser darf gespannt sein.
Nachtrag: Held des Tages ist Guy (der Luxemburger Willi), der nicht nur dem Berichterstatter mit einem Trüffelschweinpfad entlang der Sorge zum Etappenabschluss die Show stiehlt, sondern auch einen Monatslohn bei Le Cri des Crocs (der sensationellen Burgerbude) in
bière allemande für die Schmutzbierfraktion investiert.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Unser Prolog am Anreisetag führt uns hinauf auf das Plateau de Vaucluse, das sich direkt hinter unserem Standort Isle-sur-la-Sorgue aus der Ebene erhebt. Wahlweise statten wir noch der größten Quelle Frankreichs in Fontaine-de-Vaucluse einen Besuch ab oder fahren gleich am südlichen Rand des Plateaus in das hübsche mittelalterliche Örtchen Gordes. Der Pass des Tages ist der nicht allzu hohe, aber dennoch sehr schöne Col des Trois Termes. Anschließend geht es am Westrand des Plateaus wieder nach Isle zurück.