Tja, irgendwer hat wohl in der letzten Woche den Teller nicht aufgegessen. Und hat somit unfreiwillig dafür gesorgt, dass das Regenradar in der Guideloft in Dauerschleife läuft, und wir ständig aufgrund der ungewöhlich nasskalten Wetterlage neue Pläne entwicken, verwerfen und aktualisieren, um den äußeren Gegebenheiten gerecht zu werden. Heute ist uns das mal wieder gelungen. Außerdem hat der Foodtruck heute und morgen zu... wie sollen wir diese Tage nur ohne unser liebgewonnenes
bière allemande bei Matthieu überstehen? (Danke an Guy für die Recherche des Namens des Burgerbraters - er hat versprochen, den noch nicht herausgefundenen Namen seiner Co-Braterin bei nächster Gelegenheit nachzureichen. Herzlichen Dank an diese Stelle für das sensationlle Team des Cri des Crocs.)
Und so schlafen wir heute alle ein wenig länger, frühstücken ein wenig ausgiebiger und starren hinaus in den Garten, um die Stärke des Niesels abzuschätzen. Bis elf Uhr hört es auf. So dass zumindest die sparsamen Schwaben unter uns die volle Frühstückszeit von sieben bis zehn Uhr nutzen können und alle Knöpfe am Kaffeeautomat mal durchprobieren. Ein großes Lob an dieser Stelle mal für das Frühstücksteam des Hotels, das uns jeden Morgen ein tolles Buffet serviert. Um elf Uhr ist Start, zum Nachmittag hin wird es besser. Und wir ziehen die Ruhetagsrunde in die Alpilles vor, die ja eigentlich eh zu lange für eine Ruhetagsrunde ist.
Punkt elf Uhr wird gestartet. René kann es kaum erwarten und bläst zum Aufbruch, als bei Toms Sportiven gerade noch die letzten Waden eingeölt werden, so dass die Ausdauernden heute zuerst en route sind. Die Sportiven folgen, und dann scheuche ich auch die Entspannten los. Bei völliger Trockenheit von oben wohlgemerkt. Alles was uns heute noch ins Gesicht spritzt, ist nämlich kein Regen, sondern nur die Gischt vom Meer. (Einschub: leider habe ich in einer alzheimeresken Attacke völlig verdrängt, dass Ilka noch ihren Storchenschlauch wechseln muss, so dass sie gleich mal ungewollt ihre Guide-Fähigkeiten testen kann. Mit Bravour bestanden. Mea culpa. Ilka, wenn du willst, fahr ich nochmal nach Saint Hubert und klaue einen der Welpen für dich...)
Ein Fauxpas kommt selten allein, und so lotse ich kurze Zeit später Martina, die ihre Sportive Gruppe verpasst hat, auf eine nur bedingt korrekte Fährte. So dass ich meine Gruppe in die Hände von Stephans Garmin gebe, und Martina im Einzelzeitfahrtempo verfolge, um sie auf den rechten Weg zu weisen. Poursuivant de la Poursuivante. Kein leichtes Unterfangen, ein Mitglied der sportiven Gruppe einzuholen, das gerade full power durchdrückt, um die sportive Gruppe einzuholen. Trotz unseres Paarzeitfahrens sind sie leider schon weg, und ich integriere uns wieder in meine entspannte Gruppe, die auch guidelos bravourös den Weg nach Caumont-sur-Durance findet.
Von da ab wird dann alles weniger hektisch. Wir rollen gemütlich durch die schönen Dörfer und entlang der Gewächshauskolonien, immer auf die Alpilles zu. Dieser Mini-Höhenzug ist aufgrund seiner spektakulären Kalksteinformationen tatsächlich die lange Anreise durch die Ebene wert, auch wenn der Pass mit dem schönen Namen Col du Val d'Enfer gerade mal 200 Höhenmeter hat. Spätestens auf der Stichstraße zum Aussichtspunkt wissen wir jedoch, warum wir hier raufgefahren sind. Herrliche Landschaft, das imposante Les Baux auf dem Bergsporn, Fernsicht bis zu den Wolken, in denen der Mont Ventoux hängt. Doch gute Laune allerorten!
Wir fahren ab nach Maussanne, wo wir eine sensationelle Location für die Mittagspause finden. Topseller: das Omelette. Ein authentischer Mittagspausenstop, wer vermisst da noch die Burgerbude? Das kommende Stück am Südrand der Alpilles ist vielleicht eine Spur weniger spektakulär als der Col du Val d'Enfer, aber in meinen Augen das Highlight der heutigen Etappe. Und das nicht nur, weil wir plötzlich in der Sonne unterwegs sind. Die idyllischen Olivenhaine, von Kalksteinfelsen umgeben, stellen einfach einen tollen Abschnitt dar. Und auch der zweite Mini-Anstieg des Tages, den wir Col du Destet getauft haben, macht richtig Spaß.
Dann geht es wieder weitgehend flach nach Isle zurück. Wir finden den Flow auf der langen Straße durch den einsamen Wald, verlieren ihn dann etwas bei der Passage durch Cavaillon, geraten nochmal in einen Wolkenbruch, und sind dann wieder zurück am Hotel. Sensationelle Alpilles, es hat wieder mal richtig Spaß gemacht.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am vierten Tag will man es heute vielleicht mal etwas ruhiger angehen - ein legitimer Wunsch. Wer den Tag nicht komplett am Hotelpool verbringen möchte, kann die Alpilles entdecken. Hinter diesem Begriff (,,Kleine Alpen") verbirgt sich ein Mini-Höhenzug, gerade mal etwas mehr als lächerliche 200 m hoch. Lohnt sich nicht? Doch, denn die Alpilles sind ein absolutes landschaftliches Highlight, und für die hellen Felsen und das mittelalterliche Les Baux kann man schon mal die weitgehend flache Anfahrt auf sich nehmen.