03.09.2016,
Jan:
Seit Tag 1 dominiert Sabine die sportive Gruppe nach Belieben. Da ich heute auch einmal für Bilder aus dieser Gruppe sorgen möchte, tausche ich einmal mit Peter.
Die Strategie ist die folgende: am Col de Portet d'Aspet mit Sabine matchen, am Menté im Mittelfeld fahren und am Peyresourde im Groupetto.
Die flache Anfahrt nach Saint-Lary drücken wir zügig, aber entspannt weg. In Saint-Lary halte ich das Tempo beim Beginn der Anfahrt, und bin mir zwischenzeitlich schon sicher, dass Sabine nicht mehr rankommen kann, aber im Steilstück hinter Portet d'Aspet stellt sie mich gnadenlos, und ich habe keine Chance, die letzten 100 Höhenmeter an ihr dran zu bleiben. Sehr krass! Respekt!
Oben treffen wir die entspannte Gruppe, die eine halbe Stunde vorher losgefahren ist und alle Ankommenden anfeuert.
Die Abfahrt ist einfach extrem. Sehr eng, sehr steil, sehr unvorhersehbar. Am Denkmal für Fabio Casartelli halten wir kurz an und finden uns gleich in der Anfahrt zum Col de Menté wieder. Schnell muss ich einsehen, dass das Mittelfeld der Gruppe mir zu schnell ist. Noch im Gruppetto werden 1000 Hm/h gedrückt – diese ist die schnellste sportive Gruppe, die ich je geführt habe. Und meine Strategie ist gescheitert. Aber im Gruppetto kann ich den Anstieg zum Menté genießen, der ans deutsche Mittelgebirge erinnert. Noch sind die Temparaturen erträglich, und der obere Abschnitt liegt ohnehin im Wald.
Am Menté treffen sich alle Gruppen, und wir machen eine lange Pause. Der Großteil der Höhenmeter ist absolviert, und gefühlt ist die Etappe schon fast im Kasten.
Die Abfahrt ist sensationell schnell. Anders als am Portet d'Aspet kann mans richtig laufen lassen, auch wenn uns ein Platten am Hinterrad kurz aufhält.
Jetzt muss die Talpassage nach Luchon weggedrückt werden, aber das geht in dieser Gruppe schnell und relativ schmerzlos. Der Schmerz wächst dann zum Peyresourde. Im Tal zeigen die Tachos 44 Grad an, die Hitze ist unerträglich, und ich fühle mich im Gruppetto nicht mehr wirklich wohl. Die anderen aber auch nicht, und so kriechen wir ungewohnt langsam gen Pass. Der ist ja im oberen Bereich auch richtig schön, aber Genuss will bei mir nicht mehr so recht aufkommen.
Ob die Geier wohl uns meinen?
Dann sind wir doch noch oben, und: welch Freude! Die Crêperie hat wieder geöffnet. Letztes Jahr war nur eine Ausnahme. Eine Lawine war Schuld. Perfekt!
Und der Lohn der Schinderei ist eine frühe Ankunft im Hotel und ein Sprung in den Pool. Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Klassiker-Stimmung liegt in der Luft. Die sechste Etappe führt uns über den Col de Portet d'Aspet, den Col de Menté und den Col de Peyresourde, den wir auf der ersten Etappe in der Gegenrichtung befahren haben.
Der Portet d'Aspet ist der kürzeste, aber anspruchsvollste von den dreien. In der Abfahrt vom Portet d'Aspet heißt es langsam zu fahren, um am Denkmal für den 1995 tödlich gestürzten Fabio Casartelli an- und innezuhalten.
Auch die Auffahrt zum Col de Menté liegt komplett im Wald. Die 20 km lange Talpassage entlang der Pique nach Bagnères de Luchon ist etwas eintönig und schon von der ersten Etappe bekannt, aber für die meisten sicherlich der landschaftlich äußerst reizvollen Befahrung des Port de Balès vorzuziehen (plus 33 km / 1.100 Hm) - diese Option kennen wir zudem schon in der Gegenrichtung vom ersten Tag.
In Bagnères steht nun der sehr gut fahrbare Peyresourde an, mit dem wir den dritten Pyrenäenklassiker des Tages in unser Palmarès einschreiben können.