19.05.2018,
majortom:
Wie Phoenix aus der Asche ist der bekannteste Astmatiker der westlichen Hemisphäre auferstanden und hat mehr oder weniger souverän die Giro-Etappe auf dem Zoncolan gewonnen. Währenddessen saß das Peloton unserer Trainingwoche in der Provence in Jackys Hotelbar, verdrängte die ergiebigen Gewitter, die über den Baronnies niedergingen, und verfolgte besagte Giro-Etappe im Fernsehen. Nur um sich kurz darauf ebenfalls wie Phoenix aus der Asche zu erheben und die Prolog-Runde im Anschluss zumindest noch in einer abgespeckten Variante in dem kurzen Zeitfenster zwischen Ende des Regens und Abendessen zu absolvieren.
Also stehen wir nicht wie geplant um 15 Uhr, sondern erst um 18 Uhr bereit, um in die Trainingswoche in der Provence zu starten. So ganz trauen wir dem Braten noch nicht. Im Osten hängen noch dunkle Wolken, während im Westen strahlend blauer Sommerhimmel zu erkennen ist. Zum Glück führt unsere Variante nach Westen. Die Begrüßungsansprache fällt aufgrund der fortgeschrittenen Zeit eher kurz aus, und wir starten in unseren drei Gruppen in die kurze Etappe. Eigentlich habe ich ja eine Todsünde begangen, indem ich den Prolog teils über terra incognita geplant habe. Tatsächlich sind wir den Col de Propriac in der Hügellandschaft der Baronnies bislang noch nie gefahren.
Am ersten Hügelchen entpuppt sich die Gruppendisziplin noch aus ausbaufähig, aber auch dafür ist ein Prolog ja da. Die Gruppen müssen sich erst finden. Wir wissen das natürlich, also alles entspannt. Nach kurzer Zwischenabfahrt starten wir dann in den Col die Propriac, eigentlich nur ein popliges Hügelchen, aber heute der Pass des Tages. Es macht Spaß, denn das Sommerwetter hat sich endgültig durchgesetzt, wir fahren unter provenzalischer Sonne, einsame Nebenstrecke, viel Flair, ein Traum. Da ich spontan den Plan fasse, doch noch ein paar Kilometer mehr zu fahren, bemühe ich mich, zu Toms sportiver Gruppe aufzuschließen, was mir aber nur bedingt gelingt. Trotzdem bekomme ich nach der wunderschönen Kehrengruppe vor der Passhöhe dann gleich den wohlgemeinten Hinweis: "Das war eigentlich zu schnell für die ausdauernde Gruppe, oder?" Ja, war es wohl.
Die Stimmung ist gut, die Euphorie ist groß, und wer könnte es uns verdenken. Wir sind in der Provence, und aus dem verregneten Nachmittag ist noch ein wunderschöner sonniger Abend geworden. In der Abfahrt cruisen wir durch die Weinberge des Côtes du Rhône. Malerische Dörfer, sanfte Hügel, und dann taucht auch noch der Mont Ventoux in seiner vollen Pracht auf – vorhin hing er noch in den Gewitterwolken. Yeah! würde Jan jetzt sagen. Yeah! sagen auch wir.
Inzwischen haben sich ausdauernde und sportive Gruppe vereinigt und nehmen gemeinsam die Rückfahrt durchs Ouvèze-Tal auf. Leichter Gegenwind, was solls. Auch den Col-Saint-Michel-Nupsi nehmen wir souverän mit und rollen so nach lächerlichen aber grandiosen 32 Kilometern wieder in Buis ein.
Disclaimer: Der Bericht ist so kurz, weil die Etappe so kurz war, und nicht weil
le monsieur avec des cheveux longues ihn geschrieben hat.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Unsere Reise beginnt am Samstag mit einer kurzen Einrollrunde am Nachmittag. Wir verlassen unseren Standort Buis aus direkt in die Hügellandschaft nördlich des Ouvèze-Tals, so dass der niedrige aber sehr schöne Col de Propiac zum ersten Pass unserer Trainingswoche wird. Durch bekannte Weinorte des Côte de Rhône-Gebiets wie Puyméras arbeiten wir uns vor nach Vaison-la-Romaine. Das von römischen Bauwerken geprägte Städtchen stellt den Wendepunkt dar. Ab hier geht es entlang der Ouvèze wieder nach Buis zurück, zunächst auf einem schönen Bahntrassenradweg, dann auf der Landstraße.