11.09.2015,
Jan:
Was für ein geiler Tag. Erst alle auf den Zoncolan – Jeder in seinem Tempo, alle bester Laune, denn schwerer als der Lanzenpass zeigt sich der Zonchi heute nicht. Ich finde die Horrorgeschichten über den Pass unangemessen. Eine spätere Umfrage ergibt, dass 5 Personen den Zoncolan schwerer finden, 6 den Lanzenpass. 2 sind unentschieden, einige enthalten sich, weil sie einen von beiden nicht gefahren sind.
Sowieso – der Zoncolan ist ein Pass, wie ich ihn mag. Schmale Straße hoch, breite Straße runter (nagut... ab der Skistation).
Kurz darauf finden wir uns am Dorfplatz von Paluzza ein und plündern Bäckerei und Dorfcafé. Die Laune könnte besser nicht sein. Alle, die ihn versucht haben, haben den Zonchi gut geschafft, und jetzt steht nur noch der leichte Plöckenpass zwischen uns und dem Etappenziel Tröpolach.
Am Plöckenpass ruft Hannes ein Ausscheidungsrennen aus und folgt dieser Vorgabe nach einigen Kilometern hohen Tempos. Sonny fragt "wie... ist das schon der Berg?" und bleibt auch zurück, aber Marc hängt hartnäckig hinter mir. Langsam werde ich nervös, denn es ist anstrengend.
Der Plöckenpass ist aber voll mein Ding. Nie steiler als 6 Prozent, und so kann ich ihn mit 50:26 fahren. Fein!
Oben sammeln wir uns und freuen uns an der Aussicht, bald im Ziel zu sein. Die Abfahrt nach Mauten hat Hannes als sehr schlecht angekündigt, und wie immer hat er Recht, gerade am Hochwald ähnelt die Straße einem Flickenteppich. In Mauten halten wir uns rechts und folgen der schmalen Straße rechts der Gail abfallend Richtung Tröpolach. Der Belag ist auch hier brüchig, aber die Landschaft wunderschön, und so können wir die letzten 25 km genießen, bevor wir nach Tröpolach einreiten und den Tag auf der Sonnenterrasse unseres Hotels ausklingen lassen. Danach ist immer noch Zeit für die Sauna, bevor wir trotz unserer Müdigkeit noch lang am Abendessenstisch beisammen sitzen. Letzter Abend schon!
Jans Track auf Strava
Bericht von 2014
Überraschend ist am Morgen der Himmel blau und die Sonne blinzelt über den Berg, der uns heute Schmerzen bereiten soll. Freude kommt auf. Das Frühstück fällt üppig aus, doch wir müssen uns ein wenig zurückhalten. Pünktlich um 9 geht es los und nach wenigen Metern rollen wir schon in den berühmt-berüchtigten Anstieg. Das geschlossene Feld zersplittert rasch in seine Einzelteile und so kurbelt und kreuzt jeder hinauf. Irgendwann wird es kurz flacher (kurz vor den Tunnels), die Aussicht lässt auch wenig Wünsche offen und im Schlusshang erwarten uns zwar keine Menschenmassen, doch der Giro ist dank der Aufschriften allgegenwärtig. Alle Aspiranten kommen gut nach oben und auch gut wieder hinunter nach Sutrio, wobei einige unerwartet über die steile Variante nach Priola abfahren und erst in Paluzza wieder zur schon kalorienaufnehmenden Truppe stoßen.
Drei motivierte Wagemutige nehmen die Forcella Lius, den Lanzenpass und das Nassfeld in Angriff - es soll Richtung 4000 Hm gehen. Der Rest plündert eine Bäckerei und ein Cafe und fährt danach in drei Gruppen bei Sonnenschein hinauf zum Plöckenpass. Der Schlusshang mit gleichmäßigen Kehren und einigen Tunnels ist ein Traum! Die Abfahrt auf Kärntner Seite lässt hingegen in Bezug auf den Straßenbelag viele Wünsche offen und verpasst Martins Hinterrad einen Achter. Ab Kötschach-Mauthen geht es zuerst auf Nebenstraßen (wieder mit verbesserungswürdigem Belag) und dann auf der Hauptstraße gegen den Wind zum Hotel. Einige Regentropfen können uns da auch nicht mehr ausbremsen. Als gerade die letzten Mechanikerarbeiten in Gange sind, rollen die verdreckten Helden ein, denn am Nassfeld hat es geregnet - irgendwie muss es ja auch zu seinem Namen kommen.
Vor dem Abendessen bleibt noch Zeit für die Sauna - genial! Leider ist heute auch schon der letzte Abend der Tour...
PS: Der Bilderupload wird weiterhin von den Internetverbindungen der Hotels bestreikt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute ist der Tag des angeblich härtesten Anstiegs des Giro d'Italia. Von den Tifosi wird er als
Kaiser, von anderen eher liebevoll als
Zonchi bezeichnet, der
Monte Zoncolan. Eine Einrollphase gibt es nicht, denn direkt in Ovaro beginnt der Anstieg. In Liariis erreichen wir die Porta per l'inferno, das Tor zur Hölle, wie bei vergangenen Giro-Etappen zu lesen war. Auf 6 km geht es 900 Hm nach oben – alleine schon die nackten Zahlen lassen einen schaudern und dennoch will man diesen legendären Anstieg einmal gefahren sein.
Oben angekommen haben wir den härtesten Teil des Tages geschafft. Die Abfahrt nach Sutrio erfordert einige Aufmerksamkeit. Unten angekommen wenden wir uns Richtung Norden und damit dem
Plöckenpass zu. In engen Kehren und einige Tunnels geht es der Passhöhe und damit auch der österreichisch-italienischen Grenze entgegen. Die Abfahrt endet in Kötschach-Mauthen im Gailtal, in dem wir abwärts bis Tröpolach die letzten flachen 25 km zurücklegen.
Wer den Monte Zoncolan nicht in seinen Palmarès stehen haben will, der kann ihn über die Sella di Valcada nördlich umfahren.